10.07.2013 17:26:30
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DER AKTIONÄR Online Tipp des Tages: Heißer Sommerflirt
Endlich hat es gefunkt: Der Großaktionär der Wahl ist gefunden. Die Verehrer drängeln sich. In Jena gaben sich zuletzt Investoren die Klinke in die Hand. Alle zwei Wochen soll bei Analytik Jena ein potenzieller neuer Großaktionär vorstellig geworden sein. Doch die viel umgarnte Analytik Jena AG zu überzeugen ist nicht einfach. Einen Korb erhielt etwa vor zwei Jahren der holländische Konkurrent Verder. Analytik Jena (WKN 521 350) wehrte sich mit Händen und Füßen gegen eine noch größere Einflussnahme des einst größten Aktionärs. Die vom Land Thüringen kontrollierte Beteiligungsgesellschaft bm-t bremste 2012 schließlich die heißblütigen Annäherungsversuche Verders brüsk über eine Kapitalerhöhung aus. Sein Herz öffnet Analytik Jena offenbar erst jetzt. Im Juni 2013 scheint der Wunschpartner gefunden. Sein Name ist Endress+Hauser (E+H). Der Konzern ist vielfach größer als Verder und hat mit einer Netto-Cashposition von rund 500 Millionen Euro reichlich finanzielle Potenz. Zarte Bande knüpften die beiden Firmen schon im März 2012, als sich E+H mit drei Prozent beteiligte. Richtig die Muskeln ließen die Schweizer nun vor wenigen Tagen spielen: Zu einem offensiven Preis von 13,32 Euro je Aktie griff sich der Milliardenkonzern ein knapp 11-prozentiges Aktienpaket von Analytik-Jena-Mitgründer Jens Adomat.
Fernziel Übernahme? Die Chemie zwischen dem Großaktionär (20 Prozent) und dem Analytik-Jena-Management scheint diesmal zu stimmen. Aktuell weilt E+H-Chef Klaus Endress noch im Urlaub. Aber ein Treffen mit Analytik-Jena-CEO Klaus Berka ist schon ausgemachte Sache. Eine weitere Annäherung ist gut möglich. "Ein eigener Ausbau der Beteiligung durch den Erwerb weiterer Stimmrechte an der Analytik Jena AG innerhalb der nächsten zwölf Monate ist beabsichtigt", meldeten die Schweizer mittlerweile. Theoretisch denkbar ist auf mittlere Sicht ein weiteres finanzielles Engagement der Schweizer, das in einem Übernahmeangebot münden könnte. Marktteilnehmer stellen sich derzeit hinter vorgehaltener Hand die Frage: Gibt Verder eines Tages seine Stücke an E+H ab, da der eigene Übernahme-Coup gescheitert ist? Ab 30 Prozent müssten die Schweizer dann ein Übernahmeangebot an alle Aktionäre stellen. E+H hat im Laufe eines Jahres bereits drei kleinere Übernahmen vollzogen. "Meist waren wir dabei an ergänzenden Technologien interessiert", so E+H-Vorstand Ziesemer gegenüber dem aktionär. Auch an Analytik Jena schätze man vor allem die Produkte und die Technologie. Die Firma hat sich etwa im Bereich der Atom-Absorptionsspektrometrie weltweit einen exzellenten Ruf aufgebaut. Für solche Analysetools werden Preise von bis zu 100.000 Euro erzielt. Damit können Pharmariesen wie Bayer prüfen, ob Schwermetalle in Rohstoffen für Arzneimittel stecken. Im Bereich der DNA-Analyse glänzt Analytik Jena mit Produkten, um Nahrungsmittel, Blut oder Erde unter die Lupe zu nehmen. Neuer Ferkeltest Erst am Freitag, den 28. Juni, teilte Analytik Jena mit, dass die Zulassung für zwei neue immunologische Tests für das einfache und schnelle Screening von Schweinen auf PRRSV-Antikörper erteilt wurde. So können etwa Lungenentzündungen der Tiere rechtzeitig erkannt werden. Ein großer Markt, da bis zu 80 Prozent aller Zuchtbetriebe von PRRSV betroffen sind. Analytik Jena bietet einen derzeit einzigartigen Test für die zielgerichtete Eindämmung und Bekämpfung dieser ansteckenden und wirtschaftlich verheerenden Krankheit an. An guten Produkten mangelte es dem Technologiekonzern noch nie. Dennoch sind große Konkurrenten bislang deutlich profitabler. Agilent Technologies und Thermo Fisher erzielen etwa EBITDA-Margen von über 20 Prozent, Analytik Jena nur rund zehn Prozent. Den Jenaern fehlte bislang schlicht die nötige Vertriebs-Power, um entsprechende Skaleneffekte zu generieren. Doch das Problem könnte nun gelöst werden. Denn E+H verfügt in 44 Ländern über Vertriebsgesellschaften, die künftig vielleicht auch Analysegeräte aus Jena ins Programm nehmen könnten. Zumal sich die Produkte zum Teil ergänzen und mit dem Chemie- oder Lebensmittelsektor gleiche Branchen adressiert werden. Große Synergieeffekte ... Auch die Analysten von Montega sehen durch den Einstieg von E+H perspektivisch erhebliche Synergie- und Cross-Selling-Potenziale im Vertrieb. Wichtige neue Impulse durch eine etwaige enge Partnerschaft könnte der Bereich Life Science erfahren, der zuletzt hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Analysten halten eine künftige "Vertiefung der kapitalunterlegten, strategischen Partnerschaft der Unternehmen für sinnvoll und wahrscheinlich". ... und Übernahmefantasie Da genaue Effekte des Einstiegs noch nicht ersichtlich seien, hält Montega am Kursziel von 12,50 Euro fest. Mutiger ist Equinet. Das Kursziel wurde kurzerhand von 11,00 auf 15,00 Euro angehoben. Es gebe nun Übernahmefantasie, so Analystin Nadeshda Demidova. DER AKTIONÄR hatte bereits im April 2013 ein Kursziel von 17,00 Euro ausgegeben und hält daran fest. Treiber bleibt die Jagd der Großaktionäre nach freien Aktien des reinrassigen deutschen Technologiekonzerns. Aus operativer Sicht stehen derzeit weniger Impulse an. DER AKTIONÄR geht jedoch davon aus, dass die Jahresplanung erreicht wird und keine negativen Überraschungen anstehen.
Sommerflirt mit Happy End? Seit der Empfehlung in Ausgabe 28/2013 ist die Aktie kräftig angestiegen. Bei Kursschwäche kann Analytik Jena jedoch weiter gekauft werden. Charttechnisch hat die Aktie gerade den Ausbruch aus einer mehrjährigen Seitwärtsbewegung vollzogen. Auf KGV-Basis (2014: 17) ist das Papier kein Schnäppchen, aber im Vergleich zur US-Konkurrenz moderat bewertet. Zumal Analytik Jena durch den Einstieg des Milliardenkonzerns Endress+Hauser seine Margen weiter verbessern könnte. DER AKTIONÄR geht zudem davon aus, dass die Schweizer Interesse an weiteren Aktien haben - und Analytik Jena nicht nur flirtet, sondern auch in den Hafen der Ehe einlaufen könnte. Dieser Artikel in der der AKTIONÄR-Ausgabe 28/2013 erschienen und wurde aktualisiert.
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July 10, 2013 10:56 ET (14:56 GMT)- - 10 56 AM EDT 07-10-13
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