Rezessives Umfeld 16.01.2023 17:51:00

Covestro-Aktie gesucht: Unerwarteter Verlust in 2022 infolge von von Abschreibungen - Dividende in Gefahr

Covestro-Aktie gesucht: Unerwarteter Verlust in 2022 infolge von von Abschreibungen - Dividende in Gefahr

Auch im Tagesgeschäft schnitt das DAX-Unternehmen wegen hoher Gas- und Energiekosten und einer schwachen Nachfrage schlechter ab als gedacht. Kurz vor dem Jahresende kam auch noch ein Schaden an der Chlorelektrolyse des Unternehmens in Uerdingen hinzu, der die Produktion von harten Kunststoffen und dem Hartschaumvorprodukt MDI beeinträchtigte. Wegen des Verlustes 2022 dürfte die Dividende nun wackeln. Für den Aktienkurs ging es bergab.

Unter dem Strich fiel bei den Leverkusenern 2022 laut einer Mitteilung vom Freitagabend auf Basis vorläufiger Zahlen ein Verlust von etwa 300 Millionen Euro an. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 420 Millionen Euro gerechnet, nach gut 1,6 Milliarden Euro Gewinn 2021. Wesentliche Gründe für den Verlust 2022 sind Wertberichtigungen latenter Steuerforderungen von 250 Millionen Euro sowie Abschreibungen auf Anlagevermögen von 470 Millionen Euro.

Damit wackelt die Dividende, denn eigentlich schüttet Covestro 35 bis 55 Prozent des Konzernergebnisses an die Aktionäre aus. Für 2021 hatten die Anteilseigner noch 3,40 Euro je Aktie erhalten. Für 2022 hatten Analysten laut Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg zuletzt 1,75 Euro je Aktie erwartet.

"Die Geschäftsentwicklung von Covestro im vergangenen Jahr wurde deutlich von den drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten, der hohen Inflation und einer sich abschwächenden Weltwirtschaft beeinflusst", sagte Vorstandschef Markus Steilemann laut Mitteilung. Finanzchef Thomas Toepfer führte zudem das "rezessive Umfeld" und die außerplanmäßigen Abschreibungen an und verwies auf die schwierige wirtschaftliche Lage in Europa.

So müssen Unternehmen die in der Bilanz erfassten Werte von Anlagen berichtigen, wenn sie aus heutiger Sicht dauerhaft in Summe deutlich weniger Geld abwerfen werden als im Anlagenwert reflektiert. Das kann etwa bei einem deutlichen Rückgang der Absatzpreise der Fall sein.

Überraschend kommt der Schritt aber nur bedingt. So habe Covestro bereits möglichen Wertberichtigungsbedarf signalisiert, erklärte Analystin Georgina Fraser von der Bank Goldman Sachs. Und Analyst Peter Spengler von der DZ Bank hatte bereits mit einer nicht zahlungswirksamen Abschreibung von rund 400 Millionen Euro gerechnet.

Aber auch im Tagesgeschäft stockte es bei dem DAX-Konzern. Das vorläufige Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegt mit rund 1,61 Milliarden Euro sowohl unter dem Unternehmensausblick von 1,7 bis 1,8 Milliarden als auch unter der Markterwartung von knapp 1,7 Milliarden. Damit ergibt sich für das Schlussquartal ein operativer Verlust von rund 45 Millionen Euro.

Den Umsatz steigerte Covestro 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 13 Prozent auf den Rekordwert von knapp 18 Milliarden Euro. Der freie operative Barmittelzufluss von etwa 130 Millionen Euro übertraf den Angaben zufolge sowohl das ebenfalls eingedampfte Ziel des Vorstands als auch die Prognosen von Experten. Den Cashflow dürfte dabei aber auch ein aggressiver Abbau von Lagerbeständen gestützt haben, so JPMorgan-Analyst Udeshi. Solche Maßnahmen setzen liquide Mittel frei.

Den Geschäftsbericht will Covestro am 2. März veröffentlichen. Dann dürfte der Vorstandsvorsitzende Steilemann auch einen Ausblick für 2023 wagen.

Covestro-Anleger schütteln Schreck wegen Jahresverlust ab

Ein überraschender Jahresverlust hat am Montag den jüngsten Kursrutsch der Covestro-Aktien verschärft - aber nur kurz. Die Papiere des Kunststoffkonzerns waren nach vier Verlusttagen in Folge im frühen Handel zunächst um rund fünf Prozent abgesackt, erholten sich aber schnell und drehten am späten Vormittag sogar merklich ins Plus.

Experten zufolge hatte sich schon angedeutet, dass Covestro seine Prognose für den operativen Gewinn nicht mehr erreichen kann und unter dem Strich wegen Abschreibungen sogar ein Verlust steht. Zudem hoffen die Anleger darauf, dass das Unternehmen nun das Schlimmste erst einmal hinter sich hat.

Zuletzt stiegen die Anteilsscheine von Covestro um 1,78 Prozent auf 41,09 Euro. Der deutsche Leitindex DAX lag moderat im Plus.

Wertberichtigungen latenter Steuerforderungen sowie hohe Abschreibungen auf Anlagevermögen hatten Covestro 2022 in die roten Zahlen gerissen. Auch im Tagesgeschäft schnitt das Unternehmen wegen hoher Gas- und Energiekosten und einer schwachen Nachfrage schlechter ab als gedacht. Kurz vor dem Jahresende kam auch noch ein Schaden an der Chlorelektrolyse des Konzerns in Uerdingen hinzu, der die Produktion von harten Kunststoffen und dem Hartschaumvorprodukt MDI beeinträchtigte.

Wegen des Verlustes 2022 könnte die Dividende nun wackeln. Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan wies darauf hin, dass die Ausschüttung sich am Nettogewinn orientiere und damit wahrscheinlich für 2022 und 2023 ausbleiben werde. In Summe befürchtet der Experte eine weitere deutliche Korrektur der Markterwartungen.

Georgina Fraser von der US-Investmentbank Goldman Sachs allerdings betonte, dass es schon Andeutungen von Covestro für eine Gefahr von Abschreibungen und hinsichtlich des Dividendenrisikos gegeben habe. Auch darüber hinaus gab sich die Expertin durchaus zuversichtlich: Die Öffnung Chinas nach der Corona-Pandemie und eine mögliche Aufstockung der Lagerbestände durch Covestro-Kunden ab dem zweiten Quartal gäben durchaus Anlass für einen gewissen Optimismus.

Eher gelassen äußerte sich auch Analyst Geoff Haire von der Schweizer Großbank UBS. Die Eckdaten des Kunststoffkonzerns für 2022 seien ein "Realitätscheck" für die Anleger, aber keine Überraschung. Der Barmittelzufluss habe sogar die Erwartungen übertroffen, die Cashflow-Rendite sei eine Stütze für die Aktien.

Ein eher positives Fazit zog auch Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. "Auch wenn die berichteten Zahlen enttäuschen, könnten wir den Tiefpunkt der Geschäftsentwicklung erreicht haben."

Die Papiere von Covestro haben seit Jahresbeginn knapp zwölf Prozent gewonnen. Der DAX schaffte in diesem Zeitraum "lediglich" ein Plus von achteinhalb Prozent. 2022 waren sie gleichwohl mit einem Kursverlust von rund einem Drittel unter den größten Verlierern im Leitindex.

Aus charttechnischer Sicht haben die Anteilsscheine von Covestro Halt an der 21-Tage-Durchschnittslinie gefunden, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Zusätzliche Unterstützung liefern bereits seit Jahresbeginn die 50- und die 200-Tage-Linien, die etwas unterhalb des aktuellen Kurses verlaufen.

LEVERKUSEN / FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquelle: Covestro

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