16.02.2015 12:30:31

Bundesbank: Höhere Wachstumprognosen nachvollziehbar

   Von Hans Bentzien

   Die Deutsche Bundesbank hält höhere Wachstumsprognosen für Deutschland wegen der positiven Auswirkungen des niedrigeren Ölpreises und des gesunkenen Euro-Außenwerts für "nachvollziehbar". In ihrem aktuellen Monatsbericht für Februar nennt sie zwar keine eigene neue Prognose, doch sie verweist auf die noch bevorstehenden Effekte des niedrigeren Euro-Kurses für die Exporte und die Erwartung, dass sich der Arbeitsmarkt weiter beleben wird.

   Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal um 0,7 Prozent gewachsen - weitaus deutlicher als auch von der Bundesbank erwartet, die von einer bemerkenswert "schnellen und starken" Erholung der Aktivität spricht. "Vom konjunkturellen Aufwind wird die deutsche Wirtschaft auch nach dem Jahreswechsel 2014/2015 profitieren", heißt es im Monatsbericht.

   Kurzfristig wird ihrer Ansicht nach der private Verbrauch die Hauptstütze der Belebung sein. "Zudem eröffnet der spürbar reduzierte Außenwert des Euro der Industrie trotz der nach wie vor mäßigen Gangart der Weltwirtschaft erhöhte Absatzchancen außerhalb der Europäischen Währungsunion." Außerdem könnte die Abwertung "über den Handelskanal" auch die Wirtschaft in anderen Euro-Ländern beleben. "Dies deutet sich in der breit angelegten Zunahme der Industrieaufträge im vierten Quartal an."

   Schließlich könnten wegen der besseren Geschäftsaussichten und einer erhöhten Kapazitätsauslastung auch wieder die Investitionen stärker in Gang kommen. "Angesichts des aufgehellten konjunkturellen Gesamtbilds ist es nachvollziehbar, dass aktuelle Prognosen des Wirtschaftswachstums in Deutschland im laufenden Jahr merklich höher ausfallen als Vorausschätzungen, die im Herbst des vergangenen Jahres abgeschlossen wurden", fasst die Bundesbank zusammen.

   Im Dezember hatte sie für 2014 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent prognostiziert. Tatsächlich betrug das Wachstum 1,6 Prozent, wie inzwischen bekannt ist. Ihre bisherige Prognose für 2015 von 1,0 Prozent dürfte die Bundesbank nach oben revidieren, sobald die detaillierten BIP-Daten für das vierte Quartal vorliegen. Die EU-Kommission hat ihre Wachstumsprognose für Deutschland bereits von 1,1 auf 1,5 Prozent angehoben.

   Die Bundesbank rechnet damit, dass der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten an Schwung gewinnen wird. Vor allem erwartet die Bundesbank eine höhere Erwerbstätigkeit. Zur Begründung verweist sie auf das Beschäftigungsbarometer des ifo Instituts, das Auskunft über die Personaldispositionen der Unternehmen in den nächsten drei Monaten gibt. Dieser Indikator sei im Januar auf den höchsten Wert seit nahezu drei Jahren geklettert.

   Dagegen sind die Beschäftigungsabsichten laut jüngster Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) weniger expansiv ausgerichtet. "Hintergrund dürfte sein, dass sich in den Ergebnissen des DIHK stärker als in den Angaben des ifo Instituts niederschlägt, dass in einigen Dienstleistungsbranchen und Regionen der allgemeine Mindestlohn als Arbeitskostenrisiko wahrgenommen wird", kalkuliert die Bundesbank.

   Als einen Faktor für die robuste Arbeitskräftenachfrage hat die Bundesbank neben dem "Boom" in einigen Dienstleistungssektoren die Suche nach Ersatz für Arbeitnehmer ausgemacht, die die abschlagsfreie Rente mit 63 in Anspruch genommen haben. "Dass die zunehmende Personalnachfrage nicht gleich gedeckt werden konnte, zeigt sich an den rasch gestiegenen Vakanzen. Für die nächsten Monate lässt dies im Verein mit den anderen Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt vermuten, dass die Beschäftigung weiter zunimmt und die Arbeitslosigkeit sinkt."

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/bam

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   February 16, 2015 06:00 ET (11:00 GMT)

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