07.07.2017 15:55:42

BSI: Nach Cyber-Attacke stehen immer noch Unternehmen still

   BONN (AFP)--Die Bedrohung deutscher Unternehmen durch die neue weltweite Cyber-Attacke Ende Juni ist nach amtlichen Angaben größer als bislang bekannt. "In einigen Unternehmen in Deutschland stehen seit über eine Woche die Produktion oder andere kritische Geschäftsprozesse still", erklärte das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn am Freitag. "Hier entstehen Schäden in Millionenhöhe."

   In den USA warnte ein erstes Unternehmen vor einem Umsatzrückgang wegen des Cyber-Angriffs: Der Lebensmittelriese Mondelez erklärte am Donnerstag, der Umsatz im zweiten Quartal werde um drei Prozent sinken. Die Schadsoftware habe in den letzten vier Tagen des zweiten Quartals Ende Juni vor allem die Auslieferung von Produkten und die Abrechnungen betroffen. Zudem seien "unerwartete Kosten" entstanden.

   Medienberichten zufolge stand das Milka-Werk von Mondelez in Lörrach an der Grenze zur Schweiz teilweise komplett still. Mitarbeiter seien nach Hause geschickt worden, Lieferanten erhielten keine Ware. In dem Werk werden täglich bis zu 4,5 Millionen Schokoladentafeln hergestellt.

   Das BSI erklärte am Freitag, Analysen von IT-Sicherheitsforschern legten nahe, dass bereits seit April unterschiedliche Varianten der Schadsoftware in mehreren Wellen weltweit verteilt wurden. Damit könnten auch Firmen betroffen sein, deren Computersysteme Ende Juni augenscheinlich nicht beeinträchtigt waren. Die unterschiedlichen Varianten der Schadsoftware ermöglichen das Ausspähen von Daten aus den betroffenen Firmennetzwerken.

   Die Ende Juni aufgetauchte Schadsoftware verschlüsselt Daten auf infizierten Rechnern vorwiegend von Unternehmen und fordert deren Nutzer auf, innerhalb von drei Tagen 300 Dollar (275 Euro) in der Internet-Währung Bitcoin zu überweisen, um diese Daten wieder freizukaufen. Ansonsten würden sie gelöscht, hieß es. Die Schadsoftware war über die Update-Funktion einer in der Ukraine weit verbreiteten Buchhaltungssoftware namens MeDoc verteilt worden.

   In der Ukraine und in Russland waren laut dem auf Internetsicherheit spezialisierten Unternehmen IB insgesamt rund 80 Unternehmen betroffen. In Europa berichteten zum Beispiel der britische Werbekonzern WPP, der französische Industriekonzern Saint-Gobain und die dänische Großreederei Maersk von Computerproblemen. In den USA traf es den US-Pharmakonzern Merck.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/jhe

   (END) Dow Jones Newswires

   July 07, 2017 09:25 ET (13:25 GMT)- - 09 25 AM EDT 07-07-17

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