14.06.2013 18:47:58
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Börsen-Zeitung: Alle Augen auf die Fed, Börsenkommentar "Marktplatz", von Thorsten Kramer.
Viele Banken können sich durchaus vorstellen, dass die Federal Reserve das Volumen ihrer Anleihekäufe von aktuell 85 Mrd. Dollar pro Monat von September an schrittweise reduziert. Obwohl die Analysten dieser Institute - wie auch institutionelle Investoren - immer und immer wieder betonen, dass dies für die Märkte keine größere Belastung darstellen dürfte, fühlen sich viele Akteure dennoch an den großen Rentenmarktcrash von 1994 erinnert. Damals leiteten die US-Währungshüter Anfang Februar die Zinswende ein und überraschten damit die Akteure. Bis zum Jahresende schraubte die Notenbank den Leitzinssatz damals um insgesamt 2,5 Prozentpunkte bis auf 5,5% nach oben und setzte damit die US-Staatsanleihen enorm unter Druck. Die Kurse sackten kräftig ab, die Rendite der Papiere mit zehnjähriger Laufzeit kletterte zugleich von 5,75% im Januar auf fast 8%.
In den zurückliegenden Wochen sind sowohl jenseits als auch diesseits des Atlantiks die Renditen bereits deutlich gestiegen. In den Fokus des Interesses rückt jetzt die Sitzung der Federal Reserve am Dienstag und Mittwoch der neuen Woche. Schaffen es die Währungshüter im Anschluss, die Märkte ausreichend über ihre künftige Geldpolitik zu informieren, dürften sich die Effekte auf die Rentenmärkte wieder relativieren - so wie im Jahr 2004, als die Investoren gut auf die damalige Wende in der Zinspolitik vorbereitet waren. Sollte die Verunsicherung an den Märkten hingegen nach der Sitzung weiter steigen, wäre es wahrscheinlich, dass die Konsolidierung an den Märkten voranschreitet, die Renditen beispielsweise der Bundesanleihen weiter zulegen und der Dax aufs Neue die Haltbarkeit der 8000- Punkte-Marke testet.
Selbst bei günstigem Ausgang ist allerdings keinesfalls gewiss, wie sich der Aktienmarkt in den nächsten Wochen entwickelt. Dies ist darin begründet, dass sich an den Finanzmärkten insgesamt zurzeit vieles verschiebt. Während auch im Corporates- Segment des Anleihenmarktes die Angst vor einer Blasenbildung steigt, hat die Hoffnung auf eine nachhaltige Trendwende am japanischen Aktienmarkt erst einmal starken Schaden genommen. Gold hat zugleich seinen Status als sicheren Hafen verloren, und auch die meisten anderen Rohstoffe versprechen Anlegern zurzeit keine nennenswerten Erträge. Hinzu kommt, dass Anleger schon seit einiger Zeit aus vielen Emerging Markets Gelder abziehen. Mit anderen Worten: Die gesamte Architektur hat sich verschoben. Anleger stellen sich deshalb zurzeit zunehmend die Frage, wo denn nun im zweiten Halbjahr bei überschaubaren Risiken noch eine anständige Rendite zu erzielen sein dürfte.
Die Kommunikation der Federal Reserve hat bei der Beantwortung dieser Frage - wie beschrieben - entscheidenden Einfluss. Mitentscheidend wird es sein, wie sich die globale Wirtschaft in den nächsten Monaten entwickelt. Kommt es zu der erwarteten Belebung des Wachstums, dürften sich die Perspektiven für die Aktienmärkte insgesamt aufhellen. Die Fortschritte beispielsweise am amerikanischen Häusermarkt liefern durchaus einen Anlass zur Hoffnung: Sowohl die Anzahl der Baubeginne von Mehrfamilienhäusern als auch von Einfamilienhäusern steigt, hinzu kommt, dass seit Anfang 2012 nun schon rund sechs Millionen Arbeitsplätze in den USA neu entstanden sind.
Als besonders aussichtsreich gelten dann die Aktien zyklischer Unternehmen. Viele Anlagestrategen haben sich jüngst bereits mit Zuversicht über die Chancen in diesem Segment des Aktienmarktes geäußert. Impulse sollte in diesem Szenario nicht zuletzt der deutsche Leitindex Dax spüren, in dem viele international aufgestellte, zyklische Konzerne gelistet sind.
(Börsen-Zeitung, 15.6.2013)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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