19.08.2015 16:45:39

Börse Frankfurt-News: Rückzug mit zwei Geschwindigkeiten (Marktstimmung)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. August 2015. Die Preise fallen und die Stimmung wird schlechter. Goldberg sieht Schimmer am Horizont u.a. in Form von ausländischem Kapital.

Die Gründe für Kursabschläge liegen auch beim DAX auf der Hand. Zum einen bleibt China, obwohl die dortige Zentralbank den Kursverfall der eigenen Währung zunächst gestoppt zu haben scheint, das Sorgenkind Nummer eins unter den Anlegern. Denn während es an der Währungsfront etwas ruhiger zugegangen ist, hat im Gegenzug der Aktienmarkt, gemessen am Shanghai Composite Index, gestern wieder deutlich Federn lassen müssen. Gleichzeitig zeigen die Abwärtstrends an wichtigen Rohstoffmärkten, dass es mit der konjunkturellen Situation im Reich der Mitte nicht zum Besten bestellt ist. Wenn man außerdem berücksichtigt, dass heute Abend das Protokoll zur vergangenen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank veröffentlich werden wird, ist die Aversion der mittelfristig orientierten Marktteilnehmer gegen Engagements im DAX verständlich. Dort hat sich nämlich wie in der Vorwoche die Stimmung erneut verschlechtert, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index für die institutionellen Anleger mit einem Wert von -6 Punkten nach +3 Punkten in der Vorwoche in negatives Terrain gewandert ist.

Mit einem Anteil von 44 Prozent aller befragten Akteure stellen die Pessimisten nicht nur die größte Gruppe; vielmehr geht mit der heutigen Erhebung gleichzeitig eine nominell optimistische Phase von zwölf Wochen bei den institutionellen Investoren zu Ende. Außerdem war die Gruppe der Börsen-Bären nur einmal in diesem Jahr größer, nämlich Mitte März. Wie sehr gerade die jüngsten Aktienverkäufe den Investoren am Herzen gelegen sein müssen, zeigt die Neuorientierung der bisherigen Optimisten, die sich zu einem ganz großen Teil direkt auf die Seite der Pessimisten geschlagen haben.

Schieflagen verhindern größere Stopp-Loss-Verkäufe

Bei den Privatanlegern hat es ebenfalls einen Rückzug der Optimisten gegeben, wenngleich dieser geringer ausfiel als bei den institutionellen Pendants. Damit bleibt der Börse Frankfurt Sentiment-Index in dieser Gruppe mit einem Wert von +10 Punkten nach +16 Punkten in der Vorwoche angesichts der unsicheren ökonomischen Lage in China erstaunlich hoch. Was die US-Notenbank angeht, könnte man natürlich argumentieren, dass ein Zinsschritt im September oder im Dezember ohnehin von den Börsianern längst eingepreist und überdies ja keineswegs sicher sei. Allerdings scheint sich die von uns in der Vorwoche geäußerte Vermutung mehr und mehr zu bewahrheiten, dass der relative Optimismus bei der Mehrheit der privaten Investoren weniger auf einer zu mutigen Beurteilung der globalen ökonomischen Situation zu beruhen scheint, sondern vielmehr auf den zu hohen Einstandspreisen ihrer Engagements in der Vergangenheit.

Unter dem Strich könnte man sogar behaupten, dass auch der jüngste Kursrückgang des DAX - der stichtagsbezogene Wochenverlust beträgt 2 Prozent - überwiegend durch Absicherungsverkäufe, vornehmlich institutioneller Anleger selbst, ausgelöst worden ist. Dass hierfür Ängste vor einer sich verschlechternden ökonomischen Lage in China maßgeblich gewesen sein dürften, zeigt auch die jüngste BofA Merrill Lynch Umfrage unter internationalen Fondsmanagern vom 7. bis 13. August. So gaben diese an, dass sie derzeit im Energie-Sektor so niedrig wie zuletzt im Februar 2002 und in Aktien der aufstrebenden Märkte sogar so geringfügig wie seit April 2001 nicht mehr engagiert seien. Stattdessen bevorzugen die Fondsmanager immer noch europäische Aktien und möchten in diesen Werten - solange sich diese Unternehmen nicht in den Emerging Markets oder Rohstoffen engagieren - übergewichtet sein. Es ist diese Nachfrage, aber auch das mögliche Rückkauf-Interesse der von uns befragten institutionellen Akteure auf niedrigerem Niveau, wodurch ein deutliches Abrutschen des DAX unter die Juli-Tiefs von 10.650 Zählern zumindest abgemildert werden dürfte.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

© 19. August 2015

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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