Dow Jones
20.04.2015 17:22:40
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Börse Frankfurt-News: Nur eine kurze Unterbrechung? (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. April 2015. Für die einen sind es die Vorboten einer Korrektur, andere sehen in den jüngsten Kursverlusten lediglich eine Atempause.
Die Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche gezeigt, dass sie nicht nur in eine Richtung laufen. Der deutsche Leitindex büßte über 5 Prozent ein, und auch der Dow Jones Industrial ging mit minus 1,45 Prozent ins Wochenende. Ist es eine Verschnaufpause, eine notwendige Korrektur oder sind die Aktienmärkte nun ausgereizt? In der Anlegerzurückhaltung mit Neuengagements liest Claudia Windt die sich zunehmend durchsetzende Meinung, dass es bald zu einer größeren Konsolidierung kommen könnte.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Auslöser für die wiedererwachte Risikoaversion war nach Beobachtung der Helaba-Analystin einmal mehr die griechische Tragödie mit dem nächsten Akt. IWF Chefin Lagarde habe einer von der griechischen Regierung geforderten Fristverlängerung für die Rückzahlung der nächsten Kreditraten eine Absage erteilt. "Griechenland muss im nächsten Monat etwa eine Milliarde Euro dafür aufbringen." Finanzhilfen ohne Gegenleistung kämen, zumindest nach dem Willen von Finanzminister Schäuble, aber nicht in Frage. Gleichzeitig bleibe Athen bei seiner bisherigen Haltung und sehe in den geforderten Reformen keine gangbare Lösung. "Damit ist man keinen Schritt weiter."
Jetzt gelte es für Ministerpräsident Tsipras, bis heute eine belastbare Reformliste vorzulegen, damit diese am 24. April in Riga von den Euro-Finanzministern bewertet werden könne. "Da dies nicht zu erwarten ist, wird das Feilschen um die nächsten Fälligkeiten und den angemessenen Kurs im Mai weitergehen", ist Windt überzeugt. Gleichzeitig werde die finanzielle Lage Griechenlands immer prekärer.
Fusionen zurück auf der Agenda
Für Robert Halver haben die Aktienmärkte noch Luft nach oben. Die Liquidität der Europäischen Zentralbank spricht dem Baader Bank-Analysten zufolge für eine Fortsetzung der Hausse. Steigende Aktienkurse öffneten zudem schrittweise eine lange Zeit verschlossene Finanzierungs-Tür für Fusionen und Übernahmen. Denn anziehende Notierungen ermöglichten die Bezahlung von Mergern mit eigenen Aktien. "Je höher die Marktkapitalisierung, desto mehr Übernahmekaufkraft hat der potenzielle Übernehmer." Zusätzlich trieben prall gefüllte Kassen den Markt für Unternehmenskäufe. "Günstige Zinsen für Kredite und Renditen für Unternehmensanleihen lassen deutlich mehr Geld übrig als früher." Durch eine gar nicht so schlechte Weltkonjunktur klingelten ebenfalls die Sparbüchsen.
Darin sieht Halver auch die Kehrseite der guten geldpolitischen Tat. Häufe sich zu viel Geld im Portemonnaie an, könne das im Falle von negativen Anlagezinsen den Unternehmenswert und in Folge den Aktienkurs schwächen. "Also wohin mit dem überschüssigen Geld?" Höhere Dividenden würden bereits gezahlt. "In diesem Jahr geht insgesamt die höchste, jemals gezahlte Dividendensumme aller deutschen Aktiengesellschaften an die Anleger."
Gesundes Ausatmen
Charttechnisch ist nach Auffassung von Gregor Bauer beim DAX trotz Kursverlusten noch nichts passiert. "Denn die aktuelle Rallye startete bereits am 16. Oktober 2014 aus dem Bereich um 8.350 Punkte kommend." Auch Bauer sieht Medienberichte über wieder aufkommende "Grexit-Ängste" als Ursache für die jüngsten Verluste am Aktienmarkt. Dies habe einerseits zu Gewinnmitnahmen geführt. Andererseits seien einzelne Marktteilnehmer kurzfristig auf der Shortseite aktiv geworden und hätten den DAX damit unter Druck gesetzt. Fundamentale Sorgen erkennt der unabhängige technische Analyst nicht. "Die konjunkturelle Situation in Deutschland ist weiterhin gut und eine " Crashsituation" nicht zu erkennen", urteilt Bauer.
Die nächste massive DAX-Unterstützungszone macht der Charttechniker zwischen etwa 11.400 und 11600 Punkten aus. "Diese sollte im Laufe der Woche erreicht werden." Durchbreche das deutsche Aktienbarometer die Schwelle, liege der nächste Halt zwischen 10.800 und 10.600 Zählern.
Noch keine Alarmglocken
Auch für Christoph Geyer hat sich charttechnisch betrachtet zunächst noch nichts verändert. "Nach der Dow-Theorie muss erst das vorherige Tief unterschritten werden, bevor von einem Trendbruch die Rede sein kann", erklärt der technische Analyst der Commerzbank.
Mit den kräftigen Verlusten zum Wochenschluss sei allerdings die kurzfristige Aufwärtstrendlinie nach unten durchbrochen worden. "Die Divergenz beim MACD-Indikator und das Verkaufssignal beim Stochastik-Indikator deuteten bereits an, dass der Ausbruch negiert werden könnte." Die hohen Umsätze am Freitag sind laut Geyer dem kleinen Verfallstag an den Optionsbörsen geschuldet. "Daher besteht durchaus die Chance, dass die Unterstützung, und damit das letzte Tief, gehalten wird." Sollte dies nicht der Fall sein, müssten Anleger mit einem Test der Marke von 11.000 Punkten rechnen.
Hausse mittelfristig intakt
Mit dem Kursrutsch der vergangenen Tage hat sich nach Meinung von Christian Schmidt das DAX-Chartbild stark eingetrübt. "Insbesondere wurde deutlich, wie wichtig die Strukturmarke von 12.219 Zählern war." Als diese unterschritten worden sei, habe die Abwärtsdynamik und die Volatilität deutlich zugenommen. Nach dem Durchbrechen der 11.777 DAX-Punkte auf Schlusskursbasis macht der technische Analyst der Helaba Unterstützung im Bereich von 11.548 bzw. 11.499 Zähler aus. "Auf Basis der 55-Tage-Linie ist der mittelfristige Aufwärtstrend aber noch intakt."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Donnerstag, 23. April
3.45 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe April. Die enttäuschenden Märzzahlen zur chinesischen Industrieproduktion werden sich nach Meinung der DekaBank im vorläufigen Einkaufsmanagerindex der HSBC widerspiegeln. Mit voraussichtlichen 49,6 Punkten bewege dieser sich gegenwärtig seitwärts. Die wichtigsten Wachstumsimpulse für die chinesische Wirtschaft kämen derzeit von den Dienstleistungen und Infrastrukturinvestitionen. Ohne eine Verbesserung der Lage am Immobilienmarkt und in der Industrie wird das chinesische Wachstumsziel von 7 Prozent für 2015 nach Auffassung der DekaBank-Analysten nicht erreicht werden.
Freitag, 24. April
10.00 Uhr. Deutschland: Ifo Geschäftsklimaindex April. Nachdem die Euroabwertung und der Ölpreisverfall als wesentliche Treiber der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland in den Stimmungsindikatoren bereits eingepreist seien, rechnet die DekaBank mit eher enttäuschenden Werten, beispielsweise bei den Auftragseingängen. Auch beim ifo Geschäftsklima stehe vermutlich ein leichter Rückgang an. Sollte es einen weiteren Anstieg geben - die Mehrheit der von Bloomberg befragten Analysten gingen davon aus -, so wäre dies der sechste in Folge.
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Von Iris Merker, Deutsche Börse AG
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© 20. April 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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