12.06.2015 14:16:39
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Börse Frankfurt-News: Noch keine Entspannung (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. Juni 2015. Griechenland-Einigung ja oder nein, US-Zinserhöhung gleich oder später: Je nach aktueller Nachrichtenlage bewegt sich der Markt. Es bleibt höchst volatil.
Die Hängepartie um Griechenland geht weiter. "Die Märkte spielen verrückt", schildert Daniel Förtsch von der Hellwig Wertpapierhandelsgesellschaft die Lage. Mit dem "Hü und Hott" bei den Verhandlungen mit Athen fehle Anlegern die Orientierung. "Die griechische Tragödie' ähnelt inzwischen einer Seifenoper, die niemals zu enden scheint", kommentiert Klaus Stopp von der Baader Bank. Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank zufolge sind aufgrund der prekären Lage Unsicherheit und Nervosität die ständigen Begleiter der Märkte. "Das hat eine extreme Volatilität zur Folge."
Am gestrigen Donnerstag verstärkten die Euro-Länder und der IWF ihren Druck auf Griechenland, der IWF hat seine Unterhändler vorerst abberufen. Laut "Bild"-Zeitung bereitet sich Berlin auf eine Staatspleite vor.
Zehnjahresanleihe: erstmals wieder über 1 Prozent
Trotz der Ausschläge: Von der Tendenz her setzte sich der Zinsanstieg diese Woche fort. So kletterte die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen erstmals seit September 2014 wieder über die Marke von 1 Prozent, am Freitagmittag sind es allerdings wieder nur 0,85 Prozent. Der Euro-Bund-Future fiel zwischenzeitlich auf 148,23 Prozent - nach über 160 Prozent im April, aktuell sind es wieder 150,48 Prozent.
Befeuert wurde der Zinsanstieg durch erfreuliche Wirtschaftsdaten aus den USA und der Eurozone, wie die HSH Nordbank berichtet: "In der Eurozone nehmen die Deflationssorgen immer mehr ab, vor allem wegen stärkerer Inflationserwartungen und verbesserter Konjunkturaussichten." In den USA gebe es nach den guten Arbeitsmarktdaten jetzt kaum noch Zweifel an dem sich beschleunigenden Wachstum. "Deshalb ist es unserer Meinung nach wahrscheinlich, dass Fed-Chefin Janet Yellen auf der Pressekonferenz nach der Notenbanksitzung am kommenden Mittwoch den Zinsschritt verbal vorbereitet." Mit der ersten Leitzinserhöhung seit 2006 rechnet die Bank dann im September. Allerdings geht sie davon aus, dass sich die starken Schwankungen an den Rentenmärkten fortsetzen werden.
Nur "gesunde Korrektur"
"Auch dass Pimco am Dienstag bekannt gegeben hat, in Erwartung einer Zinserhöhung in den USA im September den Rentenanteil von 23 auf 9 Prozent zurückgefahren zu haben, hat reingehauen", erklärt Arthur Brunner von der ICF Bank. Die Aktivitäten der großen Fondsgesellschaft, Tochter der Allianz, erfahren am Markt stets höchste Aufmerksamkeit.
Die Umsätze seien allerdings derzeit eher niedrig. "Das liegt zum einen an der Zitterpartie um Griechenland, zum anderen aber auch an der nicht vorhandenen Liquidität." Den scharfen Renditeanstieg hält Brunner für eine gesunde Korrektur. "Da schließe ich mich Bundesbankpräsident Weidmann an." Der hatte jüngst geäußert, die Kapriolen an den Finanzmärkten und insbesondere den starken Anstieg der Renditen auf Euro-Staatsanleihen mit Gelassenheit zu sehen.
Nervöser Corporate Bond-Handel
Unternehmensanleihen bleiben nicht unberührt von den Turbulenzen. "Insgesamt ist der Handel nervös, bei manchen Papieren fallen die Preise scheinbar grundlos", berichtet Tillmann.
Trotz Krisenstimmung: Der Markt für Mittelstandsanleihen präsentiert sich stabil. "Hier hat sich die Streu vom Weizen getrennt", findet Brunner. "In den vergangenen Wochen sind - mit Ausnahme von Singulus - die negativen Nachrichten ausgeblieben." Die Begebung neuer Anleihen für vorzeitig gekündigte wie etwa im Fall der Brauerei Jacob Stauder (WKN A161L0) verlaufe geräuschlos. Das neue Papier mit Kupon von 6,5 Prozent ist im Juni 2022 fällig und notiert aktuell bei 102,5 Prozent, der ersetzte Bond hatte noch 7,5 Prozent geboten. "Anleger ignorieren die vorzeitige Kündigungsmöglichkeit oft", bemerkt Brunner. Auch die beliebte Karlsberg-Anleihe (WKN A1REWV), die bei 106,9 Prozent notiert, könne im September gekündigt werden.
Weniger Neuemissionen
Verursacht durch den Renditeanstieg zeigen sich viele Unternehmen verhalten und abwartend bezüglich Neuemissionen, wie Stopp feststellt. "Alle großen Unternehmen haben sich schon eingedeckt", erklärt Brunner. "Wer das nicht gemacht hat, hat den richtigen Zeitpunkt verpasst."
Am Dienstag dieser Woche wurde erstmals eine dreißigjährige inflationsindexierte Anleihe der Bundesrepublik Deutschland (WKN 103057) begeben, auf die Stopp hinweist. "Die Nachfrage überstieg das Angebot um mehr als das Doppelte."
Tillmann berichtet von diversen neuen US-Dollar-Anleihen, etwa einem Papier des US-amerikanischen Energieversorgers Exelon mit Laufzeit bis 2025 und Kupon von 3,95 Prozent (WKN A1Z200) sowie bis 2045 und 5,1 Prozent (WKN A1Z23K), der Inter-American Development Bank IADB mit 1,875 Prozent bis 2020 (WKN A1Z23U) sowie drei Papieren des Tabakkonzerns Reynolds, einmal mit Kupon von 3,25 Prozent und Laufzeit bis 2020 (WKN A1Z232), dann mit 5,7 Prozent bis 2035 (WKN A1Z23Z) und zuletzt 5,85 Prozent bis 2045 (WKN A1Z230). Die Stückelung liegt bei 1.000 und 2.000 US-Dollar.
Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
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© 12. Juni 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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