29.05.2008 15:54:00
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Börse Frankfurt-News: Boom der Rohstoffaktien, Flaute beim Rest (Marktbericht)
Hoher Ölpreis bremst westliche Aktienmärkte
Der hohe Ölpreis nimmt dem Handel mit internationalen Werten den Wind aus den Segeln. Ausnahme sind rohstoffreiche Länder wie Russland und Brasilien‚ deren Börsen kräftige Kursgewinne hingelegt haben. Der russische Leitindex RTS hat auf Monatssicht gut 13 Prozent gewonnen, sein brasilianisches Pendant Bovespa ebenfalls. Im Gegensatz zu den europäischen und US-amerikanischen Börsen − der deutsche Dax hat im gleichen Zeitraum etwa 2 Prozent geschafft.
"Der starke Ölpreisanstieg ist inzwischen nicht mehr ausschließlich fundamental begründet", gibt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler zu bedenken. Ein Nachfragefaktor seien große Pensionsfonds, die sich auch wegen der US-Dollarschwäche stärker über börsengehandelte Anlageformen wie ETFs und Zertifikate stärker im Rohstoffmarkt engagieren würden. "Die Investmentbank Barclays Capital nimmt an, dass allein im ersten Quartal 30 Milliarden US-Dollar in den Rohstoffsektor geflossen seien. "Auch die Tatsache, dass die Ölreserven derzeit doppelt so hoch sind wie 1980, lässt auf eine Spekulationsblase beim Öl schließen. Ich gehe dennoch davon aus, dass der Preis noch ein halbes Jahr auf diesem Niveau bleibt." Die institutionellen Investoren, die jetzt in den Markt kämen, hielten nämlich ihre Positionen in der Regel länger. Auch seien die Heizölvorräte wegen der hohen Preise bisher niedrig gehalten worden, weshalb in diesem Bereich mit reichlich Nachfrage bis zum Jahresende zu rechnen wäre.
OMV und ENI profitieren
Zu den Ölpreisgewinnern gehörten auch die beiden europäischen Ölkonzerne OMV (WKN 874341) und ENI (WKN WKN 897791), die seit März 28, bzw. 30 Prozent zugelegt haben, ergänzt Roland Stadler, der für die Baader Bank ausländische Aktien in Frankfurt betreut. Auch die Umsätze in diesen Werten seien bemerkenswert groß.
China Life findet wenig Begeisterung
Trotz guter Zahlen kaum Anlegerfreude − das trifft in dieser Woche China Life WKN A0BKRY). Der größte Versicherer Chinas hat um 43 Prozent gestiegene Prämieneinnahmen vermeldet. "Außerdem fallen die Schäden durch das jüngste Erdbeben mit geschätzten 20 Millionen US-Dollar weitaus niedriger aus als zunächst erwartet." Die Investmentbank BOC International China beispielsweise hatte ursprünglich 400 bis 600 Millionen US-Dollar erwartet. "Auch mit diesen guten Meldungen schwächelt die Aktie von China Life", wundert sich Vorhauser.
Wettbewerbsdruck für China Mobile
Nicht so gut weggekommen ist dieser Tage China Mobile (WKN 909622). "Der größte Telefonanbieter Chinas leidet unter einer Ankündigung der Regierung, die Anzahl der zugelassenen Telefongesellschaften von sechs auf drei zu senken", erzählt Stadler. Der Markt hat die Nachricht schlecht aufgenommen, die Maßnahme könne die Mitbewerber gegenüber China Mobile stärken. Am Montag hat die Aktie von China Mobile rund 8 Prozent abgegeben und sich seitdem auch nicht mehr davon erholt.
Gerüchte um Renewable Energy
Der norwegische Anbieter Renewable Energy (WKN A0BKK5) hat einen Kursschlag erlebt, nachdem Gerüchte aufkamen, die deutsche Q-Cells (WKN 555866) wolle ihre Beteiligung an dem Unternehmen verkaufen. Q-Cells hält gut 17 Prozent an den Norwegern. "Außerdem ist noch eine Herabstufung durch einen Broker hinzugekommen", erzählt Stadler. Die Aktie von Renewable Energy hat das rund 17 Prozent an Wert gekostet. Q-Cells wiederum wolle 3 Milliarden Euro investieren, um in Südamerika Fuß zu fassen.
Schlag für die UBS
Ebenfalls wenig Freude machte die Schweitzer Großbank UBS (WKN UB0BL6) Anlegern in dieser Woche. "UBS hat eine zweite Kapitalerhöhung durchgeführt und 760 Millionen Aktien für jeweils 13 Euro herausgegeben. Das verwässert den Gewinn um immerhin 35 Prozent", beziffert Vorhauser. Außerdem drücke die Nachricht der kurzzeitigen Verhaftung von UBS-Manager Martin Liechti den Kurs. Bereits Mitte Mai wurde ein ehemaliger UBS-Mitarbeiter in den USA wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt, der bei einer Steuerhinterziehung geholfen haben soll. "Dahinter stehen Bedenken, dass Bankgeheimnis könne aufweichen und in Folge vermögende UBS-Kunden ihre Gelder abziehen", schließt Vorhauser. Die Aktie der UBS hat auf Wochensicht gut 17 Prozent an Wert verloren.
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© 29. Mai 2008/Edda Vogt
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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