01.07.2010 17:15:16
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Börse Frankfurt-News: Anspannung hält an (Auslandsaktien)
Gleich mehrere Nachrichten sorgen in dieser Woche für Zurückhaltung der Investoren im Handel mit Auslandsaktien. Der Dow Jones ist seit Montag von 10.200 auf 9.474 Punkte gefallen. Laut Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank ist in den USA das Verbrauchervertrauen und damit eines der wichtigsten Wirtschaftsbarometer um fast 16 Prozent gesunken. Jetzt warteten die Investoren auf die Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag. Auch die Aktienmärkte Chinas hätten mit Abschlägen zu kämpfen. "Die chinesische Regierung versucht, den dortigen Immobilienhype abzukühlen", erklärt der Skontroführer, "die Investoren müssen jetzt 50 Prozent Eigenkapital mitbringen, außerdem werden Hypotheken für Dritt- und Viert-Wohnungen nicht mehr erlaubt."
StadlerZum heutigen Tag werden 442 Milliarden geliehene Euro der europäischen Banken an die EZB fällig. "Was das über die Gesundheit des Sektors aussagt, lässt sich am ehesten über die Inanspruchnahme der von der EZB angebotenen Überbrückungstender beurteilen", erklärt Roland Stadler von der Baader Bank, "mit 111 Milliarden Euro erneut geliehenem Geld stehen die europäischen Banken doch besser da als befürchtet, das konnte so auch dem Euro etwas Auftrieb geben.
Cisco: iPad-Schwächen genutzt
Dass das iPad Konkurrenz bekommen wird, ist mittlerweile bekannt. Der Netzwerk-Riese Cisco (WKN 878841) hat jetzt einen Android-basierten Tablet PC mit dem Namen CIUS angekündigt. "Das Gerät verfolgt eine etwas andere Zielsetzung", bemerkt Vorhauser, "es ist in erster Linie für die Zusammenarbeit von Business-Anwendern gedacht." Es setze auf Cloud-Computing und Videokonferenzen in HD. Trotz der guten Nachricht konnte Cisco sich nicht dem Negativtrend der Märkte entziehen, die Aktie ist seit ihrem Hoch von 21 Euro im Mai auf aktuell 17,34 Euro gefallen.
Barry Callebaut: Erfolg in Schwellenländern
Über gute Geschäfte beim weltgrößten Schokoladehersteller Barry Callebaut (WKN 914661) berichtet Vorhauser. "Obwohl der Markt für Schokolade stagniert, gewinnt das Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen Marktanteile, vor allem in Schwellenländern." Der Umsatz der ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2009/2010 sei um 7,9 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro gestiegen und die Verkaufsmengen um knapp 9 Prozent auf 975.000 Tonnen gewachsen. Mit der Eröffnung einer Schokoladenfabrik im brasilianischen Extrema sei das Unternehmen gut für weitere Expansionen in Südamerika aufgestellt. Für den Vertrieb der dort hergestellten Schokoprodukte habe Barry Callebaut bereits 2009 eine Exklusivvereinbarung mit dem in Brasilien führenden Agrarunternehmen Bunge abgeschlossen. Bunge beliefere etwa 25.000 Verkaufspunkte in Brasilien, deshalb sei es hervorragend für die Vermarktung der Schokolade - Made in Brazil - geeignet. "Ein ausgeklügeltes Netzwerk", bemerkt der Skontroführer. Die Aktie sei am Mittwoch um zwei Prozent auf 502 Euro gestiegen, aktuell notiert sie etwas leichter bei knapp 500 Euro. "Das Papier befindet sich bereits seit dem ersten Quartal 2009 im Aufwärtstrend", erläutert Vorhauser.
Sanofi-Aventis: breite Aufstellung
Gleich zwei Wachstums-Engagements zeigt der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis (WKN 662283): Das sei zum Einen das Lizenzabkommen mit dem US-amerikanischen Hersteller Metabolex über ein orales Antidiabetikum für Diabetes Typ II. Laut Vorhauser könne der Deal auf lange Sicht Zahlungen bis zu 375 Millionen US-Dollar an Metabolex auslösen. Im Gegenzug erhielten die Franzosen das Recht zur eigenen, weltweiten Vermarktung des Mittels. Weitere Aufmerksamkeit erhalte Sanofi-Aventis in dieser Woche durch den Zukauf des US-Biotech-Unternehmens TargeGen für 560 Millionen US-Dollar. Vorhauser weiß: "Mehrere Umsatzträger von Sanofi-Aventis verlieren bis 2013 ihren Patentschutz und die Franzosen sehen ein Fünftel ihres Umsatzes bedroht. Durch den Zukauf von TargeGen erhalten Sie die Lizenz für ein wichtiges Leukämie-Mittel, das sich derzeit in der Erprobung befindet." Die Aktie von Sanofi-Aventis steht heute relativ unverändert bei 24,30 Euro.
Micron Technology: Ausblick verunsichert Anleger
Der US-amerikanischen Halbleiterkomponenten- und Speichermodulhersteller Micron Technology Inc. (WKN 869020) hat am Montag nachbörslich gute Quartalszahlen gebracht und einen Gewinn von 92 US-Cent pro Aktie ausgewiesen. "Das ist höher als erwartet wurde", bemerkt Stadler. Auch der Umsatz sei mit 2,3 Milliarden US-Dollar besser ausgefallen, als im Vorfeld angenommen. Trotz der guten Ergebnisse notiere die Aktie zweistellig im Minus, nachdem der Ausblick des Managements für das vierte Quartal die Investoren nicht überzeugen konnte. "Das betrifft besonders die DRAM-Produktion, sie soll sich im laufenden Quartal in etwa auf dem Niveau des Vorquartals bewegen. Nullwachstum mögen die Anleger nicht." Die Aktie steht am Donnerstag bei 6,90 Euro.
Tesla Motors mit geglücktem Börsengang
Über einen interessanten IPO an der US-Technologiebörse Nasdaq Anfang der Woche berichtet Stadler. Der Börsengang des US-amerikanischen Automobilherstellers Tesla Motors Inc. (A1CX3T) sei trotz insgesamt schwacher Aktienmärkte ein Erfolg. Das vor sechs Jahren gegründete Unternehmen, das auf den Bau von sportlichen, PS-starken Elektroautos spezialisiert ist, sei am Dienstag mit 17 US-Dollar in den Handel gestartet und habe bereits am ersten Tag ein Plus von 40 Prozent gemacht. "Die Anleger haben den ersten Börsengang eines amerikanischen Automobilherstellers seit mehr als einem halben Jahrhundert gut angenommen", bemerkt der Skontroführer." Aktuell notiert das Papier bei rund 25 US-Dollar.
Portugal Telefonica: Regierung stoppt Verkauf von Vivo
Die Aktie von Portugal Telecom (WKN 895464) gab am Mittwoch von neun auf rund acht Euro nach. Grund dafür sei das Veto der portugiesischen Regierung zum Verkauf von Anteilen des brasilianischen Mobilfunkers Vivo an den spanischen Telekom-Konzern Telefónica (WKN 850775). Stadler: "Die portugiesische Regierung stützt den Einspruch gegen den Verkauf auf die sogenannte Goldene Aktie. Sie räumt der Regierung ein Veto-Recht bei strategisch wichtigen Entscheidungen beim früheren Staatsunternehmen ein." Im Vorfeld habe sich die Mehrheit der Aktionäre mit dem Verkauf des Vivo-Anteils einverstanden gezeigt, nachdem der Übernahmepreis um 10 Prozent auf 7,15 Milliarden Euro angehoben worden war.
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©1. Juli 2010/Margarethe Dawo
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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