05.03.2008 10:36:00
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BdB-Volkswirte: Deutsches BIP wächst 2008/2009 um 1,6%/1,8%
BERLIN (Dow Jones)--Die Chefvolkswirte der führenden privaten Banken in Deutschland erwarten einen Rückgang des deutschen Wachstums auf 1,6% in diesem Jahr von 2,5% im Jahr 2007. Im Jahr 2009 wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ihrer Prognose mit plus 1,8% aber wieder stärker zunehmen.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden nach der am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturumfrage des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) unter den Chefökonomen seiner Mitgliedsbanken in diesem Jahr um 1,4% und im nächsten um 1,6% zunehmen. Die Konsumnachfrage werde 2008 wohl erst zur Jahresmitte hin spürbar anziehen, wenn die Inflationsrate etwas nachgelassen habe und viele Arbeitnehmer über ihre diesjährigen Lohnerhöhungen verfügen könnten, erklärten die Ökonomen in einer Mitteilung.
Im September 2007 hatten die in dem BdB-Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik vertretenen Ökonomen für 2008 noch ein Wachstum von 2,0% erwartet. Die Konjunkturexperten des BdB selber hatten aber bereits Mitte Februar für dieses Jahr nur noch ein Wachstum von "etwas über dem Niveau der Potenzialrate von gut 1,5%" vorhergesagt.
Die Verbraucherpreise in Deutschland werden laut den Bankenchefvolkswirten 2008 um 2,2% und 2009 um 1,8% steigen. Der Wegfall des Mehrwertsteuereffekts aus dem Vorjahresvergleich ergebe zwar rein rechnerisch eine um 0,9 Prozentpunkte niedrigere Inflationsrate, angesichts des jüngsten Schubs bei den Energie- und Nahrungsmittelpreisen werde die Teuerungsrate aber nur langsam sinken.
Die deutschen Exporte werden laut der Prognose in beiden Jahren real um 5,7% zunehmen, die Importe 2008 um 6,0% und 2009 um 5,5%. Das deutsche Defizit sehen die Ökonomen in beiden Jahren bei 0,3% des BIP nach einem ausgeglichenen Haushalt im abgelaufenen Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen wird nach ihrer Erwartung in diesem Jahr auf 3,380 Millionen und im kommenden auf 3,300 Millionen sinken.
Für den Euroraum erwarten die BdB-Chefökonomen einen Anstieg des BIP um 1,6% in diesem und 1,9% im nächsten Jahr nach einem Plus von 2,6% im Jahr 2007. Nach ihrer Prognose werden die Verbraucherpreise (HVPI) 2008 um 2,5%, 2009 aber nur noch um 1,9% steigen.
"Wir gehen aus heutiger Sicht davon aus, dass die Inflationsrate - auch bedingt durch günstigere Basiseffekte aus dem Vorjahr - ab April wieder unter die 3%-Marke sinken und am Jahresende bei etwa 2% liegen wird", erklärten der Ausschussvorsitzende, IKB-Chefvolkswirt Kurt Demmer, und BdB-Geschäftsführer Bernd Brabänder in einem Statement.
Bei dieser Entwicklung würde sich nach ihrer Einschätzung "Mitte des Jahres auch ein gewisser Zinssenkungsspielraum" für die Europäische Zentralbank (EZB) ergeben. "Im Durchschnitt unserer Prognosen halten wir zwei Zinssenkungen auf 3,50% für möglich", betonten Demmer und Brabänder. Dieser Zinssatz werde dann 2009 unverändert bleiben.
Kurzfristig sei hingegen angesichts der gegenwärtigen Preisentwicklung und alles in allem noch zufrieden stellender Konjunkturprognosen für den Euroraum nicht mit einer Leitzinssenkung der EZB zu rechnen. Die EZB werde vor allem die Lohnentwicklung sehr sorgfältig beachten, sagten sie voraus.
Der Euro-Kurs dürfte nach der Erwartung der Bankenvolkswirte mittelfristig etwas nachgeben. "Der Wechselkurs des Euro ist gegenwärtig gegenüber dem US-Dollar überbewertet", stellten Demmer und Brabänder fest. Kurzfristig könnte sich der jüngste Aufwertungstrend zwar noch fortsetzen, auf Sicht der nächsten drei bis sechs Monate dürfte aber "eine allmähliche Trendwende" einsetzen.
Ende 2008 halten die Ökonomen deshalb einen Kurs von etwa 1,40 EUR/USD für wahrscheinlich, Ende 2009 von 1,35 EUR/USD. Für den Ölpreis sehen sie bis Ende 2008 eine deutliche Ermäßigung auf 80 USD/Barrel und unterstellen für Ende 2009 ein dann gleich bleibendes Niveau.
Befürchtungen einer Kreditklemme in Deutschland als Auswirkung der jüngsten Finanzmarktturbulenzen nannten sie "unbegründet". Auch rund ein halbes Jahr nach Beginn der Finanzmarktprobleme deute die Datenlage "nicht auf eine generelle Verknappung der Kreditvergabe von der Angebotsseite hin". Insgesamt sei es in den vergangenen Monaten vielmehr zu einer stärkeren Differenzierung der Kreditvergabe in Abhängigkeit des Risikos gekommen.
"Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen, und ist vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren vor allem für hohe Risiken kein entsprechender Risikoaufschlag bezahlt werden musste, begrüßenswert und überfällig", erklärten Demmer und Brabänder. Insbesondere für großvolumige Kredite mit einem hohen Risiko würden die Finanzierungsbedingungen schwieriger. Im Gegenzug dürfte der Wettbewerb um "gute Risiken" aber sogar noch stärker werden und hier für weiterhin günstige Fremdfinanzierungskonditionen sorgen, erwarteten sie.
Von der Regierung verlangten die Ökonomen, keinesfalls erreichte Reformschritte zurückzunehmen oder mit kurzfristig orientierten Maßnahmen auf die konjunkturelle Abschwächung zu reagieren. Ein Konjunkturprogramm für Deutschland lehnten die Bankenvolkswirte laut der Mitteilung "einhellig ab".
Die Bundesregierung müsse aber die beschäftigungsorientierte Reformpolitik der vergangenen Jahre fortsetzen. Dringlichen Handlungsbedarf sahen sie nach wie vor besonders in der Kranken- und Pflegeversicherung, in denen Kapitaldeckungselemente eingeführt und die Kosten zumindest teilweise von den Löhnen entkoppelt werden müssten.
Webseite: http://www.bdb.de -Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com DJG/ank/kth (END) Dow Jones NewswiresMarch 05, 2008 04:30 ET (09:30 GMT)
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