Einigung erzielt? |
23.06.2020 17:54:00
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Bayer-Aktie steigt: Bayer wohl vor Vergleichsabschluss mit Glyphosat-Klägern
Der Glyphosat-Streit lastet seit fast zwei Jahren auf dem Kurs. Ab August 2018 musste Bayer insgesamt drei Glyphosat-Prozessschlappen hinnehmen mit Millionenforderungen für Schadenersatz der krebskranken Kläger. Der Kurs brach ein. Er erholte sich erst wieder schrittweise, nachdem sich ein Vergleich zumindest vage abgezeichnet hatte. Aktuell kosten die Papiere aber immer noch mehr als ein Fünftel weniger als vor dem ersten Urteil vor knapp zwei Jahren.
Die nun vom "Handelsblatt" genannte Vergleichssumme wäre am unteren Ende sogar niedriger als Analysten zuletzt geschätzt hatten. Wichtig ist zudem, dass laut der Zeitung zwei Milliarden Dollar davon als Rücklage gelten, mit der Bayer die Ansprüche künftiger Kläger begleichen könne. Das wäre insofern wichtig, da mit solch einem Schritt die Risiken wohl weg wären.
Das Bayer-Management hatte denn auch in den letzten Monaten immer wieder betont, zu einer außergerichtlichen Lösung bereit zu sein, wenn diese finanziell angemessen und ein finaler Abschluss der Glyphosat-Streitigkeiten sei. Heißt: Das Thema sollte ein für alle Mal vom Tisch, schließlich könnten auch noch in Jahren Krebspatienten eine frühere Glyphosat-Verwendung für ihr Leiden verantwortlich machen.
Finanziell ist Bayer gerüstet für einen Vergleich. Allein der Verkauf der Tiermedizin soll Bayer 7,6 Milliarden Dollar einbringen - den Großteil davon in bar, einen kleineren Teil in Aktien des Käufers Elanco.
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Glyphosat ins Haus geholt und sah sich zuletzt mit mehr als 50.000 Klagen konfrontiert. Denn: nach den Prozessniederlagen von Bayer hatten immer mehr Menschen dem Konzern vorgeworfen, durch die Verwendung von Monsantos Unkrautvernichtern Krebs bekommen zu haben.
Die Leverkusener wiesen die Vorwürfe stets zurück und bekamen auch Rückendeckung von der US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat bei vorschriftsmäßigem Gebrauch nicht als Gesundheitsrisiko einstuft. Bayer war denn in den verloren gegangenen Prozessen in Berufung gegangen.
In den anstehenden Berufungsprozessen, in denen anders als bislang keine Geschworenen, sondern Berufsrichter geurteilt hätten, hätte die EPA-Einschätzung Bayer durchaus helfen können. Unterstützung in einem der Verfahren war zuvor schon vom Justizministerium gekommen, das einen sogenannten Amicus-Schriftsatz bei Gericht eingereicht hatte.
Dennoch stand die Bayer-Führung um Konzernchef Werner Baumann unter Druck. So hatten die Aktionäre Baumann auf der Hauptversammlung 2019 angesichts der Glyphosat-Krise die Entlastung verwehrt. Das wiederholte sich 2020 zwar nicht, dennoch hielten sich Anteilseigner mit Kritik nicht zurück. "Solange sich Bayer nicht von den Klagen befreien kann, werden wir wahrscheinlich keine Erholung des Aktienkurses sehen", hatte Ingo Speich, Experte für Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka Investment betont.
Bayer-Aktien springen an
Die Aussicht auf eine kurz bevorstehende Einigung im Glyphosat-Streit in den USA haben den Bayer-Aktien am Dienstag ein kräftiges Kursplus beschert. Die Bayer-Aktie gewann via XETRA letztlich 5,75 Prozent auf 72,60 Euro.
Sollten sämtliche Glyphosat-Verfahren gegen die Zahlung von maximal 10 Milliarden Dollar eingestellt werden, wäre dies ein bedeutender Kurstreiber für die Aktie, erklärte Baader-Bank-Analyst Markus Mayer. Im gegenwärtigen Kursniveau sei ein Glyphosat-Abschlag von mindestens 25 Milliarden Dollar eingepreist. Der Experte bestätigte seine Kaufempfehlung für die Bayer-Aktien.
Mit dem in Aussicht gestellten Vergleich kämen die seit Spätsommer 2019 laufenden Gespräche über eine außergerichtliche Einigung im Fall Glyphosat zu einem Ende. Sie hatten sich zuletzt wegen der Corona-Pandemie hingezogen. Hinzu kam, dass nicht alle großen Klägerkanzleien in den USA der Einigung zustimmten. Das ist nun offenbar der Fall, denn es handelt sich den "Handelsblatt"-Kreisen zufolge um eine landesweite Einigung.
Erst tags zuvor konnte Bayer im US-Rechtsstreit um mögliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup einen wichtigen Etappensieg erringen. Ein Bundesrichter in Sacramento entschied, dass Bayer im US-Bundesstaat Kalifornien doch nicht auf mögliche Krebsrisiken des Mittels hinweisen muss.
Bayer hatte sich die Glyphosat-Probleme mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Monsanto ins Haus geholt. Nach drei verlorenen Prozessen und hohen Schadenersatzurteilen wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern sind Zehntausende US-Klagen anhängig.
dpa-AFX / Dow Jones Newswires
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