03.04.2019 13:30:41

Auslandsbanken: Banker-Ansturm nach Brexit muss deutsche Institute nicht kratzen

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der mit dem Brexit erwartete Wechsel tausender Auslandsbanker nach Deutschland wird die Konkurrenzsituation auf dem deutschen Finanzmarkt nach Einschätzung ihres Verbands kaum verschärfen. "Die großen Häuser werden ihre Strategie aufgrund einer größeren Präsenz in Deutschland nicht ändern", sagte der Vorstandschef des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland, Stefan Winter, am Mittwoch in Frankfurt. Die Töchter ausländischer Banken, die im Zuge des Brexits ihre Standorte in Frankfurt und anderen deutschen Städten ausbauen, würden das Kapital für ihr Geschäft in allen verbleibenden 27 EU-Staaten einsetzen - und nicht gezielt in Deutschland.

Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU dürfen britische Finanzprodukte - teils nach einer Übergangszeit - nicht mehr in der verbleibenden Europäischen Union vertrieben werden. Banken aus dem Ausland, die ihr EU-Geschäft bisher aus London heraus oder über Filialen betrieben haben, müssen allein lebensfähige Banktöchter innerhalb der EU aufbauen.

Verbandschef Winter, der im Hauptberuf als Vorstand der Europa-Tochter der Schweizer Großbank UBS arbeitet, erwartet weiterhin, dass allein bei seinen 200 Instituten im Verband bis zu 5000 Banker aus aller Welt im Zuge des Brexits nach Deutschland umziehen. Der Löwenanteil der Wechsel werde in den nächsten 12 bis 18 Monaten stattfinden, schätzt er. Dabei gehe es nicht vorwiegend um "Heerscharen von Londonern, die hier in Frankfurt auch als Schreckensbild prognostiziert wurden". Es kämen Mitarbeiter auch aus Indien, Japan, Korea, Polen, Singapur oder den USA.

Der drohende Brexit ohne Abkommen lässt die Auslandsbanken aber auch um einen Teil ihres Geschäfts fürchten. Wenn ein Kunde sie mit dem Kauf oder Verkauf eines größeren Aktienpakets beauftragt, garantieren sie bisher, dass sie für ihn die bestmöglichen Konditionen herausholen. Oft lasse sich eine große Menge an Papieren aufgrund von Angebot und Nachfrage aber nur in London zu bestmöglichen Konditionen handeln, sagte Winter. Wenn der Handel in London bei EU-Geschäften künftig nicht mehr erlaubt sei, könne die Bank dieses Kundenversprechen nicht mehr erfüllen. Im Zuge des Brexits erwartet er auch an anderen Stellen noch einiges Ruckeln - auch wenn sich die Institute gut vorbereitet hätten./stw/nas/fba

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