EURO STOXX Technology
29.04.2013 18:00:31
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AUSBLICK/Siemens drohen schwache Geschäfte und neue Belastungen
Von Ursula Quass
Bei Siemens läuft es nicht rund, schon wieder. Schwache Geschäfte angesichts des widrigen Wirtschaftsumfelds in Europa und neue Belastungen drohen dem Münchener Industrieriesen erneut einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das Management hat zwar schon im Vorfeld die Stimmung für das zweite Quartal gedämpft. Am Donnerstag, wenn der DAX-Konzern seine Zahlen für die Monate Januar bis März vorlegt, könnte es aber trotzdem ein böse Überraschung geben.
In Medien häufen sich die Berichte, dass Konzernchef Peter Löscher die Prognose zumindest aufweichen wird. Die Skepsis ist nicht aus der Luft gegriffen: Finanzvorstand Joe Kaeser hatte in einem Interview kürzlich selbst gesagt, dass es "in der operativen Betrachtung" auf Jahressicht "enger" wird. Analysten halten sogar eine Gewinnwarnung für möglich.
J.P. Morgan-Analyst Andreas Willi rechnet damit, dass zum Ende des Geschäftsjahres per 30. September höchstens noch 4,5 Milliarden Euro an Nettogewinn aus fortgeführten Geschäften in den Büchern stehen werden - und nicht mehr 4,5 bis 5 Milliarden Euro, wie von Siemens bislang anvisiert. "Oder, falls Siemens ein Polster für weitere Belastungen will, 4 bis 4,5 Milliarden Euro."
Anders als vom Siemens-Management wiederholt versprochen, ist das leidige Thema Sonderlasten nämlich immer noch nicht vom Tisch. Vor allem die Probleme bei der Windanbindung und der Bahntechnik werden "ihre Spuren hinterlassen", hatte Kaeser gewarnt. Nach den Liefer-Problemen bei der neuesten ICE-Generation für die Deutsche Bahn kamen nun auch noch Schwierigkeiten mit dem Eurostar hinzu.
J.P.Morgan-Schätzungen zufolge wird Siemens darauf im ersten halben Jahr alles in allem 350 Millionen Euro abschreiben müssen. Dazu kommt die Peinlichkeit, dass Siemens nach dem Windpark-Debakel nun auch bei den verzögerten Hochgeschwindigkeitszügen für den Eurotunnel-Betreiber einräumen musste, die Komplexität der Projekte unterschätzt zu haben.
"Eigentlich dürfte es bei den Hochgeschwindigkeitszügen nicht schon wieder Probleme geben", sagte Fondsmanager Peter Ott von MainFirst Asset Management. "Wir hatten gehofft, dass die Zeiten für solche Belastungen vorbei sind." MainFirst hatte ihren Bestand an Siemens-Aktien in den vergangenen zwölf Monaten auf 21.500 Aktien von 56.700 Papieren reduziert, wie aus Daten von Bloomberg hervor geht.
Auch das Solargeschäft, von dem sich Siemens eigentlich trennen will, droht das Ergebnis erneut zu belasten. "Der beabsichtigte Verkauf unseres Solargeschäfts ist angesichts des problematischen Marktumfeldes nicht einfach und muss hinsichtlich seiner bilanziellen Behandlung überprüft werden", hatte Kaeser gesagt. Im Klartext heißt das: Siemens wird den Bereich wohl aus seinen nicht-fortgeführten Aktivitäten in das Kerngeschäft zurückbuchen. Kommt es tatsächlich so, würde das das Konzernergebnis weiter verhageln.
Nach Berechnungen von J.P.Morgan werden sich die Solar-Belastungen im Gesamtjahr auf 250 Millionen Euro summieren. Alles in allem dürfte das Gesamtergebnis des Energiegeschäfts nach Einschätzung von Marktbeobachtern aber leicht steigen. Die Zahl der Aufträge soll zweistellig wachsen.
Die Schwierigkeiten im Solargeschäft seien ein Beleg für ein umfangreicheres Problem bei Siemens, erklärt Fondsmanager Ott. Das Unternehmen sei oft ziemlich spät auf Trends aufgesprungen und habe Portfolioumschichtungen zu langsam vorangetrieben, wie die Solaraktivitäten oder die Sparte Infrastructure & Cities zeige.
Ganz anders die Entwicklung im zweiten großen Unternehmensbereich, dem Industrie-Sektor. Hier hatte der Finanzvorstand vorab schon darauf eingestimmt, dass die Nachfrage im kurzzyklischen Industriegeschäft in den USA und Deutschland abebbt und nicht durch die erhoffte Erholung in China ausgeglichen werden konnte. Schwächelt die Wirtschaft wie aktuell, bekommt Siemens das beim Verkauf von Steuerungen und Antrieben für den Maschinenbau und erneuerbare Energien immer besonders schnell zu spüren.
Von Dow Jones Newswires befragte Experten rechnen mit einem dicken Minus vor allen wichtigen Kennzahlen, das Sektorergebnis soll sogar um ein Drittel einbrechen.
Die Gesundheitssparte soll sich dagegen vergleichsweise gut geschlagen haben. Hier sagen die Analysten Auftrags- und Umsatzzuwächse voraus, der Gewinn soll sogar zweistellig wachsen. Auch der kleinste Sektor, der sämtliche Produkte und Lösungen rund um Infrastruktur & Städte bündelt, soll mehr Aufträge und Erlöse verzeichnet haben. Das Ergebnis allerdings wird sich den Schätzungen zufolge fast halbieren.
Der Grund dafür ist einfach: Vor einem Jahr hatte Siemens in diesem Sektor gerade einmal 270 Millionen Euro verdient. Die Zug-Sonderkosten aber fallen in diesen Bereich und sollen noch höher ausfallen als im ersten Quartal, wie Sektor-Vorstand Roland Busch vor Kurzem gesagt hatte. Das bedeutet in jedem Fall eine dreistellige Millionenbelastung: Im ersten Quartal waren es 116 Millionen Euro gewesen.
Angesichts der zahlreichen Baustellen verwundert Kritik am Management nicht. "Es wäre nicht das erste Mal, dass Löscher seine Ziele wieder einstecken muss", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Vereins von Belegschaftsaktionären in der Siemens AG, Birgit Grube, die bis 2008 für Siemens selbst im Aufsichtsrat saß. Dem Konzern fehle es zudem an einer Perspektive. "Man reagiert immer nur von Mal zu Mal. Wenn was nicht läuft, wird Personal abgebaut." Das aber sorge für Frust - auch bei leitenden Mitarbeitern.
"Zudem fehlt übergreifendes Wissen", so Grube. Als Beispiel nannte sie die Probleme bei den ICEs. "Früher hätten die Leute gewusst, wen sie zum Beispiel auch aus anderen Sektoren noch fragen müssen." Auch Löscher selbst könne auf ein solches Netzwerk nicht zurückgreifen. "Er ist immer noch nicht bei Siemens angekommen. Er hat kein Netzwerk, das ihn absichert und keine Leute, auf die er im Zweifel zurückgreifen kann."
Auch innerhalb der Führungsmannschaft von Siemens wächst der Unmut. "Wir haben zu wenig Konstanz in der Unternehmensführung und einen zu kurzen Planungshorizont", sagte eine Person aus dem Umfeld des Unternehmens dem Wall Street Journal Deutschland. "Die Fehler wiederholen sich. Wir haben schon mal Stellen verlagert und wieder zurückgeholt. Ich sehe uns schon wieder rumrennen und den Nachwuchs suchen, den wir jetzt verprellen", sagte die Person mit Blick auf das sechs Milliarden schwere Spar- und Effizienzprogramm, das sich der Konzern bis 2014 zur Margensteigerung verordnet hat und im Zuge dessen auch Tausende Stellen wegfallen werden.
Unzufrieden dürften auch die Aktionäre von Siemens sein. Die Aktie hat in diesem Jahr bisher 4 Prozent an Wert verloren, während der Dax gut 3 Prozent zugelegt hat. Auch die Aktien vieler Rivalen haben sich besser geschlagen: So verteuerte sich das Papier der Schweizer ABB im gleichen Zeitraum um 12 Prozent, die Aktie der französischen Schneider Electric stieg noch um gut 6 Prozent, Philips kletterten um knapp 7 Prozent.
Nachfolgend die von Dow Jones Newswires zusammengestellten Schätzungen von Analysten zum zweiten Quartal und ersten Halbjahr:
=== Auftrags- Erg Erg Erg/ 2Q 2012/13 eingang Umsatz nSt(1) nSt(2) AktieMITTELWERT 18.560 18.938 1.089 1.057 1,29 Vorjahr 17.880 19.297 1.053 981 1,12 +/- in % +3,8 -1,9 +3,4 +7,8 +15
MEDIAN 18.570 18.991 1.098 1.079 1,30 Maximum 19.688 20.500 1.233 1.310 1,69 Minimum 17.803 17.314 920 794 0,93 Anzahl 10 14 12 12 12
Industry: Energy: Auftrags- Auftrags- 2Q 2012/13 eingang Umsatz Profit eingang Umsatz Profit
MITTELWERT 4.857 4.784 447 6.400 6.648 583 Vorjahr 5.144 5.070 662 5.815 6.888 573 +/- in % -5,6 -5,6 -33 +10 -3,5 +1,7
MEDIAN 4.955 4.821 436 6.441 6.648 619 Maximum 5.125 4.914 592 6.950 7.095 678 Minimum 4.364 4.543 350 5.613 6.104 481 Anzahl 6 10 11 7 10 11
Infrastructure & Healthcare Cities Auftrags- Auftrags- 2Q 2012/13 eingang Umsatz Profit eingang Umsatz Profit
MITTELWERT 3.363 3.441 486 4.226 4.281 144 Vorjahr 3.246 3.362 424 3.896 4.257 270 +/- in % +3,6 +2,4 +15 +8,5 +0,6 -47
MEDIAN 3.329 3.441 483 4.172 4.274 152 Maximum 3.656 3.534 549 4.700 4.494 245 Minimum 3.230 3.356 439 3.988 4.168 -20 Anzahl 7 10 11 7 10 11
Auftrags- Erg Erg Erg/ 1H 2012/13 eingang Umsatz nSt(1) nSt(2) Aktie
MITTELWERT(3) 37.701 37.066 2.384 2.254 2,71 Vorjahr 37.689 37.199 2.409 2.421 2,76 +/- in % +0,0 -0,4 -1,0 -6,9 -1,8
MEDIAN(3) 37.711 37.119 2.393 2.276 2,72
Auftrags- Erg Erg Erg/ GJ 2012/13 eingang Umsatz nSt(1) nSt(2) Aktie
MITTELWERT 77.015 78.180 4.845 4.751 5,59 Vorjahr 76.913 78.296 4.590 4.458 5,09 +/- in % +0,1 -0,1 +5,6 +6,6 +10
MEDIAN 77.483 78.206 4.830 4.741 5,60 (MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
April 29, 2013 11:30 ET (15:30 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 30 AM EDT 04-29-13
-2 of 2- 29 Apr 2013 15:30:00 UTC DJ AUSBLICK/Siemens drohen schwache Geschäfte und -2-
Maximum 78.478 79.676 5.118 4.982 5,89
Minimum 74.614 77.188 4.365 4.543 5,25
Anzahl 4 12 8 9 9
=== - alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie, Dividende und Kursziel in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
Quelle Vorjahreszahlen: Angaben des Unternehmens - wie berichtet.
(1) Fortgeführte Bereiche.
(2) Nach Anteilen Dritter; inklusive nicht fortgeführter Bereiche.
(3) Eigene Berechnung von Dow Jones Newswires auf Basis des Konsenses für das zweite Quartal und der bereits berichteten Erstquartalszahlen.
Mitarbeit: Eyk Henning
DJG/uqu/kla
(END) Dow Jones Newswires
April 29, 2013 11:30 ET (15:30 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 30 AM EDT 04-29-13
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