12.02.2013 15:32:30
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AUSBLICK/Prognosen für deutsches BIP variieren stark
Von Hans Bentzien
Die deutsche Wirtschaft dürfte das Jahr 2012 schwach beendet haben. Darauf deutet vor allem ein deutlicher Rückgang der Produktion hin. Das Statistische Bundesamt hatte im Januar geschätzt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schlussquartal gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent geschrumpft sein dürfte. Das entspricht auch dem Median der von Dow Jones Newswires eingeholten Volkswirteprognosen. Das Statistische Bundesamt wird die BIP-Daten am Donnerstag um 8.00 Uhr veröffentlichen.
Die BIP-Prognosen der einzelnen Volkswirte unterscheiden sich beträchtlich. So ist beispielsweise Uwe Dürkop von der Landesbank Berlin der Ansicht, dass das BIP nur um 0,2 Prozent geschrumpft ist, während Violante Di Canossa von Credit Suisse ein Minus von 0,7 Prozent erwartet.
Dürkop geht bei seiner Prognose davon aus, dass das Statistische Bundesamt die BIP-Entwicklung 2012 in den vergangenen Wochen noch einmal neu berechnet hat und nun einen etwas geglätteten BIP-Verlauf präsentieren wird. Nach den aktuell verfügbaren Daten ist das BIP in den ersten drei Quartalen nämlich um 0,5, 0,3 und 0,2 Prozent gewachsen und anschließend - laut Destatis-Schätzung - um 0,5 Prozent "abgeschmiert". Diese Vorstellung hält Dürkop für nicht realistisch.
Violante Di Canossa begründet ihre Voraussage dagegen mit einem Modell, das auf Industrieproduktion, Bauproduktion und Einzelhandelsumsatz beruht. Dieses Modell hat nach ihrer Aussage sogar einen BIP-Rückgang von 0,9 Prozent angezeigt, wegen der nicht ganz so schlechten Außenhandelsdaten korrigierte sie ihre Prognose aber noch auf minus 0,7 Prozent.
Tatsächlich stellt die Produktion ein Abwärtsrisiko für die vorläufige BIP-Schätzung der Wiesbadener Statistiker dar. Denn die Produktion im produzierenden Sektor ist im vierten Quartal um volle 3 Prozent gesunken.
Auch die Daten von der Verwendungsseite des BIP sehen nicht besonders ermutigend aus. Die Einzelhandelsumsätze - wenngleich notorisch revisionsanfällig und nur ein Teil des gesamten Privatkonsums - sanken um 1,1 Prozent. Und der Handelsbilanzüberschuss lag vor Inflationsbereinigung um mehr als 7 Prozent unter Vorquartalsniveau.
Die BIP-Veröffentlichung stellt zwar genau genommen nur einen Blick in die Vergangenheit dar. Aber Schlussquartale sind rechnerisch von Bedeutung, wenn es um die Startposition für das neue Jahr geht. Je stärker nämlich der BIP-Rückgang im vierten Quartal, desto höher der so genannte statistische Unterhang.
Der statistische Unterhang ist jener Wert, um den das BIP im Jahresdurchschnitt selbst dann sinken würde, wenn es in jedem der vier Quartale 2013 konstant bliebe. Ein Beispiel: Die Deutsche Bundesbank erwartet, dass das BIP Ende 2013 um 1,1 Prozent höher als Ende 2012 sein wird. Für den Jahresdurchschnitt 2013 rechnet sie aber wegen des Unterhangs nur mit einem BIP-Anstieg von 0,4 Prozent.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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February 12, 2013 09:02 ET (14:02 GMT)
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