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08.02.2013 18:31:30
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AUSBLICK/Keine Trendwende bei ThyssenKrupp erwartet
Von Hendrik Varnholt
Bei ThyssenKrupp dürfte eine deutliche Trendwende zwischen Oktober und Dezember ausgeblieben sein. Analysten rechnen für das erste Quartal mit weiter schwachen Umsatz- und Ergebnisdaten. Ihr Augenmerk richtet sich vor allem auf Aussagen zum geplanten Verkauf der verlustreichen amerikanischen Stahlwerke auf und die hohe Verschuldung des Konzerns. Sie dürfte sich nach dem Verkauf der Edelstahlsparte Inoxum verringert haben. Zudem steht der Ausblick im Fokus, nachdem sich einige Stahlrivalen etwas optimistischer geäußert hatten. ThyssenKrupp veröffentlicht die Quartalszahlen am Dienstag.
Nach den von Dow Jones Newswires zusammengestellten Einschätzungen rechnen Analysten im Durchschnitt mit einem operativen Ergebnis (EBIT) der fortgeführten Aktivitäten von 213 Millionen Euro. Das würde eine optische Verbesserung gegenüber dem Vorjahresquartal bedeuten: Damals hatte ThyssenKrupp einen EBIT-Verlust der fortgeführten Aktivitäten von 33 Millionen Euro gemeldet. Der Konzern bezog zu dem Zeitpunkt aber noch das amerikanische Stahlgeschäft in die Berechnung mit ein. Es trug allein 288 Millionen Euro zu dem damaligen Verlust bei.
Auch beim Umsatz des Stahl- und Technologiekonzerns gehen die Analysten für das erste Quartal von einer weiteren Verringerung auf 9,19 Milliarden Euro aus. Im ersten Quartal des vorherigen Geschäftsjahres hatte ThyssenKrupp in den damals als zukunftsträchtig erachteten Sparten 9,9 Milliarden Euro umgesetzt - dazu trugen allerdings die nun als nicht fortgesetzte Aktivität geltenden amerikanischen Stahlwerke rund 0,5 Milliarden Euro bei.
Die Sparte Steel Americas mit zwei Werken in Brasilien und den USA hat ThyssenKrupp in der Vergangenheit hohe Verluste eingebracht. Erst im vergangenen Geschäftsjahr schrieb das Unternehmen 3,6 Milliarden Euro auf die Werke ab. Dies trug wesentlich zum Jahres-Nettoverlust des Konzerns von rund 5 Milliarden Euro bei. Der Konzern sucht derzeit Käufer für die amerikanischen Werke, die noch mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Verbindliche Angebote potenzieller Käufer werden im Laufe dieses Monats erwartet. Analysten hoffen vor der Vorstellung der Quartalszahlen auf neue Informationen über den laufenden Verkaufsprozess.
ThyssenKrupp will mit dem Verkauf die Nettoverschuldung abbauen. Sie hatte zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres bei rund 5,8 Milliarden Euro gelegen. Die Quartalszahlen werden zeigen, inwieweit der Verkauf der Edelstahlsparte Inoxum schon zu einer Besserung beigetragen hat.
Doch auch im europäischen Stahlgeschäft steht ThyssenKrupp unter Druck. Die Sparte hat im vergangenen Geschäftsjahr die eigenen Kapitalkosten nicht gedeckt. ThyssenKrupp kündigte vor dem Hintergrund erst am Freitag tiefe Einschnitte an. Insgesamt will das Unternehmen demnach bei Steel Europe die Zahl der Stellen von derzeit rund 27.600 um mehr als 2.000 Stellen verringern. Der DAX-Konzern prüft nach Betriebsratsangaben zudem den Verkauf von Teilen des sogenannten Elektroband-Geschäfts. Dadurch könnte sich die Belegschaft um weitere 1.800 Mitarbeiter verkleinern.
Auch Konkurrenten sind von der schwachen Stahlkonjunktur betroffen: Beim weltgrößten Stahlkonzern ArcelorMittal brach der Betriebsgewinn und der Umsatz zuletzt massiv ein. Ähnlich trübe lief es beim südkoreanischen Wettbewerber Posco. Bei ihm ist das Ergebnis im Schlussquartal um rund 45 Prozent eingebrochen. Sowohl ArcelorMittal als auch Posco blicken aber mit leichtem Optimismus auf die nächsten Monate.
Anlass zu Hoffnung bieten auch die Daten der deutschen Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Organisation teilte am Mittwoch mit, die Auftragseingänge der deutschen Stahlindustrie hätten sich im vierten Quartal des vergangenen Jahres stabilisiert.
Bei ThyssenKrupp stehen gleichwohl weitere Umbauten an: Unternehmenschef Hiesinger hat angesichts der Schwierigkeiten des eigenen Konzerns mehrfach Sparmaßnahmen angekündigt. Teil des laufenden Konzernumbaus ist etwa die Verschmelzung der bislang 7 zu jetzt 5 Konzernsparten.
Hiesinger steht zudem vor der Aufgabe, bei ThyssenKrupp eine neue Unternehmenskultur aufzubauen. Der Konzern war in den vergangenen Monaten auch wegen seiner Beteiligung an einem Kartell auf dem Schienenmarkt und angesichts fragwürdiger Geschäftsreisen in die Kritik geraten.
Nachfolgend die von Dow Jones Newswires zusammengestellten Schätzungen von Analysten zum 1. Quartal 2012/13.
===Auftrags- EBIT Erg/ 1Q 2012/13 eingang Umsatz EBITDA EBIT berein. Akt
MITTELWERT 9.794 9.189 471 213 213 0,04 Vorjahr 10.078 9.896 471 -33 83 -0,30
MEDIAN 9.752 9.184 470 220 218 0,09 Maximum 10.653 9.535 527 242 242 0,12 Minimum 9.055 8.882 409 156 156 -0,12 Anzahl 5 9 7 8 10 9 === - Angaben in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
Quelle Vorjahreszahlen: Angaben des Unternehmens.
DJG/hev/kla
(END) Dow Jones Newswires
February 08, 2013 12:00 ET (17:00 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 00 PM EST 02-08-13
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