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06.02.2023 23:33:00
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Analystin kritisiert Geschäftsmodell von Netflix und warnt vor Kauf der Netflix-Aktie
• Needham-Analystin hält aktuelle Schätzungen und Bewertung bei Netflix für zu hoch
• Mehrere Bedenken für Netflix in 2023 - allen voran Nutzerschwund
Mit seinen Zahlen zum vierten Quartal 2022 konnte Netflix die Börse kürzlich positiv überraschen. Der Streaming-Anbieter überzeugte vor allem mit einem starken Nutzerwachstum - statt den erwarteten 4,5 Millionen neuen Kunden kamen im letzten Jahresviertel 7,66 Millionen neue Nutzer dazu -, daneben nahmen auch die Erlöse leicht zu. Am Tag nach der Bilanzvorlage kletterte die Netflix-Aktie an der NASDAQ daher um rund 8,5 Prozent nach oben und legte auch an den Folgetagen weiter zu. Aktuell kann das Papier seit Jahresbeginn ein Plus von 24,42 Prozent auf 366,89 US-Dollar verbuchen (Stand: Schlusskurs vom 02.02.2023). Damit steht die Netflix-Aktie zwar wieder mehr als doppelt so hoch wie im Mai 2022, als bei 166,37 US-Dollar ein Mehrjahrestief erreicht wurde, bis zum Allzeithoch bei 700,99 US-Dollar aus November 2021 ist es aber noch ein weiter Weg.
Glaubt man Needham-Analystin Laura Martin, wird die Netflix-Aktie dieses Niveau auch so schnell nicht wieder erreichen. Im Gegensatz zu vielen anderen namhaften Analysten, die vor allem aufgrund des neuen werbebasierten Abo-Modells und des angekündigten Endes für das Account-Sharing bullish für Netflix eingestellt sind und ihre Kursziele nach der Bilanzvorlage reihenweise angehoben haben - laut "The Hollywood Reporter" vielfach auf 400 US-Dollar und teils auch darüber -, sieht Martin die Zukunft des Streaming-Dienstes weniger optimistisch. "Wir glauben, dass es zu früh ist, NFLX zu kaufen", sagte sie laut "Yahoo Finance" - und sprach dementsprechend auch keine Kaufempfehlung aus.
Needham-Expertin sieht neuen Gegenwind für Netflix
Laut der Needham-Expertin hat Netflix auch 2023 noch einen langen und holprigen Weg vor sich. So nannte Martin laut "Yahoo Finance" mehrere Faktoren, die dem Streaming-Giganten im aktuellen Jahr das Geschäft verderben könnten. Zu ihren Hauptsorgen gehören eine mögliche stärkere Abwanderung von Kunden, wenn das Teilen des Passwortes endgültig unterbunden wird, und ein Umstieg von mehr Nutzern auf das günstigere Angebot mit Werbung. Das teilweise werbefinanzierte Abo-Modell wertet sie dabei nicht als positiven Game-Changer für die Unternehmensbilanz. Denn wie der US-Konzern im Rahmen der jüngsten Zahlenvorlage selbst einräumte, würden die Werbeeinnahmen im Geschäftsjahr 2023 noch kein bedeutendes Niveau erreichen. Stattdessen handele es sich bei dem Ausbau der Erlöse durch Werbung laut Netflix-CFO Spencer Neumann um "einen mehrjährigen Weg".
"Wir befürchten, dass Netflix in den nächsten zwei Quartalen aufgrund einer Preiserhöhung, die auf möglichst disruptive Weise durchgeführt wird, eine erhöhte Abwanderung haben wird", sagte Martin außerdem laut "Benzinga". Gemeint ist damit das angekündigte endgültige Ende des Account-Sharings in diesem Jahr, das betroffene Nutzer entweder dazu zwingen werde, ein teureres Familien-Abo oder ein neues, eigenes Abo abzuschließen. Auch andere Analysten wie Michael Nathanson von der Investment-Boutique MoffettNathanson befürchten laut der Newswebseite, dass dies dazu führen könnte, dass bislang zahlende Kunden Netflix aus purem Trotz den Rücken kehren werden.
Kunden zu halten, sei für alle Streaming-Unternehmen im Jahr 2023 von größter Bedeutung, so Laura Martin laut "Yahoo Finance". Für Netflix stelle dies jedoch das größte Risiko dar. Daten aus Lateinamerika, wo eine Methode getestet wird, mit der das Account-Sharing zukünftig vereitelt werden soll, hätten laut Netflix vorübergehend auch tatsächlich eine höhere Abwanderungsquote gezeigt. Mit der Zeit seien die Einschaltquoten jedoch wieder gestiegen, was das Unternehmen auf die Veröffentlichung neuer Inhalte sowie die Tatsache zurückführt, dass sich die einstigen Schmarotzer nach einiger Zeit für eigene Konten registriert hätten. Needham-Expertin Martin weist jedoch drauf hin, dass Netflix bereits jetzt mit einer Engagement-Rate von etwa zwei Stunden pro Tag deutlich hinter einigen Konkurrenten liege, die im Schnitt auf vier Stunden pro Tag kämen.
Analystin: Aktueller Multiplikator von Netflix aus Bewertungssicht zu hoch
"Wir glauben, dass die aktuellen Schätzungen und Bewertungen für 2023 für NFLX zu hoch sind", so Martin laut "Yahoo Finance". Der Konzern habe sich zwar ehrgeizige Wachstumsziele in Bezug auf den Umsatz gesetzt, allerdings ist die Analystin skeptisch, ob diese erreicht werden können. Martin wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich das Wachstum der Abonnentenzahlen "in den letzten sechs Quartalen jedes Quartal verlangsamt" habe. Auch im vierten Quartal 2022 sei letztlich nur ein Wachstum von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht worden. Um daher das von nun an versprochene zweistellige Umsatzwachstum zu erreichen, sei Netflix auf Preiserhöhungen angewiesen. "Das Unternehmen muss die Preise um 6 bis 8 Prozent pro Jahr anheben, je nach [Wechselkurs], selbst in Rezessionsjahren", schrieb Martin.
"Unserer Ansicht nach ist ein 33-faches KGV ein zu hohes Vielfaches für ein Unternehmen, dessen Wachstum hauptsächlich von Preiserhöhungen abhängt", begründete die Needham-Analystin laut "Economy Watch", warum sie momentan nicht auf das Papier setze und auch die Anleger von der Netflix-Aktie besser die Finger lassen sollten. "Wir bevorzugen Geschäftsmodelle, bei denen sowohl die Nutzer als auch die Preise wachsen", so die Expertin.
Redaktion finanzen.at
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