Herausforderndes Jahr 2022 |
06.02.2022 15:51:00
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Analystin: Geschicklichkeit und Balance gefragt - Das erwartet Anleger im Jahr 2022
• Wendepunkt bei bevorzugten Sektoren in der Jahresmitte
• Zwei mögliche Strategien für Anleger
Wenn es nach Analystin Lori Calvasina geht, die als Leiterin der US-Aktienstrategie bei RBC Capital Markets tätig ist, dann können Aktienanleger mit Blick auf das Jahr 2022 zumindest ein wenig aufatmen. Denn wie sie im Interview mit "MarketWatch" durchblicken ließ, sieht es ihrer Meinung nach auch im kommenden Jahr für die US-Wirtschaft und den US-Aktienmarkt gut aus. So erwartet Calvasina offenbar keinen Kursrücksetzer, sondern geht davon aus, dass der S&P 500 bis Ende 2022 auf 4.900 Punkte klettern wird. Doch auch wenn sie weiterhin voll auf Aktien setzt, warnt Calvasina davor, dass im Jahr 2022 einige Fallstricke für Aktionäre lauern dürften. "Das nächste Jahr wird knifflig in Bezug auf das, was man besitzen möchte", sagte die RBC-Analystin gegenüber "MarketWatch". Denn das Jahr 2022 dürfte zweigeteilt ausfallen in Bezug darauf, welche Titel erfolgreich sind und welche unter die Räder geraten.
Analystin: Das erwartet die Anleger im Jahr 2022
In der ersten Jahreshälfte erwartet Calvasina die Fortführung des aktuellen Trends, der von der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach dem Corona-Lockdown und der anhaltenden Belebung der Konjunktur bestimmt wird. Als Gewinner sieht sie dabei vor allem etablierte Wirtschaftssektoren, die in den Monaten der Corona-Pandemie das Nachsehen gegenüber den großen Tech-Titeln hatten. In diesem Umfeld empfiehlt sie daher Value-Aktien, Small Caps, Aktien aus dem Energie- und Finanzsektor sowie Anteilsscheine von Zyklikern, die von einer Wiederbelebung der Wirtschaft profitieren. Diese Aktien seien günstig, so die Analystin laut "MarketWatch".
Doch die guten Aussichten für diese Werte dürften nicht das gesamte Jahr lang anhalten. Denn ab Mitte 2022 werde die Wall Street darüber nachdenken, wie die Wirtschaft im Jahr 2023 aussehen werde. Außerdem dürften ab dann auch die ersten Zinsanhebungen der US-Notenbank in den Fokus rücken, so die Expertin. "Bis wir zur Jahresmitte kommen, wird dieser Trade vermutlich seinen Schwung verbraucht haben und wir werden mehr über eine Umschichtung zurück zu Wachstumsaktien und Large Caps und Technologie und sekundären Wachstumswerten reden", prognostizierte Calvasina. Denn wie sie gegenüber "MarketWatch" erklärte, könnten Small Caps immer dann eine Outperformance erzielen, wenn man auf eine Zinserhöhung zusteuere. In der Mitte des Zyklus würden dann jedoch wieder Large Caps die Führung übernehmen. Ebenso würden sich Zykliker nur so lange gut schlagen, bis die Zinserhöhungen starten.
Geschicklichkeit oder gute Chance-Risiko-Balance von Anlegern gefordert
Für RBC-Analystin Calvasina gibt es jedoch zwei Möglichkeiten, wie Anleger auf diese Situation und die erwartete Zäsur in der Jahresmitte reagieren können. "Man kann entweder eine Langhantel führen, oder man kann geschickt sein und versuchen, den Drehpunkt zu erwischen", so die Expertin. Gemeint ist damit, dass Anleger entweder versuchen sollten, in ihrem Portfolio Chance und Risiko auszubalancieren, oder den Marktumschwung rechtzeitig zu erkennen, um dann schnell entsprechend umzuschichten.
Die erste Strategie bezeichnete Calvasina dabei gegenüber "MarketWatch" als die, die normalerweise besser funktioniere - weshalb sie auch selbst diese Taktik einsetze. So bevorzuge sie eine Übergewichtung von Finanzwerten und Energietiteln, um am Value-Trade in der ersten Jahreshälfte teilhaben zu können, bleibe aber auch im Tech-Sektor investiert, etwa bei Halbleiterherstellern. "Wir werden damit wahrscheinlich für ein Weilchen falsch liegen, aber wir glauben, dass das in der zweiten Jahreshälfte besser funktionieren wird", so die RBC-Expertin.
Redaktion finanzen.at
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