Analysten sehen SAPs Ziele für 2015 wegen Trend zur Cloud wanken

   Von Friedrich Geiger

   Die Mittelfristziele von Europas größtem Softwarekonzern SAP stehen nach Einschätzung von Marktexperten auf tönernen Füßen. Schuld daran ist, abgesehen von der Wirtschaftsflaute, die auf die Kauflaune potenzieller Kunden drückt, vor allem die wachsende Vorliebe für Web-basierte Lösungen. Dieser Trend weg vom traditionellen Geschäft mit fest auf den Rechnern der Kunden installierter Software hin zur Cloud - also Mietsoftware aus dem Internet - macht den Walldorfern bereits seit geraumer Zeit zu schaffen und kostet den DAX-Konzern viel Geld.

   Franz Weis, Fondsmanager bei der französischen Vermögenswaltungsgesellschaft Comgest, glaubt daher, dass SAP sich von seinen mittelfristigen Zielen für 2015 wird verabschieden müssen. Die Walldorfer hatten sich für nächstes Jahr ursprünglich mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz und eine operative Marge von 35 Prozent auf die Fahnen geschrieben.

   Allerdings lief es für den weltweit drittgrößten Software-Hersteller nach den US-Größen Microsoft und Oracle bereits im vergangenen Jahr nicht sonderlich gut. So verlangsamte sich das Umsatzwachstum deutlich auf gerade mal noch 3,6 Prozent von 14 Prozent im Jahr 2012. Insgesamt erlöste SAP im vergangenen Jahr rund 16,8 Milliarden Euro. Die für 2015 bislang angepeilten 20 Milliarden erscheinen angesichts dessen allerdings alles andere als zum Greifen nah.

   Zudem werden bei Web-basierter Software nur dann Gebühren fällig, wenn das Cloud-Produkt tatsächlich genutzt wird. Im Unterschied zu fest installierter Software, die beim Kauf bezahlt wird bzw. für deren Nutzungsrechte Lizenzgebühren fällig werden, verschieben sich SAPs Umsätze bei Cloud-Anwendungen in die Zukunft. Außerdem drücken die teuren, aber unerlässlichen Investitionen in das Cloud-Geschäft zunächst einmal auf die Gewinne.

   Analyst Thomas Becker von der Commerzbank sagte nun, niemand erwarte mehr, dass SAP seine Ziele für 2015 bekräftigen wird. Noch vor einem Jahr hatte SAP-Chef Bill McDermott verkündet, dass das Umsatzziel für 2015 von 20 Milliarden Euro sogar noch um ein oder zwei Milliarden zu toppen sein dürfte - und Analysten hatten dies ähnlich gesehen. Analyst Becker beispielsweise war damals von bis zu 23 Milliarden Euro Umsatz ausgegangen. Jetzt rechnet er nur noch mit 19,5 Milliarden.

   Die UBS schrieb zuletzt in einer Research Note, dass sie bei SAP im kommenden Jahr nur noch mit 18,64 Milliarden Euro Umsatz und einer operativen Marge von knapp unter 34 Prozent rechnet. Seine ursprünglich für 2015 angepeilten Ziele wird der Software-Konzern nach Einschätzung der UBS erst zwei Jahre später erreichen.

   Analyst Becker glaubt nicht, dass SAP die Anleger verschrecken würde, sollte der Konzern tatsächlich von seinen Zielen für 2015 Abstand nehmen. Investoren würden diesen Schritt bereits erwarten, so Becker, und seien vielmehr daran interessiert, wie SAP sein Geschäftsmodell an die Cloud anpassen wolle, und was sich die Walldorfer vom Jahr 2017 erhoffen.

   Welche Ziele sich SAP für 2014 setzt, will der Softwarekonzern zusammen mit weiteren Details zum Ergebnis am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz am Stammsitz in Walldorf mitteilen. In diesem Zusammenhang wird sich SAP möglicherweise auch zu seinen Mittelfristzielen äußern - zumindest gehen Investoren davon aus.

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   January 16, 2014 12:58 ET (17:58 GMT)

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