13.06.2013 17:48:33

AKTIE IM FOKUS 3: Rhön-Klinikum gefragt - Anfechtung kontert Übernahmefantasie

    (Neu: Klagevorhaben von Großaktionär, JPMorgan-Studie)

    FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Spekulationen über einen erneuten Übernahmeversuch haben bei den Aktien von Rhön-Klinikum (RHOeN-KLINIKUM) am Donnerstag für einen Kursprung gesorgt. Einen Dämpfer erhielt die von der überraschenden Satzungsänderung am Vorabend ausgelöste Euphorie jedoch durch Aussagen des Rhön-Aufsichtsratschefs Eugen Münch. Demnach wurde der Stimmrechtsanteil von B. Braun bei der Abstimmung auf der Hauptversammlung nicht berücksichtigt. Prompt kam am Nachmittag die von einigen Börsianern bereits befürchtete Meldung, dass einige Aktionäre gegen die Beschlüsse vorgehen wollen.

    Die Aktien des Klinikbetreibers waren in der Spitze um über 12 Prozent auf 18,88 Euro angesprungen, und damit den höchsten Stand seit dem Ausstieg des Medizinkonzerns Fresenius (Fresenius SECo) aus dem Übernahmepoker Anfang September vergangenen Jahres. Zuletzt blieb davon noch ein Kursplus von 5,35 Prozent auf 17,730 Euro. Der MDAX (MDAX) ging mit minus 0,39 Prozent aus dem Handel.

SATZUNGSÄNDERUNG WÜRDE PATT AUFLÖSEN - KLAGE ANGEKÜNDIGT

    Mit der Satzungsänderung schien die Pattsituation im Aktionärskreis gelöst: Bisher konnten bereits 10 Prozent des Kapitals wichtige Beschlüsse blockieren, nun sollte die gesetzlich übliche Sperrminoritäts-Hürde von mehr als 25 Prozent gelten. Fresenius hätte damit die Möglichkeit, mit seinen Übernahmeplänen doch noch zum Zuge zu kommen. Im Vorjahr war der vom Rhön-Großaktionär Münch befürwortete Übernahmeversuch durch den Medizinkonzern noch an der alten Schwelle und am Störfeuer von Konkurrenten gescheitert. Fresenius schwieg zunächst über einen weiteren möglichen Übernahmeversuch. Man gebe derzeit dazu keinen Kommentar ab, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.

    Ohnehin ist inzwischen fraglich, ob die nötige Satzungsänderung vollzogen werden kann. Der Aktionär B. Braun Holding sowie weitere Anteilseigner wollen gegen die in der Hauptversammlung gefassten Beschlüsse Anfechtungsklage erheben. Die Vertreter von Fresenius-Widersacher B. Braun Melsungen waren laut Rhön-Aufsichtsratschef Münch bei der Hauptversammlung nicht "ordnungsgemäß legitimiert" gewesen.

JPMORGAN HEBT AUF 'NEUTRAL' - ANALYSTEN ERWARTEN NEUE OFFERTE

    Die US-Bank JPMorgan stufte die Rhön-Aktien nach der Änderung der Sperrminorität von "Underweight" auf "Neutral" hoch und zog das Kursziel von 10,90 auf 20,80 Euro an. Fresenius dürfte seinen Übernahmeversuch nach der vollkommen überraschenden Satzungsänderung jetzt wieder beleben, schrieb Analyst David Adlington. Er geht davon aus, dass die Konditionen trotz der schlechten operativen Entwicklung von Rhön-Klinikum gleich bleiben dürften, weil Fresenius für ein niedrigeres Angebot eine Zwölf-Monats-Frist abwarten müsse.

    Auch NordLB-Analyst Holger Fechner hält einen neuerlichen Fresenius-Übernahmeversuch nun für am wahrscheinlichsten, und erhöhte sein Kursziel um drei auf 21,50 Euro. Aber auch andere Konstellationen seien möglich, was die Kursfantasie weiter anregen dürfte. Konrad Lieder, Analyst bei der Investmentbank Equinet, rechnet ebenfalls mit einer zeitnahen Kaufofferte des Gesundheitskonzerns in Höhe von 22,50 Euro je Aktie. Sein Kursziel für die Rhön-Papiere hob er auf diesen Wert an. Die Einstufung lautet weiterhin "Buy".

    Commerzbank-Analyst Volker Braun hatte bereits am Morgen auf eine denkbare Anfechtung des Beschlusses binnen vier Wochen verwiesen. Dies sei allerdings nur durch Aktionäre möglich, die auf der Hauptversammlung angemeldet gewesen wären. Dennoch sieht Braun nun verbesserte Chancen für einen weiteren Übernahmeversuch. Er votiert bei einem Kursziel von 20,50 Euro ebenfalls mit "Buy"./mis/ag/jha/

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