AKTIE IM FOKUS 3: Anleger feiern Führungswechsel bei der Deutschen Bank

(Neu: Analystenkommentare von JPMorgan und der NordLB, Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Brite John Cryan hat als neuer starker Mann bei der Deutschen Bank (Deutsche Bank) am Montag kräftig Vorschusslorbeeren eingeheimst. "Cryan gilt als Macher", sagte ein Marktbeobachter. "Eine Eigenschaft, die der Deutschen Bank mit Blick auf die dringend benötigte Umsetzung der Strategie und den damit verbundenen Kostensenkungen gut tun dürfte."

Die Anleger quittierten den überraschenden Führungswechsel bei Deutschlands größter Bank mit Freude - die anfänglichen Kursgewinne betrugen mehr als 8 Prozent. Diese konnte die Aktie im schwächelnden Markt zwar nicht halten. Zum Handelsschluss stand bei 28,60 Euro aber noch ein sattes Plus von 3,57 Prozent zu Buche, womit die Deutsche Bank einziger Gewinner im schwachen DAX war.

Schon früh gab es allerdings auch Zweifel, wie nachhaltig die Freude der Börsianer sein wird. "Es kommt ein neuer Chef, er steht aber vor den alten Problemen", trat Analyst Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs auf die Euphoriebremse.

ZWEIFEL AN NACHHALTIGKEIT DER KURSGEWINNE

Nach heftiger Kritik an ihrem Kurs hatten die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain am Sonntag ihren Rücktritt angekündigt. Jain wird sich bereits zum 30. Juni 2015 zurückziehen, Fitschen zum Abschluss der Hauptversammlung im Mai 2016. Das bisherige Aufsichtsratsmitglied Cryan soll zuerst Co-Vorstandschef neben Fitschen und dann alleiniger Vorstandschef werden.

Michael Seufert von der NordLB kritisierte, dass die Vorgehensweise und das Timing kein Ruhmesblatt für das Aufsichtsorgan der Deutschen Bank seien. Bei der Hauptversammlung im Mai war das Führungsduo noch bestätigt worden - allerdings mit einer ungewöhnlich niedrigen Zustimmungsquote der Aktionäre.

"Nachhaltige Kursgewinne hängen davon ab, ob die Anleger den Nachfolger John Cryan wirklich als Heilsbringer sehen, der einen Strategiewechsel einleitet", sagte ein Börsianer. "Daran dürfen Zweifel erlaubt sein." Seit Juni 2012 - dem Zeitpunkt des Amtsantritts von Jain und Fitschen - läuft die Aktie dem starken Dax weit hinterher. Selbst die Titel der teilverstaatlichten Commerzbank entwickelten sich in diesem Zeitraum besser.

ZAGHAFTER OPTIMISMUS

Auch Goldman-Sachs-Experte Omahen rechnet eher mit kurzlebigen Kursgewinnen. Die Probleme der Bank seien eher struktureller Natur als personenbezogen. Es fehle insgesamt vor allem an einer ordentlichen Eigenkapitalrentabilität, die allenfalls noch das Investmentbanking liefere. Auch der Managementwechsel bringe keine neuen Optionen. Er geht daher von weitgehender Kontinuität und allenfalls Änderungen im Detail aus.

Andrew Stimpson von der Investmentbank Merrill Lynch gab seine negative Einschätzung zur Deutschen Bank allerdings auf und beurteilt die Aktie nun neutral. Auch er sieht zwar keinen Automatismus für eine neue Strategie. Cryan könne in der mit Enttäuschung aufgenommenen Planung bis 2020 jedoch nun ambitioniertere Ziele setzen.

Ähnlich äußerte sich JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein. Seiner Einschätzung nach sollte die Deutsche Bank bei den Investoren mit dem Verkauf von Geschäftsbereichen, der Dekonsolidierung der Postbank und dem Erreichen ihrer Sparziele punkten können./ag/das/zb/gl/