25.03.2019 13:17:46
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9 ASPEKTE zur DAX-CEO-Vergütung - Nivea-Mann mit Abstand Spitze
Von Hans-Joachim Koch
FRANKFURT (Dow Jones)--Ein neuer deutscher Rekord, volle Gehaltspakete im MDAX, Schub durch Langfristvergütungen, Altersversorgung für Großverdiener und die Aussicht auf weniger Transparenz sind die wichtigsten Aspekte im Vergütungsreport der Personalberatung HKP Group zu den DAX-Unternehmen. Die interessantesten Erkenntnisse:
1. Lukrativer Abschieds-Handschlag für den Beiersdorf-CEO
Er ist in gegenseitigem Einvernehmen bei Beiersdorf ausgeschieden, was sicherlich auch für die Abschiedszahlung gilt. Stefan Heidenreich, bis Ende 2018 Chef des Nivea- und Tesa-Konzerns, steht mit einer Gesamtzahlung von 23,45 Millionen Euro nicht nur für 2018 an der Gehaltsspitze der DAX-Unternehmen. Auch im langfristigen Vergleich ist das Rekord und schlägt die knapp 21,2 Millionen von SAP-CEO Bill McDermott aus dem Jahr zuvor. Heidenreich stellt allerdings eine Ausnahme dar, da ihm die variablen Bezüge mehrerer Jahre überwiesen wurden.
2. Auch im MDAX werden prall gefüllte Gehaltspakete verpackt
Zalando hat seinen drei Vorständen Rubin Ritter, Daniel Schneider und Robert Gentz 20,2 bzw jeweils knapp 15 Millionen Euro gezahlt, bei allen Folge langfristiger Vergütungselemente, denn das Festgehalt ist mit jeweils 188.750 Euro niedrig. Mit den Millionenzahlungen nähme das Trio in der DAX-Liste die Plätze zwei bis vier ein und hielte den nachfolgenden Oliver Bäte von der Allianz mit 10,3 Millionen Euro noch immer deutlich auf Distanz. Das verdeutlicht, dass MDAX nicht gleichbedeutend mit zweiter Gehaltsliga sein muss. Denn zumindest viele große MDAX-Unternehmen honorieren ihr oberstes Führungspersonal durchaus auf DAX-Niveau.
3. DAX-Durchschnitt steigt um 3,6 Prozent
Im Mittel bekamen die DAX-Vorstandschefs im vergangenen Jahr 7,5 Millionen Euro, das sind 3,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Spanne ist allerdings sehr weit: Acht liegen über dem Durchschnitt, 15 darunter, für Wirecard und Linde fehlen noch die Daten. Vorstandswechsel im Jahresverlauf gab es bei BASF, Covestro, Deutscher Bank und Thyssenkrupp, was in der Addition jeweils zu Jahreszahlungen etwas unterhalb des Mittelwertes führte. Ausnahme ist VW, wo der scheidende Matthias Müller und Nachfolger Herbert Diess zusammen auf 11,4 Millionen Euro und den inoffiziellen Rang 2 kamen. Interessant: Rice Powell, CEO der Fresenius-Tochter FMC, erhielt mit 6,4 Millionen über die Hälfte mehr als der Chef seines Mutterhauses, Stephan Sturm, mit 3,9 Millionen Euro.
4. Festgehalt stabil, Jahresboni sinken, Mehrjahresboni steigen
Die Gesamtsteigerung setzt sich aus durchaus gegenläufigen Tendenzen zusammen. Schub brachten die für mehrere Jahre gezahlten Boni mit einem Plus von knapp 15 Prozent, Folge der vielfach deutlichen Gewinn- und Kurssteigerungen in zurückliegenden Jahren. Die Bremsspuren in den Bilanzen 2018 werden auch in den Boni für das Jahr spürbar: Sie sanken um 13,4 Prozent. Auffällig dabei sind die 0 Euro bei Post-Chef Frank Appel, der auf diese Komponente 2018 verzichtet hat. 2017 machte sie bei ihm noch 952.000 Euro aus. Wenig verändert waren die Basisgehälter mit einem Miniplus von 0,9 Prozent, wobei die Spanne von 1,2 Millionen Euro (Vonovia, RWE) bis 2,2 Millionen Euro (Siemens, Münchener Rück) reicht. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz mit 2,5 Millionen, Reinhard Ploss von Infineon mit 3,2 Millionen und Joachim Wenning von der Münchener Rück mit 3,6 Millionen Euro sind bei der Gesamtvergütung die Schlusslichter im Ranking.
5. Hohe Abfindungen finden sich nicht im Gehaltsranking
Bezöge man Abfindungen in die Gehaltszahlungen ein, wären die Summen bei VW und Deutscher Bank drastisch höher. Müller ging bei VW mit 17,8 Millionen Euro extra, John Cryan bei der Deutschen Bank mit 10,8 Millionen, betont HKP.
6. Weniger über der "Schmerzgrenze" 10 Millionen Euro
Mit Heidenreich und Bäte (beim Allianz-CEO bedingt durch die nur alle drei Jahre fälligen Mehrjahresvergütungen) liegen nur zwei und nicht wie 2017 insgesamt fünf CEO über der in der öffentlichen Wahrnehmung als Schmerzgrenze geltenden Marke von 10 Millionen Euro.
7. Schweizer und Briten zahlen mehr, US-Konzerne sowieso
Die Tendenz der Vorjahre, dass in Europa Vorstandschefs in der Schweiz und Großbritannien tendenziell höhere Vergütungen als ihre CEO-Kollegen erhalten, hat sich 2018 fortgesetzt. Aktuell liegt der Faktor bei 1,2 zugunsten der im Stoxx-50 gelisteten Werte. Allerdings fehlt hier noch ein Viertel der Unternehmen. In den USA, Basis Dow Jones mit aktuell erst 12 der 30 Werte, wird gut drei Mal so viel gezahlt. Allerdings könnte Beiersdorf-Chef Heidenreich für 2018 mit seinen 23,45 Millionen Euro Spitzenreiter in Europa bleiben und auch in den USA weit vorne dabei sein.
8. Das Ende der Transparenz?
Aus Sicht von Michael H. Kramarsch, Managing Partner von HKP, könnte 2018 durchaus das letzte Jahr mit einer solch detaillierten Auswertung der CEO-Bezahlung sein. Denn auf europäischer Ebene liegen Empfehlungen zum Vergütungsausweis vor, die er als handwerklich und inhaltlich ungenügend einstuft. Sie fallen weit hinter das in Deutschland erreichte Transparenz-Niveau zurück. Gerade die seit gut fünf Jahren gültigen Mustertabellen des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) hätten erst Vergleichbarkeit geschaffen und Deutschland zum weltweiten Transparenz-Vorreiter gemacht. Doch gerade diese Tabellen könnten künftig verschwinden, weil "der Gesetzgeber die Relevanz von Transparenz nicht verstanden hat", so Kramarsch.
9. Auch Details zur Altersvorsorge könnten verschwinden
Eine nicht zu vernachlässigende Größe in der Gesamtvergütung bilden die Zuführungen zur betrieblichen Altersvorsorge der CEOs. Neben der Grundfrage, ob Unternehmen für ihre hochbezahlten Manager auch im Rentenalter sorgen müssen, sieht Kramarsch auch hier Transparenz-Lücken. Denn nach HGB müssen diese Rückstellungen und der aktuelle Stand der Rentenzusagen nicht ausgewiesen werden. Und auf dieses niedrige Transparenz-Niveau könnten die künftigen Vorgaben zurückfallen, warnt er. Die Altersvorsorge 2018 im DAX betrug bis zu 1,5 Millionen Euro, den größten Topf für die Altersvorsorge (Barwert) hat Daimler-CEO Dieter Zetsche mit gut 42 Millionen Euro.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/smh/bam
(END) Dow Jones Newswires
March 25, 2019 08:18 ET (12:18 GMT)
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