Geldpolitik vor Wende? 06.03.2025 15:18:03

Zinsentscheid erfolgt: EZB senkt Leitzins

Zinsentscheid erfolgt: EZB senkt Leitzins

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Leitzinsen für die Eurozone um 25 Basispunkte gesenkt. Der maßgebliche Einlagenzinssatz beträgt nun 2,5 Prozent, nach zuvor 2,75 Prozent. Der Schritt war am Markt allgemein erwartet worden. Es handelt es sich bereits um die fünfte Zinssenkung im Euroraum in Folge. Der Geldpolitik dürfte nun jedoch eine Wende bevorstehen.

Experten: Zinssenkung in Zukunft wohl nicht mehr alle sechs Wochen

Analysten hatten laut "Dow Jones Newswires" bereits im Vorfeld der heutigen Zinsentscheidung registriert, dass die Auseinandersetzung zwischen Falken und Tauben innerhalb des EZB-Direktoriums an Schärfe gewonnen hat, wovon Reden von Isabel Schnabel und Piero Cipollone zeugten. Das jüngst veröffentlichte Protokoll der EZB-Ratssitzung vom 29./30. Januar zeigte überdies, dass schon damals ein unveränderter Leitzins als "Alternative" eine Rolle spielte.

Die EZB dürfte laut Analysten zwar auch in Zukunft an ihrer Methode festhalten, von Meeting zu Meeting über den Zins zu entscheiden und sich dabei am Inflationsausblick, der Dynamik der unterliegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission orientieren, aber viele Experten erwarten von nun an eine vorsichtigere Gangart bei den Zinssenkungen.

Das dürfte sich auch in der Kommunikation der EZB niederschlagen, etwa dadurch, dass das Niveau der Leitzinsen nicht mehr als restriktiv bezeichnet wird, oder dass von einer Annäherung an das neutrale Niveau gesprochen wird. Anleger warten daher nun gespannt auf die Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die gegen 14.45 Uhr beginnt.

EZB erwartet langsameren Rückgang der Inflation

Trübere Konjunkturaussichten für den Euroraum: Die Europäische Zentralbank (EZB) traut der Wirtschaft im Währungsraum im laufenden Jahr nur noch 0,9 Prozent Wachstum zu. Im Dezember hatten die Notenbank ihre Erwartungen bereits um 0,2 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent heruntergesetzt.

Für 2026 erwartet die EZB nun einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in den 20 Staaten mit der Gemeinschaftswährung um 1,2 Prozent. Im Dezember war die Prognose mit 1,4 Prozent noch optimistischer. Für 2027 sagt die Notenbank 1,3 Prozent Wachstum voraus.

Die Teuerung im Euroraum wird nach Einschätzung der Notenbank langsamer zurückgehen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die EZB mit einer Inflationsrate von 2,3 Prozent, im Dezember hatte die Notenbank noch 2,1 Prozent vorhergesagt.

Für 2026 erwartet die EZB unverändert einen durchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise im Euroraum um 1,9 Prozent. Für 2027 sagt die Notenbank eine Jahresinflation von 2,0 Prozent voraus.

Wichtigste Aufgabe der EZB ist es, für einen stabilen Euro zu sorgen und so die Kaufkraft der Menschen zu erhalten. Erreicht sieht die Zentralbank ihr Ziel stabiler Preise mittelfristig bei einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent im Euroraum.

Redaktion finanzen.at / Dow Jones Newswires

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