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07.08.2024 12:15:00
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OeNB - Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank ändert sich
Das Gremium besteht traditionell aus vier Mitgliedern: dem Gouverneur, dem Vize-Gouverneur und zwei weiteren Personen. Die Mitglieder werden vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Regierung ernannt, die Bestellung erfolgt auf sechs Jahre. Wiederernennungen sind möglich.
Der Gouverneur der OeNB verfügt über Sitz und Stimme im EZB-Rat, dem obersten Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei der Wahrnehmung dieser Funktion ist er (oder sein Vertreter) nicht an Beschlüsse des Direktoriums oder des Generalrats gebunden und unterliegt auch sonst keinerlei Weisungen.
Aktuell besteht das Direktorium aus Robert Holzmann (Gouverneur), Gottfried Haber (Vize-Gouverneur) sowie den beiden Direktoren Eduard Schock und Thomas Steiner, deren Mandate jeweils noch rund ein Jahr laufen.
Das ändert sich schrittweise bis auf Steiner. Das Personalpaket wird noch am Dienstag per Umlaufbeschluss im Ministerrat beschlossen, hieß es am Dienstagabend aus Regierungskreisen. Neben dem früheren IHS-Chef und scheidenden Spitzenpolitiker Kocher als Gouverneur kommt Stiftinger als scheidende Chefin des Austria Wirtschaftsservice (aws). Meichenitsch gilt als Grünen-naher Fachmann.
Neben dem Direktorium gibt es auch den Generalrat der Nationalbank, der das oberste Aufsichtsorgan - also eine Art Aufsichtsrat - darstellt. Er hat vor allem die Aufgabe, das Direktorium zu beraten. Zudem schlägt der Generalrat der Regierung im Falle einer Neubesetzung im Direktorium die Mitglieder vor.
Dieses Gremium besteht aus dem Präsidenten oder einer Präsidentin, einem Vizepräsidenten oder einer Vizepräsidentin und acht weiteren Mitgliedern. Der Präsident ist zudem Vorsitzender der Generalversammlung, die jedes Jahr in den ersten sechs Monaten stattfindet und unter anderem den Jahresabschluss genehmigt. Die Ernennung der Mitglieder erfolgt über die Bundesregierung für die Dauer von 5 Jahren. Eine Wiedernennung ist möglich. Präsident des Generalrates ist derzeit Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, Vize-Präsidentin ist ÖGB-Geschäftsführerin Ingrid Reischl.
Opposition fordert Cooling-off-Phasen für Minister wie Kocher
Dass der amtierende ÖVP-Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher Gouverneur der Oesterreichsichen Nationalbank (OeNB) wird, stößt bei der Opposition auf harte "Postenschacher"-Kritik. Noch dazu geschieht der Wechsel ohne einer sogenannten Cooling-off-Phase, also nach einer Pause von der vorherigen Tätigkeit. Eine solche solle es künftig geben, forderten am Mittwoch etwa SPÖ und NEOS.
Grundsätzlich ist es in Österreich nichts Neues, dass ehemalige (Finanz)Minister später auch Notenbank-Chef wurden. Das letzte Mal ist nun aber doch schon einige Jahrzehnte her. ÖVP-, SPÖ- oder FPÖ-nahe wie der derzeitige Gouverneur Robert Holzmann waren alle bisherigen Gouverneurinnen und Gouverneure. Mit Maria Schaumayer von 1990-1995 hatte es auch einmal eine - in diesem Fall ÖVP-nahe - Frau auf den Spitzenposten geschafft.
Die SPÖ fordert einmal mehr grundsätzliche "Cooling-Off-Phasen". Das Bild, direkt aus der Regierung heraus seinen eigenen künftigen Posten mitzubeschließen, sei "höchst problematisch", befand SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz. Dies gelte unabhängig davon, ob man qualifiziert sei oder nicht.
"Einen derart ungenierten Postenschacher wie bei den ÖVP-Ministern Brunner und Kocher hat diese Republik noch nicht gesehen", schimpfte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz in einer Aussendung auch mit Blick auf Finanzminister Magnus Brunner, der vom Finanzminister zum EU-Kommissar wird. Die politischen Abtauschgeschäfte, die die Volkspartei für diese Personalia mit ihrem kleinen Regierungspartner Grüne eingegangen sei, geißelte der Freiheitliche. Er mutmaßt, dass deswegen der Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 erfolge und die Zustimmung zur hierzulande teils umstrittenen und von den Freiheitlichen vehement abgelehnten EU-Renaturierungsverordnung erfolgen werde.
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger wollte Kocher zwar die ausbildungsgemäße Qualifikation nicht absprechen, ortet in dieser und den weiteren von der Bundesregierung fixierten Postenbesetzungen aber eine schiefe Optik. Unbedingt brauche es bei Regierungsmitgliedern Abkühlungsphasen, wenn sie auf wichtige Posten wie etwa jenen bei der Nationalbank wechseln. Zudem solle bei Kocher auch nicht vergessen werden, dass er Teil jener Bundesregierung sei, unter der es derzeit "wirtschaftlich maximal eine Stagnation und in der Industrie eine Rezession" und überbordende Schuldenanhäufung gebe.
bel/phs/hac
APA
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