Zinssenkungen 20.12.2023 15:25:00

EZB-Ratsmitglied Nagel: EZB muss an aktuellem Zinsplateau festhalten

EZB-Ratsmitglied Nagel: EZB muss an aktuellem Zinsplateau festhalten

In einem Interview mit der Website T-Online.de äußerte sich Nagel andererseits zuversichtlich hinsichtlich der Inflationsentwicklung. "Wir müssen zunächst auf dem aktuellen Zinsplateau bleiben, damit die Geldpolitik ihre inflationsdämpfende Wirkung voll entfaltet", sagte Nagel.

Angesprochen auf die Möglichkeit einer ersten Zinssenkung im Sommer, antwortete er: "Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist der Zinshöhepunkt erreicht. Allen, die deshalb gleich auf eine baldige Zinssenkung spekulieren, sage ich: Vorsicht, es haben sich schon manche verspekuliert." Der EZB-Rat schaue sich die Daten sehr genau an und entscheide bei jedem Treffen aufs Neue.

Nagel zufolge muss die EZB bei Thema Inflation wachsam bleiben: "Inflationsbekämpfung ist kein Selbstläufer", sagte er. Anderseits geht er davon aus, dass der für den Jahreswechsel erwartete Anstieg der Inflationsrate in Deutschland nur vorübergehender Natur sein wird.

Die Chancen für Unternehmen, ihre Gewinne im Windschatten der Inflation zu erhöhen, und die Inflation damit weiter anzutreiben, werden nach seiner Einschätzung 2024 abnehmen. "Ich bin überzeugt, der Wettbewerb sorgt dafür, dass die Unternehmensgewinne wieder sinken", sagte er.

EZB-Ratsmitglied Knot gegen rasche Zinssenkungen

Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot ist gegen rasche Zinssenkungen im Euroraum. Bei der Lohnentwicklung gebe es noch keine Trendwende, sagte Knot der "Börsen-Zeitung" (Donnerstag). Zudem verkrafte die Euro-Wirtschaft die Zinserhöhungen bislang recht gut. "Das ist ein weiterer Grund, warum ich es mit einer Zinssenkung nicht eilig hätte", sagte Knot, der auch Mitglied im geldpolitischen Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist.

Der Niederländer verweist darauf, dass entscheidende Informationen zur Lohnentwicklung nicht vor etwa Mitte des Jahres vorlägen. Eine Zinssenkung im ersten Halbjahr hält Knot deshalb nach aktuellem Stand für "eher unwahrscheinlich". An den Finanzmärkten werden derzeit rasche und deutliche Zinssenkungen der EZB für nächstes Jahr erwartet. Hintergrund sind der deutliche Rückgang der Inflation und die konjunkturelle Schwäche im Euroraum.

Knot bezeichnet den Rückgang der Teuerung zwar als "sehr willkommene Bestätigung", dass die EZB auf dem richtigen Weg sei, die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent zu drücken. "Aber wir müssen die Lohnentwicklung abwarten, bevor wir sagen können, dass die Inflation auch dauerhaft die Wende geschafft hat." Solange es dafür keine klaren Signale gebe, sei es zu früh für Entwarnung. "Eine verfrühte Siegeserklärung" über die Inflation sei "immer noch die vorherrschende Sorge".

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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