Geldpolitik im Fokus |
01.05.2024 17:26:00
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Das erwarten Experten von der Fed-Leitzinsentscheidung am Abend
Powell hatte bereits vor zwei Wochen deutlich gemacht, dass eine Zinswende nicht unmittelbar bevorstehe. "Die jüngsten Daten haben uns eindeutig keine größere Zuversicht vermittelt", sagte er Mitte April. Der Preisauftrieb in den USA hatte sich zuletzt unerwartet wieder etwas beschleunigt. Die Inflationsrate ist im März erneut stärker als erwartet gestiegen. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Angaben des Arbeitsministeriums um 3,5 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 3,4 Prozent gerechnet. Im Februar hatte sie noch bei 3,2 Prozent gelegen. Die Fed strebt eine Inflationsrate von 2 Prozent an.
Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins in den Anstrengungen gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben - in den vergangenen Monaten die Zinsen aber auf hohem Niveau belassen. Die Inflationsrate ist deutlich zurückgegangen, die Preise steigen nun deutlich langsamer an. Die Rate war im Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr. Dennoch scheint die Fed ihrem 2-Prozent-Ziel aktuell nicht wirklich näherzukommen.
Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Sie dreht dabei an der Zinsschraube, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Die US-Wirtschaft ist allerdings trotz hoher Zinsen überraschend stark.
Die Entscheider der Fed rechnen laut ihrer Prognose vom März für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf drei Zinssenkungen von jeweils 0,25 Prozentpunkten in diesem Jahr hin. Angesichts der hartnäckig hohen Inflation ist nun aber offen, ob es dazu wirklich kommen wird. Die Notenbank veröffentlicht am Mittwoch keine neue Zinsprognose. Es wird also auf die Äußerungen von Fed-Chef Powell in der Pressekonferenz ankommen. Analysten gehen davon aus, dass mit einer Zinssenkung frühestens im September zu rechnen ist. "Wenn die Inflation bleibt, wo sie ist, oder wenn sie weiter steigt, wird eine Änderung der Politik sehr unwahrscheinlich", sagte Eswar Prasad, Wirtschaftswissenschaftler an der Cornell Universität, der "Washington Post".
Einige Analysten werfen mittlerweile die Frage auf, ob nicht gar eine weitere Zinserhöhung im Raum steht. Das "Wall Street Journal" schreibt allerdings, dass dies zumindest absehbar unwahrscheinlich sei. Dazu müsse die Inflationsrate stärker ansteigen - etwa aufgrund einer neuen Angebotsknappheit bei Rohstoffen. Auch höhere Gehälter im Zuge einer Lohn-Preis-Spirale müsste die Fed dafür beobachten. Die US-Notenbank Fed berücksichtigt auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt, weil sich diese auf die Verbraucherpreise auswirken kann.
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WASHINGTON (dpa-AFX)
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