18.08.2011 10:06:31

APA ots news: EZB-Leitzinserhöhung bei Kundenzinssätzen abermals vorweggenommen

    Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich   und im Euroraum im 2. Quartal 2011

 

Wien (APA-ots) - Österreichs Kreditinstitute haben im zweiten Quartal   2011 die zweite Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) vorweggenommen und die Kreditzinsen, aber auch die Sparzinsen erhöht. Teurer wurden daher im Neugeschäft sowohl Unternehmens- als auch Wohnbaukredite. Allerdings profitierten die Kunden auch von steigenden Einlagenzinssätzen - vor allem bei kürzerer Bindungsfrist. Die österreichischen Haushalte und Unternehmen können sich aber weiterhin günstiger finanzieren als im Euroraum.

 

Schon vor der zweiten Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank in diesem Jahr (im Juli um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5%) führten ansteigende Zwischenbankzinssätze (der 3-Monats-EURIBOR stieg um 0,31 Prozentpunkte auf 1,49%) im Neugeschäft der Banken mit Kunden zu Anstiegen. Eine ähnliche Entwicklung war schon im ersten Quartal vor der Zinserhöhung im April zu beobachten.

 

Im Kreditgeschäft mussten Unternehmen insbesondere bei Großkrediten (über 1 Million Euro) einen Anstieg der Zinskonditionen in Kauf nehmen. Der Durchschnittszinssatz stieg in dieser Kategorie bis Ende Juni um 0,38 Prozentpunkte auf 2,67%, nach 2,29 Prozent per Ende des ersten Quartals. Im Jahresvergleich stiegen die Zinsen um 0,87 Prozentpunkte. Dennoch blieb der entsprechende Zinssatz noch unter dem Vergleichswert des Euroraums (2,97%). Etwas geringer fiel der Anstieg bei Unternehmenskrediten bis 1 Million Euro aus, die im zweiten Quartal um 0,23 Prozentpunkte und im Jahresvergleich um 0,59 Prozentpunkte stiegen, mit 2,97% aber noch deutlicher unter dem Euroraum-Vergleichswert (4,04%) lagen. Bei Unternehmenskrediten wurde somit die Leitzinsanhebung der EZB von Juli bereits im Juni vorweggenommen.

 

Auch hinsichtlich des aushaftenden Gesamtbestandes gab es insbesondere bei Unternehmenskrediten im zweiten Quartal Anstiege zu beobachten. Mit einem Zuwachs von 0,18 Prozentpunkten im Quartal bzw. 0,37 Prozentpunkten im Jahresabstand fand sich auch hier bereits ein Großteil der beiden Leitzinsanhebungen in den Kundenkonditionen wieder, die mit 3,04% aber ebenfalls unter dem Durchschnitt im Euroraum (3,72%) lag.

 

Bei Wohnbaukrediten gab es in Österreich im Neugeschäft im zweiten Quartal auch Verteuerungen (um 0,26 Prozentpunkte auf 2,82%). Da im Wohnbaubereich die Leitzinsänderungen aber traditionell langsamer weitergegeben werden, war hier erst im März dieses Jahres der historische Tiefststand des Durchschnittszinssatzes beobachtet worden. Gegenüber dem Euroraumvergleichswert (3,84%) konnten Kunden in diesem Segment einen Zinsvorteil von mehr als einem Prozentpunkt lukrieren. Bei neuen Konsumkrediten genießen Österreichs Kunden nach wie vor einen deutlichen Zinsvorteil gegenüber dem Durchschnitt des Euroraums (5,02% gegenüber 6,66%). Die Anstiege blieben im zweiten Quartal sowohl in Österreich (+0,09 Prozentpunkte) als auch im Euroraum (+0,06 Prozentpunkte) vergleichsweise gering.

 

Bei neu hereingenommenen Einlagen von privaten Haushalten konnten die Kunden insbesondere bei kürzeren Laufzeiten (bis 1 Jahr bzw. 1-2 Jahren) von steigenden Zinssätzen profitieren. Die Zinssätze stiegen im zweiten Quartal um 0,31 bzw. 0,28 Prozentpunkte, im Jahresabstand gar um 0,70 bzw. 0,87 Prozentpunkte auf 1,67% bzw. 2.25%. Damit wurden in beiden Kategorien die zwei Leitzinserhöhungen schon bis Juni ebenfalls mehr als vorweggenommen, die Zinssätze lagen im Juni 2011 aber dennoch relativ deutlich unter den Durchschnittswerten des Euroraums (2,58 bzw. 3,25%). Letztere sind aber auf sehr hohe Zinssätze in einigen südlichen Ländern zurückzuführen. Bei längerfristig gebundenen Einlagen (über 2 Jahre) fiel der Anstieg der Zinssätze in Österreich geringer aus (+0,12 Prozentpunkte im Quartalsabstand bzw. 0,50 Prozentpunkte im Jahresabstand) und obwohl auch hier die Leitzinserhöhungen bereits eingepreist wurden, lag der Durchschnittszinssatz in Österreich im Juni 2011 nicht nur unter dem Vergleichswert des Euroraums (3,14%), sondern erneut auch unter der Inflationsrate (HVPI:3,7%).

 

Weitere statistische Informationen unter dieaktuellezahl.oenb.at bzw. www.oenb.at im Bereich "Statistik und Melderservice":

 

Tabelle 1:  Vergleich Neugeschäftszinssätze für Einlagen in Österreich und im gesamten Euroraum Tabelle 2: Vergleich Neugeschäftszinssätze für Kredite in Österreich und im gesamten Euroraum Tabelle 3: Vergleich der langfristigen Bestandszinssätze in Österreich und im gesamten Euroraum Tabelle 4: Entwicklung der EZB-Leitzinsen und der Zwischenbankenzinssätze

 

Rückfragehinweis: Pressesprecher, Dr.Christian Gutlederer, Tel.: +43- 404 20 6609

 

Rückfragehinweis:    Oesterreichische Nationalbank      Statistik Hotline    Tel.: (+43-1) 404 20-5555    mailto:statistik.hotline@oenb.at    http://www.oenb.at

 

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OTS0048    2011-08-18/10:01