Christian Scheid-Kolumne 05.04.2022 10:37:01

Vontobel Nuclear Energy Index: Comeback der Kernenergie

Kolumne

Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. Bereits bis 2030 sollen 55 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 eingespart werden. Die Vorschläge, um die europäischen Klimaziele zu erreichen, sind zahlreich - dazu zählen unter anderem der Einsatz von erneuerbaren Energien, eine Verschärfung des bestehenden EU-Emissionshandelssystems oder CO2-Grenzwerte für Pkw. Weitaus kontroverser wird ein neuer Vorstoß der EU-Kommission zur Taxonomie diskutiert, Investitionen in Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich einzustufen.

Die EU-Kommission sieht in der Atomkraft eine Möglichkeit, den Übergang hin zu erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Der Ukraine-Krieg, der die über Jahrzehnte verfestigte Abhängigkeit von russischem Gas und Öl offensichtlich machte, verdeutlich bei nüchterner Betrachtung die Vorteile der Kernkraft trotz der bekannten Risiken als Übergangs- oder Brückentechnologie. Die EU-Taxonomie definiert, ob sich eine Investition nachhaltig nennen darf. Sie dient als Transparenzinstrument für Unternehmen und Investoren, damit diese in Zukunft bei Investitionen in klimafreundliche Projekte von der gleichen Grundlage ausgehen können. Im Zuge dessen sind Atomkraftwerke nun bis zum Jahr 2045 als nachhaltig klassifiziert, sofern ein konkreter Plan für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle vorliegt.

Unabhängig davon, ob die Änderung umstritten ist, könnte sie der Kernkraft in Europa weiter Auftrieb verleihen. Während in Deutschland Ende des Jahres 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen soll, halten viele andere Länder am Atomstrom fest oder wollen dessen Anteil am Strommix sogar ausbauen. In Europa setzt vor allem Frankreich auf Kernkraft. Insbesondere außerhalb von Europa werden Atomkraftwerke immer beliebter - vor allem in China, wo allein für die kommenden zehn Jahre 44 neue Atomkraftanlagen geplant sind.

Eine Möglichkeit, in Unternehmen rund um das Thema Atomenergie zu investieren, stellt der neue Vontobel Nuclear Energy Index dar. Mit den dazu passenden Strategie-Zertifikaten (ISIN DE000VX5TNQ3) ist eine Reihe von Branchenvertretern auch für Privatanleger mit nur einer einzigen Transaktion ganz einfach investierbar. Für die Indexaufnahme kommen sowohl Unternehmen aus den Industriestaaten als auch aus den Schwellenländen in Frage. Sie müssen sich entweder mit der Förderung von Uran oder der Atomenergie beschäftigen. Die entsprechende Einteilung erfolgt entsprechend dem FactSet Revere Business Industry Classification System (RBICS).

Der Vontobel Nuclear Energy Index setzt sich letztlich aus 25 Branchenvertretern mit der höchsten Marktkapitalisierung zusammen. Sollten sich keine 25 passenden Unternehmen finden, setzen sich die übrigen Indexwerte aus Unternehmen zusammen, die nuklear-nahe Technologien oder Dienstleistungen, zum Beispiel rund um den Bau von Kernreaktoren, anbieten. Zu diesen Unternehmen würde beispielsweise der französische Baukonzern Vinci zählen. Dieser bietet unter anderem Ingenieurdienstleistungen rund um den Bau von Atomkraftwerken an. Die im Index enthaltenen Werte werden gleichgewichtet, während eine Indexanpassung zweimal jährlich erfolgt. Für die Verwaltung des Index fällt eine Gebühr von 1,25 Prozent p.a. an. Da der Index in US-Dollar berechnet wird, besteht ein Fremdwährungsrisiko für Anleger in einer abweichenden Produktwährung.

Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria


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