07.08.2022 08:00:00

Transporteure fordern Gewerbediesel und Hilfen bei CO2-Bepreisung

Die heimischen Transporteure fordern angesichts der hohen Spritpreise einen Gewerbediesel, sprich einen steuerreduzierten Treibstoff wie ihn auch die Landwirte in Form des Agrardiesel haben. Diese erhalten für den Sprit in ihren Traktoren rund 7 Cent je Liter rückvergütet. Für die im Oktober startende CO2-Bepreisung fordern die Güterbeförderer ein Härtefallregelung, weil es im Schwerverkehr noch keine Alternative zum Diesel gibt.

"Wir brauchen den Gewerbediesel um mit unseren Nachbarländern wettbewerbsfähig zu bleiben", so Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Mineralölsteuer in Österreich liege im europäischen Vergleich am oberen Ende, gibt er zu bedenken. Wasserstoff als Alternative für den Schwerverkehr sei noch lange nicht flächendeckend verfügbar, also in nächster Zeit keine Alternative.

Hoffnungen, dass die hohe Inflation bald wieder der Vergangenheit angehören könnte, haben die Transporteure wenig. Bei der regelmäßigen Befragung der Transportbranche durch die WKÖ meinten zuletzt 91 Prozent dass sie ihre Preise angehoben haben, 87 Prozent glauben dass es in dieser Richtung weiter geht.

Vor besonders hohen Belastungen warnt Klacska auch im Bereich Maut. Diese wird jährlich der Inflation angepasst, was angesichts der aktuell sehr hohen Teuerung für Auto- wie Lkw-Fahrer eine erhebliche Mehrbelastung bedeuten würde. Schon jetzt würde ein Frächter in Deutschland mit 50 Euro Mautabgabe mehr als doppelt so weit fahren wie in Österreich, kritisiert Klacska.

Tiefe Sorgenfalten bereitet der Transportbranche der Arbeitskräftemangel. 40 Prozent der Fahrer sind über 50 Jahre, rechnete der Branchenobmann im Gespräch mit der APA vor. In der Vergangenheit hätten Lenker aus Osteuropa die stetig wachsende Lücke noch abdecken können, das sei nun auch nicht mehr der Fall. Und leider sei es, trotz aller Initiativen, nicht gelungen, mehr Frauen für den Beruf zu begeistern, lediglich zwei Prozent der Beschäftigten sind Königinnen der Landstraße.

Laut einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Berylls sollen autonom fahrende Lkw in den USA bis 2030 etwa zehn Prozent der Neuzulassungen ausmachen. Treiber dafür sei nicht nur der Fahrermangel, sondern auch dass die Fahrerlöhne über 40 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.

Die Sorgen bei Energie und Arbeitskräften wirken sich auch auf die Investitionslaune aus, was sich wiederum beim Fuhrpark widerspiegelt. Österreich zählt zu den Ländern mit den größten Einbußen bei den Lkw-Neuzulassungen in Europa, von Jänner bis Juni betrug der Rückgang fast 58 Prozent auf 14.769 Fahrzeuge. Wobei auch der Chipmangel Spuren hinterlässt, derzeit liegt die Lieferzeit für einen schweren Lkw bei über einem Jahr.

Ein Dorn im Auge sind den Frächtern die regionalen Fahrverbote, die zu leichtfertig verhängt werden würden. In Deutschland und anderen europäischen Ländern sind die Transporteure bereits in die Offensive gegangen. Sie haben bei der EU-Kommission Beschwerden gegen das Lkw-Nachtfahrverbot auf der Tiroler Inntalautobahn eingelegt. Durch das generelle Verbot werde die von den EU-Verträgen garantierte Grundfreiheit des freien Warenverkehrs massiv eingeschränkt. Gegen andere Maßnahmen Tirols, wie die Blockabfertigung und das Sektorale Fahrverbot, planen die deutschen Frächter ebenfalls eine Beschwerde bei der EU-Kommission.

Handlungsbedarf sehen die heimischen Transporteure auch auf der Schiene. Die Priorisierung des zunehmenden Personenverkehrs lasse immer weniger praktikable Slots für den Güterverkehr über. Hier räche sich auch, dass zwar seit Jahrzehnten von einem Ausbau der Donauschifffahrt für die Güterbeförderung gesprochen wird, aber kaum Taten gesetzt würden.

stf/cgh

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