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Edelmetall im Blick |
24.05.2024 22:43:00
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Steht eine Fortsetzung der Goldrallye bevor oder wird der Goldpreis einbrechen?
• Experten sehen Gründe für Fortsetzung der Rally
• Skeptiker rechnen mit Preiseinbruch
Goldanleger erleben derzeit erfreuliche Zeiten: Der Preis für das Edelmetall hat sich seit Jahresstart um mehr als 17 Prozent verteuert, erst am Montag wurde bei 2.454,20 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreicht. Nach einem zwischenzeitlichen Preisrückgang hält sich Gold aktuell wieder in diesen Preisregionen auf und könnte bald neue Bestmarken markieren. Die Aussichten für den Goldpreis sind aber gemischt.
Was für eine Fortsetzung der Goldrally spricht
Nachdem die jüngsten US-Inflationszahlen auf einen abnehmenden Preisdruck in den Vereinigten Staaten hindeuteten, wurden am Markt erneut Zinsfantasien wach, die Anleger eigentlich bereits schlafen gelegt hatten. Mit geringerer Inflation steigen nun wieder die Chancen, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinswende einläuten und den Leitzins senken könnte. Für Goldanleger sind das gute Nachrichten, denn traditionellerweise verstärken niedrigere Marktzinsen die Goldnachfrage, da das Edelmetall keine Zinserträge abwirft. Tatsächlich erhielt die jüngste Rally ihren Startschuss mit der Zinspause der Fed.
Zeitgleich erfreut sich Gold bei Zentralbanken einer großen Beliebtheit: Die Währungshüter weltweit haben laut der Lobbyorganisation World Gold Council in den letzten beiden Quartalen ihre Goldreserven kräftig aufgestockt. Die größten Reserven liegen dabei weiterhin in den USA, gefolgt von Deutschland. Die größten Zuwächse gab es unterdessen im ersten Jahresviertel in der Türkei und in China.
Daneben sind es auch die anhaltenden geopolitischen Konflikte, die den Goldpreis weiter stützen. Sowohl der russische Angriffskrieg in der Ukraine als auch die Eskalationsherde im Nahen Osten lassen Anleger verstärkt nach vermeintlich sicheren Investments Ausschau halten. Gold hat insbesondere in politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeiten dabei eine Poleposition, denn Anleger neigen dazu, sich mit dem Edelmetall gegen eventuelle Krisen abzusichern. Gold gilt daher als Safe-Haven-Investment.
Auch Privatanleger treiben die Goldrally weiter an. Entgegen der Erwartung einiger Beobachter, dass Investoren ihr Geld nach der Freigabe von Bitcoin-ETFs eher in dieses Segment umschichten würden, verzeichneten börsengehandelte Goldfonds in Nordamerika im März und April Zuflüsse, wie der World Gold Council in seinem Bericht bestätigte.
Goldrally kein Selbstläufer
Doch es gibt auch eine Reihe von Argumenten, die gegen eine anhaltende Goldrally sprechen. So ist eine Zinswende durch die US-Notenbank noch keine ausgemachte Sache. Noch immer hoffen Anleger auf zwei Zinssenkungen in diesem Jahr, sollten von der Inflationsfront aber wieder widersprüchliche Signale kommen, dürfte diese Projektion kaum eintreten. Hohe Leitzinsen aber sind belastend für Investments in Gold, die aufgrund ihrer fehlenden Zinserträge gegenüber anderen Marktinvestments an Attraktivität verlieren.
Hinzu kommt, dass geopolitische Konflikte kein Dauertreiber der Goldpreisrally sein dürften. Die Preisabschläge nach dem neuen Rekordstand im April wurden unter anderem damit begründet, dass sich der Konflikt im Nahen Osten nicht weiter zuspitzte und die Lage in der Region militärisch bislang nicht weiter eskalierte.
"Hohe reale Goldpreise deuten auf zukünftige unattraktive reale Goldrenditen hin", argumentieren Cam Harvey, Senior Advisor und Forschungsdirektor bei Research Affiliates, und Claude Erb, pensionierter Geschäftsführer der TCW Group, in einem aktuellen Forschungsbericht. Die Goldnachfrage von Privatanlegern, die ETFs und Edelmetalle kaufen, sowie von Zentralbanken, die eine "Entdollarisierung" anstreben, wirft die Frage auf, ob dies "ein neues Zeitalter permanent und unaufhörlich steigender realer Goldpreise" ist oder ob sich Anleger nach dem Goldpanstieg auf einen "deutlichen Einbruch" der Goldpreise einstellen müssen, fügten Harvey und Erb hinzu.
Beachten sollten Anleger auch, dass die hohen Goldreserven der Notenbanken nicht uneingeschränkt als positives Zeichen zu werten sind. Passen die Währungshüter ihre Strategien nämlich an, könnten sie Gold auf den Markt bringen und damit für einen deutlichen Preiseinbruch bei dem Edelmetall sorgen.
Gold bald bei 3.000 Dollar?
Angesichts der widersprüchlichen Argumente, die für oder gegen eine Fortsetzung der Goldrally sprechen, sind sich auch Experten alles andere als einig. Analysten der Citi haben sich auf Seite der Gold-Bullen geschlagen, das von Aakash Doshi geleitete Analystenteam hat unlängst seine Goldpreisprognosen angehoben und rechnet nun Bloomberg zufolge mit einem Durchschnittspreis für 2024 von 2.350 US-Dollar. Für 2025 stellen die Experten dann einen Anstieg auf 2.875 Dollar in Aussicht. "Der Handel wird in der zweiten Jahreshälfte regelmäßig die 2.500 Dollar-Marke testen und durchbrechen", zitiert die Nachrichtenagentur die Experten. "Zuflüsse in mit Gold unterlegte börsengehandelte Fonds - die in den letzten Jahren weitgehend ausblieben - werden den Weg zu 3.000 Dollar abfedern", schreiben die Analysten weiter.
Anders sieht das unterdessen Alex Kuptsikevich, leitender Marktanalyst bei FxPro. "... ein weiterer Anstieg des Goldpreises bei hohen Anleiherenditen in Industrieländern, enorme Haushaltsdefizite in vielen Ländern und die Notwendigkeit, die Wirtschaft zu stützen" ließen "den Eindruck entstehen, dass das Aufwärtspotenzial begrenzt ist", warnte er in einem Bericht. "Bis Gold und Silber ein neues Niveau erreichen, bezweifeln wir den Erfolg eines erneuten Angriffs auf die Höchststände und sehen das Potenzial für einen erneuten Rückgang."
Redaktion finanzen.at
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