Zusätzliche Kapazitäten 02.06.2022 20:17:00

Ölpreise legen zu: OPEC+ plant Anstieg von Ölproduktion im Sommer

Ölpreise legen zu: OPEC+ plant Anstieg von Ölproduktion im Sommer

Statt der zusätzlichen 430.000 Barrel (je 159 Liter), die im Juni in den Markt gepumpt werden sollen, soll die Tagesproduktion im Juli und August um jeweils rund 650.000 Barrel steigen, wie die Gruppierung nach einer Online-Sitzung am Donnerstag ankündigte. Die OPEC+ begründete ihre Entscheidung mit dem Ende von Lockdowns an wichtigen Wirtschaftsstandorten und dem saisonal erhöhten Bedarf von Raffinerien. Der Mitteilung war zu entnehmen, dass Russland trotz des angekündigten EU-Embargos auf russisches Öl auch weiterhin an den Fördervereinbarungen teilnimmt.

Im Rahmen der OPEC+ kooperiert die in Wien ansässige Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mit anderen wichtigen Förderstaaten wie Russland. Vor dem Monatstreffen der Allianz hatten zwei Presseberichte für Spekulationen gesorgt. Das "Wall Street Journal" hatte über eine Debatte berichtet, Russland von den Förderzielen der OPEC+ wegen der Sanktionen des Westens zeitweise auszunehmen. Die "Financial Times" berichtete, der Ölgigant Saudi-Arabien habe westlichen Ländern signalisiert, seine Produktion auszuweiten, sollte die russische Förderung deutlich sinken.

Die von Saudi-Arabien und Russland dominierte OPEC+ hatte zu Beginn der Corona-Pandemie starke Produktionskürzungen beschlossen, nachdem Pandemiemaßnahmen zu einem Einbruch des Energiebedarfs und der Ölpreise geführt hatten. In den vergangenen Monaten hat die Gruppierung diese Kürzungen schrittweise zurückgenommen.

Die US-Regierung reagierte positiv auf die Ankündigung. Die USA begrüßten die "wichtige Entscheidung", das Angebot aufgrund der neuen Marktbedingungen im Juli und August zu erhöhen, teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, mit. "Wir erkennen die Rolle Saudi-Arabiens als Vorsitz der OPEC+ und als deren größter Produzent bei der Erzielung dieses Konsenses zwischen den Gruppenmitgliedern an." Die USA wollten weiter alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um dem Druck auf die Energiepreise zu begegnen.

Ölpreise drehen ins Plus

Die Ölpreise haben am Donnerstag trotz einer stärkeren Erhöhung der Fördermenge durch das Ölkartell OPEC+ in die Gewinnzone gedreht. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 117,49 US-Dollar. Das waren 1,20 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,56 Dollar auf 116,80 Dollar.

An den Märkten wurde offenbar mit einer noch deutlicheren Anhebung der Fördermenge gerechnet. Zudem hätte ein Ausschluss Russland wohl eine noch deutlichere Anhebung der Fördermenge für Länder wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ermöglicht.

Gestützt wurden die Ölpreise auch durch das teilweise Ölembargo der EU-Kommission. Das sechste Sanktionspaket, in dem das Ölembargo enthalten ist, wurde am Nachmittag einstimmig beschlossen. Ungarn hatte sich bis zuletzt quer gestellt. Erst als auf Sanktionen gegen das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill verzichtet wurde, stimmten die Ungarn zu.

Zudem sind in den USA die US-Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche überraschend deutlich gefallen. Die Vorräte sanken im Vergleich zur Vorwoche um 5,1 Millionen Barrel (159 Liter) laut Energieministerium auf 414,7 Millionen Barrel. Analysten hatten hingegen im Schnitt mit einem Rückgang um 2,1 Millionen Barrel gerechnet. Auch die Vorräte an Benzin und Destillaten gaben nach.

WIEN (dpa-AFX)

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Rohstoffe in diesem Artikel

Ölpreis (Brent) 74,69 0,32 0,43
Ölpreis (WTI) 70,68 0,56 0,80