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Große Verunsicherung |
16.10.2023 22:47:00
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Ölpreis-Rally im Anmarsch? Auswirkungen des Israel-Kriegs dürften auf dem Ölmarkt zu spüren sein
• Geringe Ölvorräte und Produktionskürzungen in Saudi-Arabien und Russland
• Sanktionen gegen Iran könnten nach Angriff auf Israel strenger durchgesetzt werden
Laut der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) wird der weltweite Bedarf an Öl auf längere Sicht stärker als bisher erwartet steigen. Für dieses Jahr rechnet die OPEC mit einem globalen Ölbedarf von 102 Millionen Barrel pro Tag, bis 2045 dürfte die Nachfrage dann auf 116 Millionen Barrel pro Tag steigen. Damit liegt die neue Prognose etwa 6 Millionen Barrel über jener von vor einem Jahr. Eine steigende Nachfrage könnte die Ölpreise in den kommenden Jahren steigen lassen, doch auch die Angebotsseite könnte ihren Teil dazu beitragen, dass die Ölpreise weiter anziehen.
Angriff auf Israel
Der Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am Wochenende war das schlimmste Blutbad seit der israelischen Staatsgründung. Hunderte Menschen wurden getötet, tausende verletzt und zahlreiche verschleppt. Israel reagierte, mobilisierte mehrere Hunderttausend Reservisten und holte zu massiven Gegenschlägen im Gazastreifen aus. Zwar spielen Israel und der Gazastreifen für die Ölversorgung keine besonders große Rolle, doch am Markt besteht die Sorge, dass sich der Konflikt im Nahen Osten ausweiten könnte. In den Medien wird - auch wenn das Land den Vorwurf von sich wies - von einer möglichen Verstrickung Irans berichtet. Das Land liegt an der Seestraße von Hormus, über die ein großer Teil des Rohöls aus der Region transportiert wird. Iran hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach mit einer Blockade der Seestraße gedroht. Diese hätte immense Auswirkungen auf das Erdölangebot aus dem Nahen Osten.
Experten erwarten steigende Ölpreise
Karim Basta, Chefökonom bei III Capital Management, erklärte laut FORTUNE: "Der Konflikt birgt das Risiko höherer Ölpreise und Risiken sowohl für die Inflation als auch für die Wachstumsaussichten".
Auch Social Capital-CEO Chamath Palihapitiya erwartet, dass die Ölpreise steigen werden. "Wie kann es sein, dass der Ölpreis angesichts zweier heißer Kriege (Israel-Hamas und Russland-Ukraine) und eines 1,5-Millionen-Dollar-Krieges jetzt nicht wieder in die Höhe schnellen kann?" Kürzung der Barrelproduktion durch die OPEC mit einem SPR [Strategic Petroleum Reserves], das auf dem gleichen Niveau liegt wie Mitte der 1980er Jahre?", zitiert ihn FORTUNE.
Phil Flynn, Analyst bei Price Futures Group, verlautete gegenüber MarketWatch: "Es wird auf jeden Fall einen Angsthandel geben". Er erklärt: "Obwohl es kurzfristig keine direkten Auswirkungen auf das Angebot gibt, ist es offensichtlich, wie sich die Dinge im Laufe der Zeit entwickeln."
Rohölhändler: Markt wird "um mehr saudisches Angebot betteln müssen"
Der Hedgefonds-Manager und berühmte Rohölhändler Pierre Andurand erwartet, wie FORTUNE berichtet, in den nächsten Tagen keine großen Auswirkungen auf die Ölversorgung oder einen großen Preisanstieg. Er räumte aber ein, dass die weltweiten Ölvorräte niedrig seien "und die Produktionskürzungen in Saudi-Arabien und Russland in den nächsten Monaten zu weiteren Lagerabgängen führen werden." Saudi-Arabien hatte seine Produktion im Juli um eine Million Barrel pro Tag gekürzt, Russland folgte im August mit einer Drosselung seiner Exporte um rund 300.000 Barrel pro Tag. Beide Länder erklärten jüngst, die Kürzungen bis Ende des Jahres fortzusetzen.
Zudem habe es "in den letzten sechs Monaten einen sehr starken Anstieg des iranischen Angebots" gegeben. Dies sei auf die schwache Durchsetzung der Sanktionen gegen Iran zurückzuführen. Der Angriff auf Israel könnte dies jedoch nun ändern. "Da der Iran auch hinter den Angriffen der Hamas auf Israel steckt, besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass die US-Regierung damit beginnen wird, diese Sanktionen gegen iranische Ölexporte strenger durchzusetzen", zitiert Business Insider Andurand. "Das würde den Ölmarkt weiter verschärfen." Daher werde der Markt "irgendwann um mehr saudisches Angebot betteln müssen". Laut Andurand werde Riad jedoch wahrscheinlich nicht mit der Förderung von mehr Rohöl beginnen, bevor der Brent-Preis 110 US-Dollar pro Barrel erreiche.
Redaktion finanzen.at
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