13.11.2015 22:56:47
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MÄRKTE USA/Schwache Einzelhändler und fallender Ölpreis belasten
Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Mit kräftigen Abgaben hat die Wall Street den Handel am Freitag beendet. Erneut enttäuschende Ergebnisse von US-Einzelhändlern und der weiter fallende Ölpreis belasteten. Exxon Mobil und Chevron gehörten mit Verlusten von 1,6 bzw. 1,3 Prozent zu den schwächeren Werten im Dow-Jones-Index. Auf Wochensicht verzeichneten die Indizes erstmals seit zwei Monaten wieder ein Minus. Ein uneinheitliches Bild gaben dagegen die US-Konjunkturdaten des Tages ab, sie sprechen aber nicht gegen eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank im Dezember.
Die Aussicht auf die erste Zinsanhebung seit 2006 hat die Börsen weltweit in dieser Woche erheblich unter Druck gebracht. Laut einer Umfrage des Wall Street Journal unter Ökonomen und Analysten gehen 92 Prozent der Befragten von einer Zinserhöhung im nächsten Monat aus. Sowohl für den Dow-Jones-Index als auch für den S&P-500 stand in der abgelaufenen Woche ein Abschlag von rund 3,5 Prozent zu Buche, die ersten Wochenverluste seit rund zwei Monaten.
Am letzten Handelstag der Woche reduzierte sich der Dow-Jones-Index um 1,2 Prozent auf 17.245 Punkte. Der S&P-500 fiel um 1,1 Prozent auf 2.023 Punkte zurück. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 1,5 Prozent auf 4.928 Punkte. Der Umsatz erhöhte sich auf 0,94 (Donnerstag: 0,87) Milliarden Aktien. Dabei standen 1.223 (605) Kursgewinnern 1.927 (2.564) -verlierer gegenüber. 84 (70) Titel schlossen unverändert.
Als weiterer Belastungsfaktor wurden schwache US-Einzelhandelsdaten von Händlern genannt. Sie gelten als wichtiger Indikator für den privaten Konsum in den USA, der für etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Im Oktober legten die Einzelhandelsumsätze um 0,1 Prozent zu; Volkswirte hatten ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan hat sich im November dagegen auf 93,1 erhöht und damit die Prognose von 91,5 klar übertroffen.
Die Erzeugerpreisdaten, ebenfalls aus dem vergangenen Monat, zeugen von einem nach wie vor geringen Inflationsdruck: Gemeldet wurde ein Rückgang um 0,4 Prozent, während Ökonomen von einem Preisanstieg um 0,2 Prozent ausgegangen waren. Auf Jahressicht wurde mit minus 1,6 Prozent der stärkste Rückgang verzeichnet, seit das US-Arbeitsministerium im Jahr 2009 den Index erstmals veröffentlichte. In der Kernrate (ohne Nahrung und Energie) sanken die Preise um 0,3 Prozent, erwartet worden war eine Zunahme um 0,1 Prozent.
"Ich denke nicht, dass die Daten etwas an der Entscheidung für eine Zinserhöhung im Dezember ändern werden", so Stratege Steve Englander von der Citigroup. "Die Daten lassen einen solchen Schritt zu, doch die gemischten Zahlen dürften für ein behutsames Vorgehen sorgen", ergänzte der Teilnehmer. Fed-Präsidentin Janet Yellen habe die Märkte auf der jüngsten Sitzung auf eine Erhöhung vorbereitet und viel länger könne die US-Notenbank auch nicht mehr warten, heißt es von einem weiteren Teilnehmer.
Inwieweit der Dollar von einer Zinsanhebung profitiere, hänge vor allem von der Geschwindigkeit des Zinserhöhungszyklus ab, hieß es. Die Fed habe an einer starken Aufwertung des Greenback kein Interesse, dürfte also recht vorsichtig vorgehen. Der Dollar legte nach den Konjunkturdaten tendenziell etwas zu. Der Euro notierte im späten US-Handel bei 1,0751 Dollar, konnte damit das Tageshoch bei 1,0817 Dollar nicht verteidigen. Vor allem schwache Wachstumsdaten aus der Eurozone lasteten auf der Gemeinschaftswährung. Auch die Unsicherheiten rund um Portugal waren ein latenter Belastungsfaktor.
Enttäuschende Zahlen veröffentlichten die beiden Einzelhändler J.C. Penney und Nordstrom. Ihre Aktien gaben um 15,4 Prozent bzw. 15 Prozent nach. Bereits zur Wochenmitte hatte Macy's enttäuschende Quartalszahlen vermeldet und den Sektor nach unten gezogen. Die Aktie gab nun mit den schwachen Zahlen der Mitbewerber um weitere 4,2 Prozent nach. In der kommenden Woche legen weitere Unternehmen aus dem Einzelhandelssektor Zahlen vor, was bei den Investoren eine erhöhte Nervosität verursachte, hieß es.
Cisco verloren 5,8 Prozent. Das Unternehmen hatte am Donnerstag nach Börsenschluss Geschäftszahlen vorgelegt und einen enttäuschenden Ausblick gegeben. In seinem ersten Geschäftsquartal verdiente Cisco besser, als der Konzern selbst und die Analysten erwartet hatten. Allerdings wird sich dieses gute Abschneiden voraussichtlich nicht wiederholen. Für das laufende Quartal ist Cisco pessimistischer als die Analysten.
Mit Erleichterung reagierten Mylan-Anleger darauf, dass die geplante feindliche Übernahme von Perrigo durch Mylan gescheitert ist. Mylan wollte 26 Milliarden Dollar zahlen. Die Mylan-Aktie sprang 12,9 Prozent nach oben. Der Kurs von Perrigo brach dagegen um 6,1 Prozent ein. Perrigo hat indessen ein kleines Trostpflaster für seine Aktionäre: Das Unternehmen will ab sofort mit dem Rückkauf eigener Aktien im Volumen von 2 Milliarden Dollar beginnen. Schon Ende des Jahres soll das Programm zu einem Viertel erledigt sein; dann will das Unternehmen nämlich Aktien für 500 Millionen Dollar zurückgekauft haben.
Am Anleihemarkt stiegen die Notierungen und schickten im Gegenzug die Renditen auf die niedrigsten Stände dieser Woche. Die schwachen Daten zum US-Einzelhandel und die Inflationsdaten sorgten für Kauflaune. "Die Daten zeigen die deflationären Effekte aufgrund der sehr schwachen Rohstoffpreise", sagte Ökonom Thomas Simons von Jefferies. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen sank um vier Basispunkte auf 2,28 Prozent.
Die Ölpreise gaben weiter nach. Die Internationale Energieagentur erwartet, dass die Nachfrage nach Öl im kommenden Jahr konjunkturbedingt langsamer zunehmen wird. Vor allem die schwächelnde chinesische Wirtschaft wird dafür verantwortlich gemacht, dass das Überangebot an Öl bestehen bleiben wird. Zudem stieg erstmals seit zehn Wochen wieder die Zahl der Ölförderanlagen in den USA. Allerdings beträgt sie weiter lediglich ein Drittel des Standes vom Oktober 2014. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI rutschte zum US-Settlement um 2,4 Prozent auf 40,74 Dollar ab und schloss erneut auf dem niedrigsten Stand seit Ende August. Auf Wochensicht steht ein Minus von 8 Prozent zu Buche. Für Brent ging es um 1,0 Prozent auf 43,61 Dollar abwärts.
Der Goldpreis stand ebenfalls unter Druck. Der Preis für die Feinunze fiel um 10 US-Cent auf 1.080,90 Dollar und damit den niedrigsten Stand seit Februar 2010. Auf Wochensicht verzeichnete das Edelmetall einen Abschlag von 0,6 Prozent, es war damit bereits die vierte Woche in Folge mit Abgaben. Die sich immer klarer abzeichnende Zinserhöhung der Fed im Dezember lastete weiter auf dem Goldpreis. Das Edelmetall, das keine Rendite abwirft, würde durch einen solchen Schritt für Investoren unattraktiver.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.245,24 -1,16 -202,83 S&P-500 2.023,04 -1,12 -22,93 Nasdaq-Comp. 4.927,88 -1,54 -77,20 Nasdaq-100 4.502,14 -1,89 -86,79Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-year 99 25/32 up 1/32 0,858% -2,0 Bp 1 1/4% 3-year 100 5/32 up 3/32 1,199% -3,8 Bp 1 3/8% 5-year 98 19/32 up 7/32 1,670% -4,8 Bp 1 3/4% 7-year 98 29/32 up 8/32 2,044% -4,2 Bp 2% 10-year 99 24/32 up 11/32 2,280% -4,1 Bp 2 7/8% 30-year 98 28/32 up 18/32 3,058% -2,8 Bp
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7.43 Uhr Do, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0751 -0,27% 1,0781 1,0757 EUR/JPY 131,84 -0,31% 132,25 132,20 EUR/CHF 1,0827 0,21% 1,0804 1,0779 USD/JPY 122,66 -0,02% 122,68 122,91 GBP/USD 1,5232 0,16% 1,5208 1,5204 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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November 13, 2015 16:26 ET (21:26 GMT)
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Nordstrom Inc. | 23,07 | -0,22% | |
Perrigo Company PLC | 24,94 | 1,09% |