Goldpreis
14.07.2014 22:42:30
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MÄRKTE USA/Risikolust treibt Aktien und drückt Gold
Die Wall Street hat am Montag die düstere Stimmung der Vorwoche hinter sich gelassen und den Dow-Jones-Index auf neue Höhen geführt. Die Angst um den portugiesischen Banco Espirito Santo hat sich zerstreut, nun stand die Citigroup im Brennpunkt: die US-Bank muss nach einer Einigung mit den US-Behörden eine satte Strafzahlung von 7 Milliarden Dollar berappen und oben drauf noch Entschädigungen an Verbraucher leisten, ebenfalls in Milliardenhöhe. Der Bank wird angekreidet, brisante Kredite gebündelt und weiterverkauft zu haben. Die Großbank wies für das zweite Quartal denn auch nur einen Gewinn von gerade mal 181 Millionen Dollar aus - nach 4,2 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum.
Doch statt die Aktie in den Keller zu schicken, klatschten die Anleger Beifall. Erleichtert über das Ende des Streits und beeindruckt von der operativen Stärke sandten sie das Papier 3,1 Prozent nach oben. Denn rechnet man die Sonderbelastung heraus, hat die Bank mit einem Ergebnis von 1,24 Dollar je Aktie geglänzt und die Erwartung klar übertroffen. Am Markt wurde dies als gutes Omen für den Sektor gesehen, der in den kommenden Tagen mit weiteren Zahlen aufwartet: Bereits am Dienstag sind Goldman Sachs und J.P.Morgan an der Reihe, deren Aktien am Montag um 1,4 bzw 1 Prozent vorrückten. Nur die Aktie von Wells Fargo konnte nicht mithalten, nachdem J.P.Morgan sie abgestuft hatte: minus 0,4 Prozent.
Optimismus für den Gesamtmarkt verbreitete unterdessen Goldman Sachs. Deren Fachleute haben ihre Prognose für den S&P-500 angehoben - bis zum Jahresende soll er um weitere 3,6 Prozent auf 2.050 Punkte steigen, bislang ging Goldman von 1.900 Punkten aus. In 12 Monaten sieht das Haus den Index sogar noch ein Stückchen höher. Zwar seien die Bewertungen teuer, und das Kurs-Gewinn-Verhältnis im genannten Index liege mit 16,1 sogar auf dem höchsten Stand seit der Technologieblase Ende der neunziger Jahre. Doch Anleihen würfen aktuell derart wenig ab, dass Aktien wohl nach wie vor Trumpf blieben, vermutet Goldman.
Der Dow-Jones-Index gewann 0,7 Prozent auf 17.055 Punkte. Bei 17.088 Punkten erreichte er den höchsten Stand seiner Geschichte. Der S&P-500 erhöhte sich um 0,5 Prozent auf 1.977 Punkte. Für den Nasdaq-Composite ging es um 0,6 Prozent auf 4.440 Punkte nach oben. Umgesetzt wurden dabei 0,59 (Freitag: 0,58) Milliarden Aktien. Auf die 2.001 (1.714) Kursgewinner kamen 1.140 (1.409) -verlierer, 97 (101) Titel schlossen unverändert.
Der Goldpreis brach um 2,3 Prozent auf 1.307 Dollar je Feinunze ein, das war der stärkste Tagesverlust in diesem Jahr. Im Handel war von Gewinnmitnahmen nach den jüngsten starken Aufschlägen die Rede. Nicht nur die Entspannung in der portugiesischen Bankenkrise drückte. Die Rohstoffspezialisten der Commerzbank sagen überdies, spekulativ orientierte Teilnehmer hätten in den vergangenen Wochen mehr physische Käufe erwartet als dann tatsächlich stattfanden - etwa aus Indien, wo die schlechte Monsun-Saison die Gold-Nachfrage gedrückt habe. Am Markt ging auch die Sorge um, die Fed-Präsidentin Janet Yellen könnte sich am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats für eine straffere Politik ihres Hauses stark machen.
Beim Ölpreis scheint die jüngste starke Abwärtsbewegung allmählich ausgelaufen zu sein. Am Freitag war der Preis auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen gefallen. Händler hatten zum Wochenausklang zur Begründung auf einen stärkeren Dollar und das Auspreisen der bisher ausgebliebenen Förderprobleme durch den Konflikt im Irak verwiesen. Nun stützte die Meldung, dass der libysche Ölhafen Brega von den Rebellen geschlossen wurde. Ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 0,1 Prozent auf 100,91 Dollar.
Der US-Anleihemarkt stand im Schatten der riskanteren Anlagen wie Aktien. Die Rendite für zehnjährige Papiere lag bei 2,55 Prozent und damit drei Basispunkte über dem Niveau aus dem späten Freitagshandel. Am Devisenmarkt mussten für den Euro 1,3618 Dollar bezahlt werden, wenig mehr als die 1,3609 Dollar am Freitagabend. Stärkere Gewinne des Euro aus dem frühen europäischen Geschäft wurden zum Teil wieder abgegeben. Die europäische Währung profitierte leicht von ausbleibenden Hiobsbotschaften der Eurozonen-Peripherie. Aussagen des EZB-Präsidenten Mario Draghi verfehlten ihre Wirkung am Devisenmarkt. Unterdessen litt der Yen als sicherer Hafen unter der generell gestiegenen Risikofreude.
Die Apple-Aktie stieg um 1,3 Prozent und erreichte im Tagesverlauf ein neues Zweijahreshoch. Die Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass die Quartalsergebnisse des Konzerns am oberen Ende der Prognosespanne liegen werden. Sie erhöhen die Gewinnschätzung für 2015 auf 11 Prozent über Konsens, um die positive Einschätzung für die iWatch widerzuspiegeln. Außerdem rechnen sie nun mit mehr iPhone-Auslieferungen im dritten Quartal als zuvor.
Das Übernahmekarussell dreht sich weiter. Der britische Pharmakonzern Shire gibt den Widerstand gegen eine Übernahme durch den US-Wettbewerber AbbVie auf, nachdem dieser seine Offerte ein weiteres Mal verbessert hat: auf immerhin mehr als 53 Milliarden US-Dollar. Shire sei nun bereit, den Aktionären die Annahme des Gebots zu empfehlen, teilten die Briten mit. Für die Aktie von AbbVie ging es 0,2 Prozent abwärts.
Der US-Pharmakonzern Abbott baut sich radikal weiter um. Bei Medikamenten will sich das Unternehmen künftig auf den Verkauf von Generika in Schwellenländern konzentrieren. Die Aktivitäten mit Nachahmermedikamenten in den Industrieländern fusionieren die Amerikaner mit US-Wettbewerber Mylan. Die Transaktion hat nach Angaben von Abbott ein Volumen von 5,3 Milliarden Dollar. Abbott-Aktien stiegen 1,3 Prozent, Mylan-Titel 2,1 Prozent.
Zudem dürfte die Luftfahrtmesse im britischen Farnborough für Furore sorgen. So will die britische Fluggesellschaft Monarch Airlines bei Boeing 30 Maschinen des Typs 737 Max bestellen. Auch General Electric rechnet mit Bestellungen in Milliardenhöhe. David Joyce, zuständig für den Bereich Luftfahrt, bezifferte die Erwartungen für die Sparte auf 30 Milliarden Dollar. Die Aktien von Boeing gewannen 1,1 Prozent, die von GE 0,4 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.055,42 0,66 111,61 S&P-500 1.977,10 0,48 9,53 Nasdaq-Comp. 4.440,42 0,56 24,93 Nasdaq-100 3.929,46 0,64 24,88Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-jähr. 100 2/32 -1/32 0,452% +0,8Bp 7/8% 3-jähr. 99 25/32 -2/32 0,949% +2,1Bp 1 5/8% 5-jähr. 99 24/32 -5/32 1,674% +3,3Bp 2 1/8% 7-jähr. 99 23/32 -7/32 2,166% +3,4Bp 2 1/2% 10-jähr. 99 19/23 -7/32 2,547% +2,7Bp 3 3/8% 30-jähr. 100 4/32 -14/32 3,367% +2,4Bp
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.15 Uhr Fr., 17.47 Uhr EUR/USD 1,3619 0,11% 1,3604 1,3598 EUR/JPY 138,30 0,27% 137,93 137,75 EUR/CHF 1,2146 0,01% 1,2145 1,2140 USD/JPY 101,55 0,14% 101,41 101,31 GBP/USD 1,7080 -0,23% 1,7119 1,7103 === Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com
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July 14, 2014 16:13 ET (20:13 GMT)
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