17.12.2015 22:42:47
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MÄRKTE USA/Börsen verdauen Gewinne nach Zinswende - Öl belastet
Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones)--Die Börsianer an der Wall Street sind am Tag eins nach der Zinswende wieder zur Tagesordnung übergegangen. Gewinnmitnahmen dominierten am Donnerstag das Geschehen. Nachdem die Aktienkurse seit Beginn der Woche nach oben gelaufen waren und im Anschluss an die Zinswende der US-Notenbank am Mittwoch nochmals verstärkte Käufe aufkamen, galt es, die Gewinne erst einmal zu verdauen.
Vor dem anziehenden Dollar, der die Exportsituation der US-Unternehmen verschlechtert, standen wieder einmal die Ölpreise als Belastungsfaktor an erster Stelle. US-Öl der Sorte WTI durchbrach nun auch die 35er Marke nach unten. Das mache die Anleger vorsichtig, weil es Sorgen verstärke, dass die niedrigen Ölpreise bei Unternehmen aus der Ölbranche zu Kreditausfällen führen könnten, so Marktbeobachter. Schwache Ölpreis dürften die Gewinne zum Jahresende deckeln, befürchtet Marktexperte Randy Frederick von Charles Schwab. "Das sorgt ganz klar für Gegenwind".
"Die Anleger fühlen sich einfach nicht wohl angesichts der weiter fallenden Ölpreise und der Probleme bei Hochzinsanleihen", sagte Jennifer Ellison von Bingham, Osborn & Scarborough. Zudem habe es sich bei den Gewinnen am Vortag vielfach nur um Shorteindeckungen und Positionsanpassungen gehandelt, weniger um echte Überzeugungskäufe.
Der Dow-Jones-Index gab um 1,4 Prozent nach auf 17.495 Punkte, der S&P-500 verlor 1,5 Prozent und der Nasdaq-Composite 1,4 Prozent. Die Aktienindizes schlossen damit auf ihren Tagestiefs. Der Umsatz betrug 0,960 (Mittwoch: 1,003) Milliarden Aktien. Dabei standen an der NYSE 1.108 (2.622) Kursgewinnern 2.051 (575) -verlierer gegenüber, 79 (48) Titel schlossen unverändert.
Die negative Tagestendenz ändert nichts daran, dass rund um den Globus die Leitzinserhöhung der US-Notenbank (Fed) an den Börsen auf positive Resonanz stieß, weil sie als Vertrauensbeweis in die Stärke der US-Wirtschaft gewertet wird.
"Die Botschaft rund um die Zinsentscheidung ist für Investoren so positiv, wie man sie nur irgendwie erwarten konnte: eine positive Bewertung der Konjunktur verbunden mit einem ziemlich taubenhaften Ausblick", kommentierte Chefvolkswirt Eric Lascelles von RBC Global Asset Management.
Die Konjunkturdaten vom Tage zeichneten - wie öfter in der jüngeren Vergangenheit - wieder einmal ein gemischtes Bild. Die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia trübte sich im Dezember spürbar ein und verfehlte die Erwartungen klar. Der Arbeitsmarkt läuft dagegen weiter gut, in der Vorwoche wurden weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt als erwartet.
Das Defizit in der US-Leistungsbilanz stieg im dritten Quartal derweil etwas deutlicher als prognostiziert. An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag mit Aufmerksamkeit verfolgt, denn zur Finanzierung der Defizite benötigen die USA Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Mit der Zinswende verliert diese Sorge aber an Relevanz, weil Anlagen im Dollarraum rentierlicher und damit attraktiver werden.
Am Devisenmarkt war der US-Dollar klarer Gewinner des Zinsentscheids. Der Euro fiel weiter zurück auf zuletzt 1,0806 Dollar nach einem Tageshoch knapp unter 1,10 am Vortag und knapp 1,09 im asiatisch dominierten Geschäft am Morgen. Auch andere Währungen neigten zur Schwäche zum Greenback. Die Dollarstärke dürfte zunächst eine Weile andauern, aber das Blatt dürfte sich wenden, wenn die die negativen Folgen eines zu starken Dollar in den Vordergrund rückten, meinte ein Devisenhändler.
Der argentinische Peso brach unterdessen an seinem ersten Handelstag nach Aufgabe der Devisenkontrolle ein. Der Dollarkurs stieg von 9,80 zunächst auf knapp 14 Peso, um danach wieder etwas zurückzukommen in den Bereich um 13,30 Peso. Der Wert des Peso näherte sich damit den bislang am Schwarzmarkt geltenden Preisen an.
Die Dollarstärke belastete auch in Dollar gehandelte Rohstoffe und das Gold. Das Edelmetall verbilligte sich auf 1.051 Dollar, nachdem die Feinunze am Vortag in der Spitze noch mit über 1.077 Dollar gehandelt wurde. Dessen ungeachtet trauen Analysten wie die der Commerzbank dem Edelmetall 2016 eine Erholung zu vom aktuell fast erreichten Sechsjahrestief. Denn nach der begonnenen Zinswende sei ein Belastungsfaktor ausgeräumt. Nach der letzten Zinserhöhung sei der Goldpreis innerhalb eines Jahres um 11 Prozent geklettert - trotz nachfolgender Zinsanhebungen.
Am Ölmarkt fielen die Preise wieder. Die am Vortag gemeldeten unerwartet und zudem stark gestiegenen US-Rohölvorräte hätten hier nachgewirkt, hieß es. Während sich US-Leichtöl der Sorte WTI zur Lieferung im Januar um rund 2 Prozent auf 34,85 Dollar je Fass verbilligte, gab der Preis für europäisches Referenzöl Brent ähnlich stark auf 36,94 Dollar nach. Kurzfristig ließen die Prognosen kaum Hoffnungen auf eine echte Erholung zu, hieß es. "Die USA sind einer der weltgrößten Ölförderer, die 40 Jahre nicht exportieren durften. Nun dürfte dieses Öl die ohnehin überversorgten Märkte fluten", sagte Ölanalyst Michael Poulsen von Global Risk Management mit Blick auf die gerade beschlossene Aufhebung des US-Exportverbots für Öl.
Am Aktienmarkt zogen FedEx um 2 Prozent an. Der Paketlogistiker hatte mit einer deutlichen Gewinnsteigerung im zweiten Quartal überrascht. Dank des Booms im Onlinehandel liegen die Paketlieferungen im Weihnachtsgeschäft über den Erwartungen. Oracle verloren dagegen 5,1 Prozent. Der Softwarekonzern hatte im zweiten Quartal den starken Dollar zu spüren bekommen und 12 Prozent weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum.
General Electric verloren 1,4 Prozent. Der Geschäftsausblick des Mischkonzerns für 2016 stieß zwar durchaus auf positive Resonanz, das schwierige konjunkturelle Umfeld und die nachlassende Gewinndynamik in der Sparte Öl und Gas machten die Anleger aber vorsichtig.
Pandora Media schnellten um 13,5 Prozent nach oben, nachdem der staatlicherseits festgelegte Anstieg der Gebühren für die Verwertung von Musikrechten geringer ausfiel als erwartet. Pier 1 Imports stürzten um 20 Prozent ab. Der Einzelhänder hatte seine Prognose gesenkt. Nach Geschäftszahlen unter der Markterwartung gab der Kurs des Lebensmittelkonzerns General Mills um 3,3 Prozent nach.
Avon wurden lange vom 605 Millionen Dollar schweren Einstieg einer Tochter des Beteiligungsunternehmens Cerberus gestützt, gerieten aber am Ende mit dem Markt unter Druck und verloren 1,5 Prozent.
Kalobios Pharmaceuticals waren vom Handel ausgesetzt, nachdem sie vorbörslich um über 50 Prozent eingebrochen waren. Hintergrund war die Verhaftung des Vorstandsvorsitzenden Martin Shkreli durch das FBI. Grund ist der Verdacht auf Untreue, nicht der von Shkreli angeblich betriebene schlagzeilenträchtige Preiswucher für Medikamente bei Turing Pharmaceutical, einem anderen Unternehmen, das ihm gehört.
Am Anleihemarkt stiegen die Kurse, die Renditen gaben also nach. Hier sei im Vorfeld der wie erwartet gekommenen Zinserhöhung schon viel eingepreist worden, hieß es zur Begründung. Außerdem drohe den Ausführungen der US-Notenbank zufolge kein starker Zinsanstieg in den kommenden Monaten. Die Zehnjahresrendite sank von 2,29 auf 2,23 Prozent. Vor zwei Monaten betrug sie noch weniger als 2 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.495,84 -1,43 -253,25 S&P-500 2.041,89 -1,50 -31,18 Nasdaq-Comp. 5.002,55 -1,35 -68,58 Nasdaq-100 4.598,14 -1,42 -66,43Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 7/8% 2 Jahre 99-24/32 unv. 1,000% unv. 1 1/4% 3 Jahre 99-25/32 + 1/32 1,327% -0,8 Bp 1 5/8% 5 Jahre 99-18/32 + 3/32 1,719% -1,8 Bp 2% 7 Jahre 99-22/32 + 10/32 2,048% -4,9 Bp 2 1/4% 10 Jahre 100-3/32 + 14/32 2,236% -5,1 Bp 3% 30 Jahre 101-6/32 +1-9/32 2,936% -6,5 Bp
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.28 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0811 -0,47% 1,0862 1,0946 EUR/JPY 132,75 -0,11% 132,90 133,33 EUR/CHF 1,0782 -0,25% 1,0809 1,0786 USD/JPY 122,80 0,37% 122,35 121,80 GBP/USD 1,4892 -0,51% 1,4969 1,5007 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
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December 17, 2015 16:12 ET (21:12 GMT)
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Rohstoffe in diesem Artikel
Ölpreis (Brent) | 74,09 | 0,44 | 0,60 |
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FedEx Corp. | 266,70 | 0,62% | |
General Mills Inc. | 61,28 | 0,49% | |
Oracle Corp. | 161,44 | 0,02% |