Kohlepreis
Ende des Öl-Zeitalters? |
28.09.2023 23:20:00
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Historische Wende voraus: IEA-Chef sieht Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle kurz vor dem Höhepunkt
• Nachfragerückgang aber nicht linear und regional unterschiedlich
• Neue, energie-effizientere Ära vor dem Beginn
In einem Gastbeitrag für die "Financial Times" äußerte sich Fatih Birol, der Vorsitzende der Internationalen Energie-Agentur IEA, kürzlich zu den Aussichten für Öl, Gas und Kohle - und zeigte sich dabei davon überzeugt, dass der Anfang vom Ende der Ära fossiler Brennstoffe bevorstehe. So werde das "Zeitalter des scheinbar unaufhaltsamen Wachstums" bei der Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle laut neuen Prognosen der IEA noch "in diesem Jahrzehnt zu Ende gehen". "Allein auf der Grundlage der heutigen politischen Vorgaben der Regierungen weltweit - auch ohne irgendeine neue Klimapolitik - wird die Nachfrage nach jedem der drei fossilen Brennstoffe in den kommenden Jahren voraussichtlich ihren Höhepunkt erreichen", so Birol. Das sei früher, als viele Menschen erwartet hätten. Selbst die IEA hatte laut "Tagesschau" im vergangenen Jahr erst das Jahr 2030 als voraussichtlichen Wendepunkt genannt.
Welt an der Schwelle zu historischem Wendepunkt
Mit seinen Aussagen greift Birol nun dem jährlichen "World Energy Outlook"-Bericht der IEA vor, der im Oktober veröffentlicht wird und zeigen werde, "dass die Welt an der Schwelle zu einem historischen Wendepunkt steht". Denn es handele sich um das erste Mal, dass ein Nachfrage-Höhepunkt für alle drei fossilen Brennstoffe schon innerhalb des Jahrzehnts sichtbar sei.
Bei der Ölnachfrage komme es laut Birol aufgrund des weltweiten Wachstums von Elektrofahrzeugen - und insbesondere aufgrund ihrer steigenden Verbreitung in China - vor 2030 zum Höhepunkt. Bei Gas stehe das von der IEA 2011 ausgerufene "Goldene Zeitalter" kurz vor dem Ende, da die Nachfrage in entwickelten Volkswirtschaften im Verlauf des Jahrzehnts weiter sinken werde. Das sei "das Ergebnis der zunehmenden Überlegenheit von erneuerbaren Energien gegenüber Gas bei der Stromerzeugung, des Aufkommens von Wärmepumpen und Europas beschleunigter Abkehr von Gas nach der russischen Invasion der Ukraine". Bei der Prognose für Kohle blickte Birol indes vor allem auf China, wo "das beeindruckende Wachstum der erneuerbaren Energien und der Kernenergie sowie eine schwächere Wirtschaft auf einen baldigen Rückgang des Kohleverbrauchs" hindeuten würden. China ist laut der IEA bislang der weltweit größte Kohleverbraucher, außerhalb des Landes würden große Investitionen in Kohle indes in den nächsten Jahren allmählich versiegen.
Kein linearer Nachfragerückgang bei Öl, Gas und Kohle erwartet
Der IEA-Chef warnte in seinem Gastbeitrag bei der "Financial Times" jedoch auch davor, einen linearen Nachfragerückgang zu erwarten. "Obwohl fossile Brennstoffe in diesem Jahrzehnt strukturell ihren Höhepunkt erreichen werden, kann es auf dem Weg nach unten immer noch zu Spitzen, Einbrüchen und Plateaus kommen", schrieb Birol. Zudem gebe es bei der Nachfrage auch große regionale Unterschiede. So werde der Nachfragerückgang in den Industrienationen durch ein "anhaltendes Wachstum in einigen Schwellen- und Entwicklungsländern, insbesondere im Gassektor", teilweise wieder ausgeglichen. Der weltweite Trend sei dennoch eindeutig und zeige, dass emissionsarme Elektrizität und Kraftstoffe sowie eine Verbesserung der Energieeffizienz immer mehr dazu betrügen, den steigenden Energiebedarf der Welt zu decken.
IEA-Chef mit Aufruf an Politik
Das Erreichen des Höhepunkts bei der Nachfrage nach den drei Rohstoffen sei demnach laut Birol gleichbedeutend mit dem bevorstehenden Höhepunkt beim Ausstoß von Treibhausgasen. "Höhepunkte bei [der Nachfrage nach] den drei fossilen Brennstoffen sind ein erfreulicher Anblick und zeigen, dass sich der Übergang zu saubereren und sichereren Energiesystemen beschleunigt und die Bemühungen zur Vermeidung der schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels Fortschritte machen", so der IEA-Vorsitzende weiter. "Die Energiewelt verändert sich schnell und zum Besseren", lautete sein ermutigendes Fazit.
Dennoch warnte der IEA-Chef, dass der von der IEA prognostizierte, bevorstehende Nachfragerückgang nicht ausreiche, um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius zu erreichen. Dafür würden "stärkere und schnellere politische Maßnahmen der Regierungen" benötigt. Dementsprechend forderte Birol die Entscheidungsträger auf, flink zu sein. Denn der Übergang zu sauberer Energie könnte sich durch eine strengere Klimapolitik durchaus noch weiter beschleunigen, so der Vorsitzende der IEA.
Redaktion finanzen.at
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