Edelmetalle unter der Lupe 23.11.2014 03:00:01

Gold, Silber & Platin: Besser mit Silberblick

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Krisen und Kriege, wohin das Auge blickt. Normalerweise ist das ein optimales Umfeld für den Goldpreis. Doch statt z­steigen, crasht das Edelmetall. Von 1.250  auf bis zu 1.131 US-Dollar je Feinunze fiel Gold innerhalb von zwei Wochen.

Das verwundert nur auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen gibt es Gründe, die den Absturz erklären. Vor allem der starke US-Dollar ist dafür verantwortlich. Da Gold in der US-Devise notiert, verteuert sich dadurch sein Kaufpreis für alle, die nicht in Dollar kaufen.

Zudem wird erwartet, dass die US-Notenbank Fed 2015 die Zinsen erhöht. Das ist Gift für Gold, das keine Zinsen abwirft. Auch die wichtigsten Abnehmer des Metalls, Chinesen und Inder, warten ab und hoffen auf noch günstigere Einstiegskurse.

Die sind durchaus möglich. Wurde doch die bedeutende charttechnische Unterstützung bei 1.180 Dollar durchbrochen. Erst bei 1.080 Dollar liegt die nächste starke Haltemarke.

Ein kurzzeitiges Abrutschen unter 1.100 Dollar hält auch Edelmetallprofi Thorsten Proettel von der LBBW für möglich. Er rechnet mit ­einer Bodenbildung im Bereich von 1.200 Dollar. "Die Spekulanten haben sich verabschiedet, der Verkaufsdruck dürfte bald nachlassen", sagt er. Viel Aufwärtspotenzial sieht er aber nicht, sondern erwartet mittelfristig eine Seitwärtsphase. Er empfiehlt nur Langfristinvestoren erste Neuengagements.

Optimistischer ist er dagegen in Bezug auf Silber, das im Sog von Gold nach unten gezogen wurde. Der Preis für eine Feinunze fiel von 21 Dollar im Juli auf 15,41 Dollar. "Silber wurde übertrieben nach unten geprügelt", sagt Proettel. Das zeigt auch die Relation von Termin­kontrakten an der Chicagoer Rohstoffbörse, die auf steigende (long) und sinkende (short) Silberpreise setzen. War im Juli die Einschätzung noch extrem positiv, hat das Verhältnis inzwischen gedreht.

"Das schreit geradezu nach einer Gegenbewegung", meint Proettel. Er hält 18 Dollar pro Unze mittelfristig für möglich. Zumal der Silber- im Verhältnis zum Goldpreis so niedrig ist wie seit Jahren nicht. Das nutzen viele Inder, die statt Gold derzeit lieber Silber kaufen und sogar bereit sind, Aufschläge auf den Marktpreis zu zahlen. Die Nachfrage von Industrie und Investoren ließ zwar nach, aber nicht so extrem, wie es der momentane Preis spiegelt. Risikobereite ­Anleger setzen mit dem Silber-ETC (ISIN: DE000A1E0HS6) der Deutschen Bank auf ein Comeback.

Platin kaum noch teurer als Gold
Heftig durch den Goldcrash in Mitleidenschaft gezogen wurde auch Platin. Das Metall wird vorrangig in Katalysatoren von Dieselautos eingesetzt. Europas Konjunktur schwächelt zwar, die Absatzzahlen für Neuwagen klettern aber seit Januar. "Fundamental betrachtet ist der Preisverfall bei Platin nicht nachvollziehbar", sagt Carsten Fritsch, Edelmetallprofi der Commerzbank. Von 1.500 auf 1.194 Dollar fiel der Platinkurs seit August. Damit kostet Platin kaum mehr als Gold. In der Vergangenheit waren geringe Preisdifferenzen meist nur von kurzer Dauer, dann stieg Platin wieder. Wohl auch deshalb erhielten Platin-ETFs zuletzt die höchsten Zuflüsse seit dem Jahr 2012. Mit dem Platin-ETC (DE 000 A0N 62D 7) von ETF Securities setzen Anleger auf höhere Preise.

Dabei sollten sie sowohl bei Silber als auch bei Platin unbedingt mit Stoppkursen arbeiten. Bei Silber ist 14 Dollar eine wichtige Haltemarke, bei Platin 1.100 Dollar. Beide ETCs sind nicht währungsgesichert.

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Rohstoffe in diesem Artikel

Goldpreis 2 638,41 5,67 0,22
Platinpreis 929,00 2,00 0,22
Silberpreis 30,14 -0,33 -1,08