25.01.2021 13:44:41

Erneuerbare überholen Gas und Kohle in der EU-Stromerzeugung

BERLIN (Dow Jones)--Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien hat in der Europäischen Union im vergangenen Jahr erstmals jene aus fossilen Brennstoffen überholt. Wind, Sonne, Wasserkraft und Biomasse lieferten 38 Prozent des EU-Stroms, Gas und Kohle dagegen nur 37 Prozent, wie eine Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende und des britischen Thinktanks Ember ergab. Die Atomkraft sank um 10 Prozentpunkte auf ein Rekordtief von 25 Prozent.

Grund war einerseits der enorme Zuwachs bei Wind- und Solarenergieanlagen auf insgesamt ein Fünftel, heißt es in der Studie "The European Power Sector in 2020". Hier erreichten Dänemark (61 Prozent), Irland (35 Prozent), Deutschland (33 Prozent) und Spanien (29 Prozent) die höchsten Anteile. Wind und Sonne lagen in der EU mit 51 Terawattstunden 2020 auch über dem durchschnittlichen Wachstum der vergangenen zehn Jahre (38 Terawattstunden).

Zweitens sank die Kohleverstromung um ein Fünftel auf 13 Prozent - maßgeblich wegen des deutlich gestiegenen Preises für Emissionszertifikate. Dadurch produzierten vergleichsweise klimafreundliche Gaskraftwerke vielfach den billigsten Strom unter den fossilen Kraftwerken, weshalb das Minus bei Gas nur 4 Prozent betrug. Für den Rückgang der Kernkraft waren neben Problemen in französischen und belgischen Anlagen auch Schließungen in Schweden und in Deutschland im Zuge des Atomausstiegs verantwortlich.

Die Studie nimmt auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Blick. Demnach sank die europäische Stromnachfrage 2020 um vier Prozent und erreichte im April während des ersten Lockdowns einen Tiefstand. Später im Jahr stabilisierte sich die Nachfrage aber wieder. "Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie darf den Klimaschutz nicht ausbremsen", warnt Agora-Direktor Patrick Graichen. Um das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, brauche es jährlich einen Zuwachs von 100 Terawattstunden bei der Solar- und Windenergie - also doppelt so viel wie im vergangenen Jahr erreicht. Laut der aktuellen Nationalen Energie- und Klimapläne (NECP) wollen die EU-Mitgliedsstaaten diesen Wert bis 2030 jedoch nur auf 75 Terawattstunden pro Jahr erhöhen, betonte Graichen.

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