Differenzierteres Verhältnis |
22.09.2024 12:40:00
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BlackRock-Analyst erklärt: So steht es um Gold als Inflationsschutz
• Goldpreis enttäuscht als Inflationsschutz
• BlackRock-Experte rät zu Alternativen
Inflationsdruck belastet
Nachdem die Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus nach und nach ausliefen, erholte sich die Wirtschaft zunächst schnell wieder von ihrem Einbruch im Frühjahr 2020. Das schnelle Wiederhochfahren trieb jedoch auch das allgemeine Preisniveau an. Vor allem die Energiepreise legten in den vergangenen Jahren deutlich zu. Dieser Aufwärtstrend wurde durch den Krieg in der Ukraine, der im Februar 2022 begann, noch weiter angeheizt. Aber auch die Preise für Lebensmittel stiegen rasant an. Mittlerweile ist die Inflationsrate auf Monatsbasis zwar vermehrt wieder rückläufig, dennoch befinden sich die Preise auf einem hohen Niveau.
Gold als Inflationsschutz fragwürdig
Daher schauen sich Anleger immer wieder nach Möglichkeiten um, wie sie sich gegenüber dem hohen Preisdruck positionieren können. So gilt Gold unter den Investoren etwa als sicherer Hafen und damit auch als Inflationsschutz. BlackRock-Analyst Russ Koesterich sieht das jedoch anders, wie er in einer Notiz auf der Webseite des Vermögensverwalters erklärte. Im Vergleich zu den starken Ausschlägen, die etwa die Verbraucherpreise, aber auch die Kurse von Aktien und Anleihen 2021 verzeichneten, habe sich der Goldpreis nur wenig bewegt.
Korrelation von Realrenditen und US-Dollar mit Gold
Wie Koesterich in einem aktuelleren Beitrag ergänzte, sei Gold nicht als Inflationsabsicherung im eigentlichen Sinne zu sehen, sondern weise ein differenzierteres Verhältnis auf. "In der Vergangenheit hat sich Gold als guter Inflationsschutz erwiesen, allerdings nur auf sehr lange Sicht", so der Experte. "Auf kürzere Sicht hängt Gold in der Regel davon ab, wie sich die Zinsen und der US-Dollar im Verhältnis zur Inflation entwickeln." Diese These belegen dem Analysten zufolge auch historische Daten zum Verhältnis von Gold, der Veränderung der realen 10-jährigen Renditen und des US-Dollars. So habe die wöchentliche Veränderungsrate der 10-jährigen Realrenditen und des US-Dollars im Zeitraum von 2018 bis 2023 eine Korrelation von minus 0,5 zu Gold aufgewiesen. "Gold hat eine starke Tendenz zu steigen, wenn die inflationsbereinigten Zinsen und/oder der US-Dollar fallen", fasste Koesterich zusammen.
Fed-Zinspolitik im Blick
Darüber hinaus sei der Goldpreis auch vom weiteren Vorgehen der US-Notenbank Fed abhängig, so der Experte. Sollten die Währungshüter den Leitzins tatsächlich nicht mehr erhöhen und möglicherweise sogar wieder senken, dürfte dies dem gelben Edelmetall zugutekommen. Wenn die Europäische Zentralbank aufgrund nach wie vor hoher Inflationsraten einen entgegengesetzten Kurs einschlagen und die Zinsen im Gegensatz zum US-Pendant weiter aufstocken sollte, dürfte dies den US-Dollar Koesterich zufolge weiter schwächen, was wiederum den Goldpreis antreibe. Darüber hinaus habe das Kursniveau des Rohstoffs mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs kurzzeitig von den geopolitischen Spannungen profitiert. "Eine Eskalation des Krieges in der Ukraine oder eine langwierige Verhandlung über die Schuldenobergrenze wären für Gold förderlich", erklärte der BlackRock-Analyst.
Möglicher Gegenwind für Gold
Dennoch müsse der Goldpreis möglicherweise auch mit Gegenwind rechnen, so der Stratege weiter. "Ironischerweise würden die hartnäckige Inflation und/oder die Löhne dem Goldpreis wahrscheinlich beide schaden", so Koesterich. Falle die Inflation in den kommenden Monaten doch noch dramatischer als die US-Notenbank und die Anleger erwarten, müsse es zu Anpassungen am Markt kommen. "In diesem Szenario würden die realen Zinssätze und der US-Dollar wahrscheinlich steigen, was den Aufschwung des Goldes bremsen würde."
Silberpreis kann von industrieller Nachfrage profitieren
Einen deutlich stärkeren Stand habe dem Experten zufolge stattdessen Silber, vor allem wenn Anleger nicht auf physische Wertaufbewahrungsmittel verzichten wollen. "Im Gegensatz zu Gold wird Silber in der Industrie in erheblichem Umfang verwendet und hat sich in letzter Zeit tendenziell mit den kurzfristigen Inflationserwartungen mitbewegt", plädierte Koesterich in einem früheren Beitrag für den kleinen Bruder von Gold. So wird das Metall etwa in Elektrogeräten und Solarpaneelen eingesetzt, wie "SmartAsset" berichtet. Damit könne Silber von aktuellen Trends profitieren, was die Nachfrage und damit auch den Preis in die Höhe treibe. Auch Analysten der US-Großbank Morgan Stanley zufolge stieg der Silberpreis aufgrund seines industriellen Nutzen in Zeiten einer höheren Inflation bislang stärker als etwa der Goldkurs. Zwar sei Silber alleine kein ausreichender Portfolioschutz, fasste Koesterich zusammen, eine Absicherung gegen die Inflation könne der Rohstoff aber anteilmäßig unterstützen.
Bitcoin als Gold-Alternative geeignet?
Im Zeitalter von Kryptowährungen argumentieren aber auch viele Anleger dafür, dass Gold und andere Rohstoffe als Inflationsschutz überholt seien und sich Bitcoin & Co. hierzu deutlich besser eignen würden. Ob sich die digitalen Anlagegüter aber wirklich als Absicherung gegen den steigenden Preisdruck eignen, wird sich Koesterich zufolge erst noch zeigen. "Während die zunehmende Anpassung von Kryptowährungen die Preise weiter in die Höhe treiben könnte, ist der Wert von Bitcoin als Inflationsabsicherung angesichts seiner extremen Volatilität und kurzen Erfolgsbilanz unklar", so der Stratege.
Redaktion finanzen.at
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