08.03.2016 16:20:00

Oddo Meriten: Mario Draghis letzter Versuch?

Oddo Meriten AM Makro-Brief

Volkswirtschaftliche Analysen und Kommentare 

Ausgabe 01/2016: EZB: Mario Draghis letzter Versuch?         

Angesichts einer sich eintrübenden Wirtschaftslage und fallender Inflationsaussichten werden weitere geldpolitische Impulse von der EZB erwartet. Genährt wurden die Erwartungen durch Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, die EZB würde bei der Ratssitzung am 10. März ihren geldpolitischen Kurs „prüfen und ggfs. überdenken”, was als klare Vorankündigung einer Lockerung aufgefasst wurde. 

Mit Blick auf das sich seit Dezember verschlechternde Konjunkturumfeld wird intensiv darüber spekuliert, was Draghi aus seinem imaginären Hut zaubern wird, um die stetig fallenden Inflationserwartungen zu stabilisieren. Im Folgenden werden die Argumente für eine weitere Lockerung zusammen gefasst, mögliche Maßnahmen des EZB-Rats zur Ankurbelung von Wachstum und Inflation skizziert und das jeweilige Für und Wider aufgezeigt. 

Die letzte Senkung des Einlagenzinses auf -0,30% liegt erst drei Monate zurück und das Anleihekaufprogramm (APP) läuft noch weitere 12 Monate. Dennoch wird lebhaft über die nächsten Schritte der EZB spekuliert. Im Nachgang zur letzten Zinssenkung vom 3. Dezember 2015 sagte Mario Draghi, dass der Rat „im Früh-jahr einige der technischen Parameter unseres [APP-]Programms prüfen und ggfs. neu bewerten wird“. Im Januar schlug er einen noch entschlosseneren Ton an: Es sei „erforderlich, unseren geldpoltischen Kurs bei unserer nächsten Sitzung Anfang März zu überprüfen und möglicherweise zu überdenken.“ Somit hat Mario Draghi im Vorfeld der Ratssitzung Spekulationen weiter befeuert. Es ist davon auszuge-hen, dass dies kein Versehen war, sondern angesichts nur schwacher Opposition im EZB-Rat durchaus als Vorankündigung zu verstehen ist.

Angeheizt wurden die Erwartungen weiterer EZB-Lockerungen zudem durch eine deutliche Eintrübung der wirtschaftlichen Lage. So wurden die Wachstums- und Inflationsprognosen global und für die EWU für dieses Jahr von internationalen Organisationen und Volkswirten aus dem privaten Sektor deutlich gesenkt. Bei-spiele dafür finden sich im neuesten OECD-Zwischenbericht zum Konjunkturaus-blick, in der Januar-Umfrage der EZB unter professionellen Prognostikern (SPF) und in dem von Bloomberg ermittelten Konsens unter Volkswirten.

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