10.03.2014 06:45:00
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FRweekly-briefing: Alle Augen auf die Ukraine
Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.
Baader Bank: Krise in der Ukraine ist schwer einzuschätzende Gefahr für Aktienmärkte
Die vergangene Handelswoche war nichts für schwache Nerven: Erst ging es für den DAX drei Prozent auf 9.360 Punkte runter und dann wieder zweieinhalb Prozent nach oben. Und das nur an den ersten beiden Handelstagen. Gegen Wochenmitte erholte sich der Index, ehe er am Freitag wieder deutlich unter 9.500 Punkte fiel. Schuld daran war die Krise auf der ukrainischen Halbinsel Krim. „Die Unsicherheit hat wieder zugenommen“, sagt Rainer Gutermann von der Commerzbank. „Der Umsturz in der Ukraine trägt maßgeblich dazu bei, aber auch Verschwörungstheorien zum Renminbi-Wechselkurs und die Unsicherheit über die US-Konjunktur und den Kurs der Notenbanken.“ Robert Halver von der Baader Bank rechnet zwar nicht mit einer militärischen Eskalation der Lage, warnt aber dennoch: „Die politischen Irritationen in der Ukraine sind eine exogene, schwer einzuschätzende Gefahr für die internationalen Aktienmärkte.“ Grundsätzlich zähle das Land allerdings nicht zu den bedeutenden Schwellenländern. „Insgesamt sollten also auch diese politischen Börsen kurze Beine haben.“ Zunehmende Volatilität müssten Anleger jedoch aushalten.
Doch nicht nur der Konflikt am östlichen Rand Europas verhindert einen Anstieg des deutschen Leitindex: „Anders als in früheren Zyklen haben die Analysten angesichts deutlich besserer ifo-Geschäftserwartungen ihre Gewinnschätzungen für DAX-Unternehmen im Jahr 2014 bisher nicht angehoben, sondern weiter gesenkt“, bemerkt Markus Wallner von der Commerzbank. Dieser negative Trend werde zunächst anhalten, denn die konservativen Ausblicke der Unternehmen in der laufenden Berichtssaison sprächen eher für weitere Abwärtsrevisionen. „Der DAX dürfte sich zunächst weiter volatil seitwärts bewegen“, so Wallner.
DZ Bank: „DAX springt vorerst nicht über Allzeithoch“
Auch bei den technischen Analysten ist die Euphorie verflogen. „Die Indikatoren zeigen derzeit an, dass die Luft eher dünner geworden ist“, räumt Commerzbanker Christoph Geyer ein. Es bleibe in den kommenden Tagen abzuwarten, ob der DAX die nächste Aufwärtsbewegung zu neuen Rekordhochs nutzen könne. Dies wäre wichtig für die weitere Entwicklung des Index. Der Charttechniker bleibt hoffnungsfroh: „Die 10.000er-Marke ist noch immer in Reichweite und von zyklischer Seite her auch im April noch erreichbar.“ Dirk Oppermann von der DZ Bank sieht vorerst keinen Sprung in Richtung 10.000 Punkte: „Mit Blick auf die schwachen Vorgaben wegen der Krim-Krise kann gegenwärtig ein nachhaltiger Ausbruch über das Allzeithoch noch nicht erwartet werden.“ Sollte dies wider Erwarten doch gelingen, dann wären 10.240 Zähler das nächste Kursziel. Werde jedoch die Unterstützung von 9.505 Punkten nicht verteidigt, ergäben sich deutliche Kursrisiken. Exakt diese Marke wurde am vergangenen Freitag gerissen.
Für Jörg Scherer, technischer Analyst der HSBC, sind weitere Abwärtsgefahren ebenfalls noch nicht gebannt: „Dennoch gibt es Anzeichen, die für eine Stabilisierung sprechen. Dazu zählt, dass sich die 90-Tages-Linie bei aktuell 9.336 Punkten den Bären erfolgreich in den Weg gestellt hat und der Leitindex damit auf der Unterseite zunächst unterstützt ist.“ Der Gegenwind für den DAX sei zudem deutlich abgeebbt. „Per Saldo kann der Blick daher weiter nach Norden gerichtet werden.“ Die nächste wichtige Anlaufmarke des Deutschen Leitindex ist für Scherer das Februarhoch bei 9.720 Punkten.
Faber: „Goldpreiskorrektur ist überstanden“
Der Konflikt in der Ukraine, aber auch extreme Wetterbedingungen in Teilen Nordamerikas, Sorgen um das Wirtschaftswachstum in China und die Krise in einigen Schwellenländern, bringen Rohstoffe zurück auf die Agenda der Anleger. „Unsere Rohstoff-ETCs haben in der vergangenen Woche in Summe die höchsten wöchentlichen Mittelzuflüsse seit über einem Jahr verbucht“, freut sich Bernhard Wenger von ETF Securities. Neben Gold setzten Investoren derzeit vor allem auf Silber und Platin. Auch Ole Hansen von der Saxo Bank bemerkt, dass Gold beliebt bleibt: „Viele Händler mussten ihre negativen Prognosen ändern, nicht zuletzt nachdem das gelbe Metall seinen 200-Tage-Durchschnitt geknackt und ein Vier-Monats-Hoch erreicht hatte.“
Wie es mit der Entwicklung des Goldpreises weitergeht, hänge entscheidend von der Entwicklung in den Schwellenländern ab, ist der Schweizer Börsenexperte Marc Faber überzeugt. Die Schlüsselrolle habe China. Denn wie stehe es um die Goldnachfrage des Landes, wenn die chinesische Wirtschaft in eine Rezession falle? „Sollte es zu einer Implosion der chinesischen Wirtschaft kommen, so würde der Yuan deutlich an Wert verlieren und chinesische Investoren würden in einem solchen Moment zumindest einen Teil ihres Kapitals in Gold anlegen.“ Diesem Szenario zufolge steige die Goldnachfrage. Die Goldpreiskorrektur hält der Herausgeber von Gloom, Boom & Doom inzwischen für überstanden, die Fundamentaldaten sprächen für das gelbe Edelmetall: „Im Vergleich zu anderen Anlageklassen zählt Gold derzeit zu den wenigen günstigen Vermögenswerten.“ An den Mittelzuflüssen der großen Goldfonds lasse sich eindeutig erkennen, dass sie die Einstellung der Investoren zum Gold geändert habe.
(PD)
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