16.06.2009 12:51:47

Die besten Emerging Markets-Anleihenfonds

Wien (aktiencheck.de AG) - In der aktuellen Situation sind viele Schwellenländer besser aufgestellt als die westlichen Industrienationen, so die Experten von "e-fundresearch.com".

Die Bankensysteme seien weniger von der Krise kontaminiert und die staatlichen Hilfspakete würden die Inlandsfrage stützen. Es würden im Folgenden die besten globalen Emerging Markets-Anleihenfonds im Vergleich dargestellt:

"Die große Unbekannte und damit die Determinante sämtlicher Asset-Preise ist derzeit die Beurteilung des Ausmaßes und der Dauer der globalen Rezession", bringe es Rinaldo Sperandio, Leiter des Investment Office der LGT Bank (Österreich) AG, auf den Punkt. Er gehe von einer schweren Rezession aus. Eine Erholung solle sich frühestens 2010 einstellen.

Zuletzt hätten Emerging Markets-Anleihen - wie alle risikoreicheren Anlagen - davon profitiert, dass sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau abgezeichnet habe. Nahezu alle Fonds im aktuellen "e-fundresearch"-Ranking hätten seit Jahresbeginn Performancezuwächse im zweistelligen Bereich hingelegt. Der beste Fonds auf Basis der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) über fünf Jahre sei der von Peter Pühringer und Christian Hirschmann gemanagte ZZ1 (ISIN AT0000989090/ WKN 986462). In den letzten fünf Jahren habe er Anlegern eine durchschnittliche jährliche Performance von starken plus 18,11 Prozent gebracht.

Seit Jahresbeginn habe der aktuelle Spitzenreiter ein Performanceplus von immerhin 7,75 Prozent erzielt. Kein Vergleich jedoch zum zweitplatzierten DekaLuxTeam-EM Bond (ISIN LU0350136957/ WKN DK1A32), der eine Wertsteigerung von plus 19,19 Prozent aufgewiesen habe - der stärkste der Assetklasse in den ersten fünf Monaten des Jahres. Ebenfalls stark unterwegs seit Jahresbeginn sei der von Tim Haaf verwaltete Allianz Emerging Markets Bond Fund (ISIN IE0032828273/ WKN 986790) mit einem Performanceplus von 16,09 Prozent. Auf Fünfjahressicht weise er eine durchschnittliche jährliche Performance von 6,65 Prozent auf.

"Die politische und wirtschaftliche Bedeutung der großen Emerging Markets wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen", so Frank Ehrich, Manager des UniEuroRenta Emerging Markets (ISIN LU0149266669/ WKN 622392) aus dem Hause Union Investment. Seit Jahresbeginn habe der Fonds ein Performanceplus von 10,21 Prozent zu Buche stehen. Ehrich lege Wert auf die Feststellung, dass die Schwellenländer zwar in das Fahrwasser der Finanzkrise hineingezogen worden seien, die Krise aber nicht verursacht hätten. Aufgrund ihrer - zum Teil gewaltigen - Devisenreserven hätten einige Länder gute Möglichkeiten, durch die Ankurbelung ihrer Binnenkonjunktur aus eigener Kraft zu wachsen.

"Schwellenländer die von externen Kapitalmärkten abhängig sind, um ihr Wachstum bzw. ihre Leistungsbilanzdefizite zu finanzieren, befinden sich jetzt in einer schwierigen Situation", so Haaf. Die von Institutionen wie IMF, G20, EU oder EZB zur Verfügung gestellten Mittel würden zudem eher fundamental stark aufgestellten Staaten zugänglich sein. Dementsprechend hebe er die Bedeutung von penibler Fundamental- und Länderanalyse hervor. In die gleiche Kerbe schlage auch Simon Lue-Fong, Manager des PF (LUX)-Global Emerging Debt (ISIN LU0170994346/ WKN 789988), aus dem Hause Pictet. Er investiere nach eigenen Angaben bevorzugt in Länder mit guter Finanzpolitik und Zugang zu den Hilfsgeldern.

Ralph M. Gasser, Product Spezialist Fixed Income bei Julius Bär, sehe bei Emerging Markets-Anleihen - wie auch in anderen Assetklassen - extreme Preisanomalien, die sich über Sektoren, Laufzeitensegmente, Emittenten und Instrumente hinweg ziehen würden. "Diese bergen substanziellen Anpassungsbedarf nach oben, aber auch nach unten und stellen entsprechende Chancen aber auch Risiken dar", so Gasser. Das aktuelle Spread-Niveau von +425 Basispunkten würde zumindest auf kurze Sicht nahe einer fairen Bewertung liegen. Aus relativer Bewertungssicht würden ihn Länder aus der "zweiten Reihe" wie Indonesien, Kolumbien, Peru, Uruguay oder Chile immer noch günstig erscheinen. "Mittelfristig sehen wir weiteres Potenzial für nochmals tiefere Risikoprämien bei EM Staatsanleihen", so Gasser.

Laut Sperandio sei die jüngste Verengung zwischen den Renditen von Treasury- und Emerging Markets-Bonds nicht das Ergebnis einer steigenden Nachfrage, sondern auf den Verkaufsdruck bei US-Staatsanleihen und die damit gestiegenen Zinsen zurückzuführen. "Das ist ein Hinweis dafür, dass die starke Erholung bei Schwellenländer-Anleihen allmählich ausläuft", so Sperandio. Für Staaten wie Russland sehe er ein großes Rückschlagpotenzial, da wegen der vielen faulen Kredite eine zweite Krisenwelle drohe. Alles in allem würde ein Spread von unter fünf Prozent angesichts des unsicheren realwirtschaftlichen Umfelds nicht gerade interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten.

Die Emerging Markets-Anleihen-Experten würden derzeit Anleihen in Lokalwährungen gegenüber solchen in Hartwährungen bevorzugen. Interessant finde Union Investments-Fondsmanager Ehrich die "high yielder" unter den Lokalmarktanleihen. "Wir favorisieren Brasilien, Mexiko, Ungarn und die Türkei sowie ausgewählte asiatische Märkte", so Ehrich. Meiden würde er hingegen Kapitalmärkte, die besonders illiquide seien, wie viele afrikanische Märkte. Für Gasser seien in den nächsten zwölf Monaten bei Hartwährungsanleihen höhere einstellige Renditen realistisch. Bei Lokalwährungsanleihen rechne er mit 15 bis 20 Prozent.

Pictet-Fondsmanager Lue-Fong habe derzeit Länder mit höherem Beta im PF(LUX)-Global Emerging Debt übergewichtet. Dazu zähle er etwa Venezuela, Argentinien und Indonesien. Untergewichtet seien der Libanon, China sowie die Türkei. Auch Ehrich habe in seinem Portfolio eine Übergewichtung zugunsten von Ländern mit höherem Beta umgesetzt. Deutlich untergewichtet seien etwa die Ukraine und baltische Staaten.

Haaf konzentriere sich nach eigenen Angaben auf Länder höherer Qualität, die systematisch wichtig seien und bereits in einer starken Verfassung in die Krise gegangen seien wie Brasilien, Mexiko und Russland. Auf der anderen Seite seien derzeit Länder wie Argentinien, Ungarn und die Türkei im Allianz Emerging Markets Bond Fund untergewichtet. Der LGT Multi Manager habe derzeit im Vergleich zur gewichteten Benchmark ein deutliches Untergewicht in Europa zugunsten von Lateinamerika. (Ausgabe vom 15.06.2009) (16.06.2009/fc/a/f)

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