15.09.2023 13:05:00

Risikokompetenz - Noch große Lücken im Wissen der Bevölkerung

Das Bewusstsein für den Eintritt von Risiken - sei das im Bereich Wohnen, Gesundheit, Verlust der Arbeitskraft, Haftung oder auch Internetbetrug - ist bei den Menschen bisher eher schwach ausgeprägt. Risiken sind oft zunächst gar nicht im Bewusstsein verankert, und wenn sie es sind, ist der Glaube verbreitet, dass diese Risiken nicht für einen selbst eintreten werden. Sollte doch ein Schadensfall eintreten, verlassen sich viele darauf, dass der Staat einspringt.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine im Sommer 2023 durchgeführte Umfrage der Vienna Insurance Group (VIG) und des Gallup-Instituts. Befragt wurden dazu 9.000 Personen ab 18 Jahren in den Kernmärkten der VIG: Österreich, Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechien und Ungarn. Die Fragen wurden jeweils zu fünf potenziellen Risikobereichen gestellt: Wohnen, Gesundheit, Verlust der Arbeitskraft, Haftung bei selbst verschuldeten Unfällen und Internetbetrug.

Unter allen neun Ländern waren sich im Schnitt rund zwei Drittel der Befragten der angesprochenen Risiken nur wenig bis gar nicht bewusst, sagte Michael Nitsche, Vizepräsident von Gallup. Von 10 Befragten glauben überdies rund sieben, dass ein Risiko für sie selbst gar nicht eintreten wird. Der finanzielle Schaden eines Risikos wurde jedoch tendenziell hoch eingeschätzt, insbesondere im Bereich Wohnen und Gesundheit schätzten knapp 75 Prozent den potenziellen Schaden als sehr oder eher hoch ein.

"Es ist wichtig zu erkennen, dass das Risikobewusstsein und auch das -verständnis in der Bevölkerung eine große Lücke darstellt", sagte der seit Juli neue Vorstandsvorsitzende der VIG, Hartwig Löger, am Freitag. Auch rund um die Konsequenzen, die sich aus einem eingetretenen Schaden ergeben, gebe es einige Fehlannahmen unter den Befragten.

So seien vor allem bei Schäden im Wohnbereich, Gesundheitsbereich oder im Falle des Verlusts der Arbeitskraft laut der Studie mehr als die Hälfte der Meinung, dass der Staat alle oder zumindest einen Teil der Kosten übernehmen würde. Ein noch größerer Anteil, nämlich rund drei Viertel, wünscht sich, dass der Staat alle oder einen Teil der Kosten übernimmt. In der Praxis sei das jedoch fast nie gegeben, sagte Löger.

Generell seien die Unterschiede in den Ergebnissen der einzelnen Ländern laut Nitsche nicht besonders stark ausgeprägt. Gerade beim Ruf nach dem Staat steche Österreich aber hervor: Hier würden sich 9 von 10 Personen wünschen, dass der Staat die Kosten im Falle des Verlusts der Arbeitskraft trägt. In anderen Bereichen seien es mehr als 50 Prozent. In Folge dieser Fehlannahme würden oft keine Präventionsmaßnahmen treffen.

Der häufigste Grund, keine Vorkehrungsmaßnahmen - wie den Abschluss einer Versicherung - gegen Risiken zu treffen, seien die Kosten. Viele würden aber auch angeben, zu wenig Informationen zu haben. Vor allem hier will Löger ansetzen und im Rahmen von Finanzbildung auch mehr Risikokompetenz in allen abgefragten Kernmärkten zu vermitteln. Für die Wissensvermittlung soll es zielgerichtete Kampagnen für einzelne Zielgruppen geben. Bei der VIG-Tochter Wiener Städtische laufe derzeit beispielsweise eine gezielte Informationskampagne zur Vorsorge für Frauen.

bel/cgh

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