Folgen der Pandemie |
30.06.2020 15:23:00
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COVID-Krise trifft Aktionäre bisher weniger hart als Finanzkrise 2008
In einigen Branchen, von Biotechnologie und Pharma bis zur Telekommunikation, hat der Aktienertrag gemessen an Kursentwicklung und Dividende (Total Shareholder Revenue/TSR) sogar zugelegt. Größte Verlierer sind bisher Reise und Tourismus, Versicherungen, Mode und Luxusgüter sowie Medien. Über alle Branchen lag das Minus 2020 im Schnitt bei 5,7 Prozent - 2008 hatte es nach fünf Monaten ein durchschnittliches Minus von 34,2 Prozent gegeben.
Allerdings ist für die Aktienbesitzer das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wenn sich der Rückgang der verfügbaren Einkommen in den Unternehmenserträgen niederschlägt, werden auch die Firmeneigentümer die Folgen spüren, gibt Lukas Haider, Partner und Wiener Büroleiter von BCG, zu bedenken.
"Die Krise hat die Trends in Richtung Digitalisierung beschleunigt und die Branchen Technologie und Pharma beflügelt. Ich gehe davon aus, dass es zu einer Verstetigung dieses Trends kommt", sagte Haider im Gespräch mit der APA. Viele Unternehmen hätten "zwangsweise gelernt", dass manches auch anders geht. Das werde beispielsweise den Zugang zu Dienstreisen dauerhaft ändern.
Österreich entwickelt sich im globalen Einklang, so die BCG-Analyse. Wie in anderen Märkten wird der Energie-und Versicherungssektor besonders stark belastet. Der Gesundheitssektor kommt am besten durch die Krise. Es habe ihn überrascht, so Haider, dass es kaum regionale Unterschiede gebe. Dabei sei die Wirtschaftsstruktur doch recht unterschiedlich.
Haider geht davon aus, dass im Neuaufbau nach der Krise der Nachhaltigkeitsgedanke bei vielen Unternehmen stärker ausgeprägt sein wird als davor. Etwa wenn es darum geht, welche Werke still gelegt werden. Der "Megatrend" Klimawandel mag zwar derzeit in den Hintergrund getreten sein, die dahinterliegenden Fragen seien aber geblieben. Manche Branchen, etwa die Autoproduktion mit konventionellen Antrieben, könnten das Vorkrisenniveau nie mehr erreichen.
Für die Unternehmen hat Haider vor allem einen Rat: "Rasch handeln, keinen Winterschlaf machen". Nur wer sich jetzt neu aufstelle und nach neuen Chancen Ausschau halte, werde gut durch die Krise kommen. "Ich würde mir wünschen, dass wir viel mehr das 'wir packen es an' hören", so Haider.
(Schluss) tsk/sp
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