Cathie Wood und Warren Buffett unterscheiden sich sehr - was das für Anleger bedeutet

• ARK Innovation ETF lässt Berkshire Hathaway bei Performance alt aussehen
• Wood mit Fokus auf Wachstumsaktien, Buffett setzt auf Value-Titel
• Grundverschiedene Ansätze bedeuten mehr Diversifikation für Anleger

Sowohl Cathie Wood als auch Warren Buffett haben gezeigt, dass sie etwas vom Investieren verstehen. Während der ARK Innovation ETF, der Flaggschiff-Fonds von Woods Investmentgesellschaft ARK Invest, seit seiner Auflegung im Oktober 2014 um rund 500 Prozent zulegen konnte, ging es für die A-Aktie von Berkshire Hathaway, seit Buffett die ehemalige Textilfirma 1969 in ein Investmentvehikel umgewandelt hat, um rund 939.000 Prozent nach oben. Auch wenn das Orakel von Omaha auf eine deutlich längere Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, lief ihm Cathie Wood mit dem ARK Innovation ETF zumindest im vergangenen Jahr den Rang ab. Denn während die Berkshire Hathaway-Aktie 2020 lediglich um 2,4 Prozent zulegen konnte, gewann der ETF von Wood rund 150 Prozent.

Cathie Wood hat sich vor allem durch die starke Performance ihrer ARK-Fonds im Corona-Jahr 2020 einen Kult-Status erworben, der dem von Warren Buffett ähnlich ist, und wird mitunter bereits als "der neue Warren Buffett" bezeichnet. Doch auch die - keineswegs negativ gemeinte - Bezeichnung "Anti-Buffett" zirkuliert für Wood in den Medien. Tatsächlich könnten die Investitionsstrategien der beiden Star-Investoren - trotz einiger weniger Gemeinsamkeiten - kaum unterschiedlicher sein.

Das verbindet Warren Buffett und Cathie Wood

Warren Buffett und Cathie Wood haben beide etwas geschafft, was für einen Investmentmanager recht ungewöhnlich ist: Sie sind zu "Stars" der Investmentbranche geworden und können eine große Schar von Fans hinter sich versammeln. Während diese im Fall von Buffett in normalen Jahren regelrecht zur Berkshire-Aktionärsversammlung nach Omaha pilgern, scharen sich die Fans von Wood in sozialen Medien wie Twitter um ihr Idol. Doch auch bei ihren Investitionen gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den auf den ersten Blick so verschiedenen Börsenprofis. So investieren beispielsweise beide in den Finanz- und den Gesundheitssektor - wenn auch nicht in die gleichen Unternehmen - und sind bei ihren Investments langfristig orientiert. Während Woods Mentor und ehemaliger Professor Arthur Laffer in einem Interview mit "Quartz" angab, es sei der ARK Invest-Gründerin bereits im Studium "nicht um die nächste Woche, den nächsten Monat oder das nächste Jahr" gegangen, sondern "es ging ihr um die Langfristigkeit", lautet eine von Warren Buffetts berühmtesten Aussagen, dass man eine "Aktie, die man nicht zehn Jahre zu halten bereit ist, [...] auch nicht 10 Minuten besitzen" dürfe.

Und so paradox es klingt: Auch die großen Unterschiede in ihrem Investmentstil sind auf eine Gemeinsamkeit zurückzuführen. Denn beide suchen sehr sorgfältig nach lukrativen Investitionen, nur eben jeder in seinem eigenen "Circle of Competence". Der Begriff des "Kompetenzkreis" wurde von Warren Buffett geprägt, der 1996 in seinem Aktionärsbrief auch darlegte, warum es wichtig ist, beim Anlegen innerhalb des eigenen "Circle of Competence" zu bleiben und nur in Aktien beziehungsweise Unternehmen zu investieren, deren Geschäft man auch versteht. Auch bei Cathie Wood ist ein solcher Kompetenzkreis, innerhalb dessen sie sich bewegt, klar erkennbar - nur unterscheidet der sich grundlegend von dem von Buffett.

Cathie Wood vs. Warren Buffett - Growth vs. Value

Cathie Wood konzentriert sich bei allen Fonds von ARK Invest auf Technologien, die das Potenzial zur Disruption und Transformation der Wirtschaft haben. Das spiegelt sich auch im Namen der Produkte wie "ARK Genomic Revolution ETF", "ARK Autonomous Technology & Robotics ETF" oder "ARK Space Exploration and Innovation ETF" wider. Laut "The Motley Fool" schaut sich die Star-Investorin bei der Suche nach interessanten Aktiengesellschaften zunächst an, wie groß der zukünftig adressierbare Gesamtmarkt ist, an den sich eine Technologie richtet. Erst wenn sie langfristig in einem Markt ein gigantisches Wachstumspotenzial sieht, sucht sie nach einem Unternehmen, das mit der entsprechenden Technologie in Verbindung steht und die besten Wachstumsperspektiven besitzt. Astronomisch hohe Bewertungen wie etwa bei Tesla hindern sie dabei nicht an einem Investment. Laut "Quartz" müssen Unternehmen für Woods ARK Invest außerdem nicht profitabel sein und auch absolute Börsenneulinge wie etwa Coinbase kommen für ein Investment in Frage.

Warren Buffett tickt bei seinen Investments hingegen ganz anders. Während Cathie Wood zuerst auf den Markt und das Potenzial einer Technologie blickt, sieht sich Buffett zuerst die einzelnen Firmen an und sucht nach einem unterbewerteten Unternehmen. Dafür nimmt er die Fundamentaldaten unter die Lupe und sucht nach einem intrinsischen Wert, den die Börse aktuell nicht erkennt oder seiner Meinung nach zu gering bewertet. Eine Investition in ein zu hoch bewertetes Unternehmen ist daher für ihn ein No-Go. Anders als Wood, die auf neue Technologien wettet, die das Potenzial haben, ein bestehendes Produkt zu ersetzen oder zu verdrängen und so die Welt zu verändern, bevorzugt Buffett dabei Unternehmen, die bereits eine gute Marktposition sowie Wettbewerbsvorteile besitzen und eine verlässliche Ertrags-Historie aufweisen können. Ihr Geschäftsmodell muss für den 90-jährigen Investor außerdem gut verständlich sein - eben in seinem "Circle of Competence" liegen. Daher steht Warren Buffett auch vielen Tech-Konzernen kritisch gegenüber. So dauerte es beispielsweise lange, bis sich der Star-Investor zu einem Investment in ein Zögern, das er inzwischen offenbar selbst ein bisschen bereut.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Warren Buffett eine Value-Strategie verfolgt - er gilt auch als bekanntester Value-Investor -, während Cathie Wood mittels Growth-Strategie auf Wachstumsaktien setzt. Letztere weisen neben guten Wachstumsmöglichkeiten allerdings oft auch eine hohe Volatilität auf - und performen vor allem dann überdurchschnittlich gut, wenn es am Gesamtmarkt ebenfalls rund läuft. "ARK Fonds sind Bullenmarkt-Geschichten, offensichtlich werden sie in einem Bärenmarkt schlecht abschneiden", so John Rekenthaler, Vize-Präsident der Research-Sparte von Morningstar, gegenüber "Barron's". Die Strategie von Warren Buffett funktioniert hingegen besonders gut in einem Bärenmarkt, wie er selbst in den jährlichen Aktionärsbriefen immer wieder betont. Sein Grundsatz, in unterbewertete Unternehmen zu investieren "sollte zu überlegenen Resultaten in einem Bärenmarkt und zu einer durchschnittlichen Performance in Bullenmärkten führen", heißt es etwa bereits in einem Brief aus dem Jahr 1959.

Unterschiedliche Investmentstile von Wood und Buffett gut für Anleger

Dass der Investmentfokus von Warren Buffet und Cathie Wood so unterschiedlich ist und sich die Strategien in verschiedenen Marktphasen unterschiedlich gut schlagen, können Anleger jedoch zu ihrem Vorteil nutzen. Denn Anleger könnten sich sehr viel Diversifikation in ihr Portfolio holen, wenn sie sowohl in die Berkshire Hathaway-Aktie als auch in einen oder mehrere Fonds von ARK Invest investieren. "Diese beiden Strategien von Warren und Cathie könnten verschiedener nicht sein. Das ist wirklich die Definition von Diversifikation", sagte etwa Stephanie Link vom Vermögensverwalter Hithtower Advisors gegenüber "Quartz". Für Anleger ist es also eigentlich eine gute Sache, dass Cathie Wood ein "Anti-Buffett" ist - zumal so beide auch ihre eigene Daseinsberechtigung haben.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Cindy Ord/Getty Images for Bloomberg Businessweek,Bill Pugliano/Getty Images,istockphoto / EdStock

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