Krypto-Mining |
14.12.2021 22:28:00
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Übermäßiges Schürfen von Bitcoin und Co führt in Kasachstan zu Stromausfällen
• Hilfe von Russland soll Probleme lösen
• Experte äußert Zweifel, ob Krypto-Mining wirklich der Grund für das Energieproblem ist
Krypto-Miner überlasten das Stromnetz
Wie die Financial Times berichtet, hat Kasachstan massiv mit der Stabilität seines Stromnetzes zu kämpfen. In den vergangenen Monaten mussten demnach drei große Kraftwerke im Norden des Landes notfallmäßig abgeschaltet werden. Außerdem sei es in Städten und Dörfern aus sechs Regionen zu Blackouts gekommen. Der Grund für die Überlastung der Energieversorgung sollen zahlreiche Mining-Farmen sein. Seitdem die Volksrepublik China das Schürfen von Bitcoin im Mai dieses Jahres für illegal erklärt hat, sind viele Miner nach Kasachstan umgezogen. Günstige Strompreise und kalte Temperaturen machen die ehemalige Sowjetrepublik zu einem populären Standort. Nach Informationen der Financial Times sollen mindestens 87.849 energieintensive Mining-Computer von China nach Kasachstan gebracht worden sein. Diese extreme Zuwanderung schlägt sich deutlich im Stromverbrauch des Landes nieder. Statt den üblichen Zuwächsen von ein bis zwei Prozent pro Jahr, schätzt das Energieministerium einen Anstieg des Strombedarfs von etwa acht Prozent seit Anfang 2021. Dabei sollen nicht nur die 50 offiziellen und registrierten Krypto-Miner des Landes das Stromnetz strapazieren, sondern auch zahlreiche illegale Schürfer große Mengen an Strom abzapfen. Die Folgen sind schließlich Überlastungen, Energieengpässe und Stromausfälle in ganz Kasachstan.
Kasachstan versucht Stromnetz zu stabilisieren
Um dem exzessiven Energieverbrauch und der Destabilisierung des Stromnetzes entgegenzuwirken, hat Kasachstan bereits einige Maßnahmen für die Verbesserung der Schieflage angekündigt. Sollte es erneut zu Problemen kommen, seien laut dem staatliche Netzbetreiber Kegoc die 50 registrierten Krypto-Miner die ersten, deren Strom rationalisiert oder abgeschaltet werde, berichtet die Financial Times. Außerdem möchte man die offiziellen Miner künftig "stärker" zur Kasse bitten, indem diese im kommenden Jahr 2022 einen Aufschlag in Höhe von einem kasachischen Tenge bzw. 0,0021 Euro pro Kilowattstunde zahlen sollen. Um das Stromnetz nun jedoch akut zu stabilisieren und die Energieversorgung zu sichern, hofft man in Kasachstan auf die Hilfe Russlands. Nach Angaben der Financial Times habe der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak angekündigt, dass russische Unternehmen Kasachstan mit Strom versorgen würden. Der Deal müsse allerdings "auf kommerziellen Bedingungen basieren". Zuvor seien bereits Gespräche von Seiten Kasachstans mit dem Moskauer Energieunternehmen Inter RAO geführt worden. Wann und für welchen Preis Russland Strom an sein südliches Nachbarland liefern könne, sei aber weiterhin unklar. Wahrscheinlich reichen die zusätzlichen Kapazitäten jedoch nicht aus, um die Probleme vollkommen zu lösen. Inter RAO soll laut der Financial Times in einem "idealen Szenario" in der Lage sein 600 MW nach Kasachstan zu liefern, die Stromknappheit könnte hingegen nach aktuellen Schätzungen ein GW erreichen.
Krypto-Mining nur Vorwand um Mängel zu überspielen?
Während Kasachstan die Schuld für die massiven Probleme der Stromversorgung auf die Krypto-Miner schiebt, gibt es aber auch Experten, die Bedenken bezüglich der allgemeinen Tauglichkeit des kasachischen Stromnetzes haben. Luca Anceschi, Professor für Eurasian Studies an der Universität Glasgow, sagte gegenüber der Financial Times, dass der Fokus der Regierung auf sogenannte "graue Miner" lediglich ein Versuch sei, umfassendere strukturelle Probleme wie die mangelnde Wartung des Netzes und die Unfähigkeit, Strom aus dem kohlereichen Norden des Land in den Süden zu transportieren, zu kaschieren. Kurzfristig könne die Hilfe Russlands das Stromproblem lösen, jedoch müsse es eine große Diskussion darüber geben, welche Energiepolitik Kasachstan tatsächlich verfolge. Nach Anceschis Ansicht habe die kasachische Regierung auf der einen Seite das Krypto-Mining als äußerst lukratives Geschäft angesehen, sich aber auf der anderen Seite nicht darum gekümmert "Produktionskapazitäten zu schaffen, die tatsächlich die bestehende oder zukünftige Nachfrage befriedigen können". "Dies ist eines der energiereichsten Länder Asiens", führt Anceschi gegenüber der Financial Times weiter aus. "Auf dem Papier hätte das nicht passieren dürfen."
Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.at
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