Vor Herausforderungen |
22.09.2022 22:12:00
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Können Bitcoin und Co. der Cannabis-Industrie aus der Krise helfen?
• Bankzugang und hohe Steuern kommen zu Legalisierungsunsicherheit hinzu
• Kryptowährungen als Problemlöser?
Seit 2018 ist der Gebrauch von Cannabis in Kanada legal. Das sorgte nicht nur für einen Boom von Unternehmen, die in dieser Branche Geld verdienen wollten, sondern weckte auch Hoffnung auf eine internationale Entkriminalisierung der Pflanze und damit verbundener Produkte. Insbesondere in Kanadas Nachbarland, den USA, hatten Branchenvertreter auf das große Geschäft gehofft, immerhin hatte der Bundesstaat Colorado schon vor rund zehn Jahren Anbau, Verkauf und Konsum von Cannabis legalisiert. Doch dem Vorreiter der Cannabis-Legalisierung folgte nicht wie erhofft das ganze Land - stattdessen gibt es inzwischen einen Flickenteppich an Gesetzen in verschiedenen Bundesstaaten.
Mit diesen Problemen hat die Cannabis-Industrie zu kämpfen
Mit dem Marijuana Opportunity Reinvestment and Expungement Act (MORE-Act) will das US-Repräsentantenhaus Cannabis bundesweit entkriminalisieren. Wird der Gesetzentwurf geltendes Recht, würde Cannabis von der Liste der kontrollierten Substanzen gestrichen, zeitgleich hätten Cannabis-Produzenten, -Verkäufer oder -Besitzer keine strafrechtlichen Sanktionen mehr zu befürchten. Doch im US-Senat ging der Gesetzentwurf bislang nicht durch.
Während die fehlende flächendeckende Legalisierung das offensichtlich größte Problem für die Cannabis-Industrie ist, hat die Branche - insbesondere in den USA - noch mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen.
So ist die Cannabis-Infrastruktur aktuell noch ausbaubedürftig. Dieses Problem wurde bereits nach der Legalisierung in Kanada deutlich, als die Produktion zwar auf Hochtouren lief, es aber an Verkaufsstellen fehlte, um die Cannabis-Produkte schlussendlich unters Volk zu bringen. Der Verkauf erfolgte daher zunächst auf wenig legalen Wegen wie dem Schwarzmarkt - eine Tatsache, die Wasser auf die Mühlen der Legalisierungskritiker goss.
Auch auf Steuerebene ist die Cannabis-Industrie verglichen mit anderen Branchen in den USA zudem benachteiligt: Da Cannabis auf Bundesebene immer noch illegal ist, unterliegt die Branche Abschnitt 280E des Steuergesetzes. Konkret dürften Cannabis-Firmen also keine Geschäftsausgaben bei ihren Steuern geltend machen, was sich massiv auf die Gewinnspannen der Unternehmen auswirkt.
Insbesondere in den USA stehen Cannabis-Verkaufsstätten darüber hinaus vor einem weiteren großen Problem: Dem mangelnden Zugang zum Bankwesen. Denn Unternehmen der Cannabis-Branche sind gezwungen, auf Bargeldbasis zu operieren, da Finanzinstitute für die Erbringung von Dienstleistungen für ein Cannabisunternehmen durch Bundesbankenaufsichtsbehörden bestraft werden. Abhilfe schaffen soll hier ein weiterer Gesetzentwurf, der Secure and Fair Enforcement Banking Act - offiziell bekannt als SAFE Banking Act. Wird dieser geltendes Recht, würden Bankdienstleistungen für legale Cannabis-Unternehmen nicht mehr unter Strafe stehen.
Aktuell liefen die Geschäfte größtenteils über Bargeldtransaktionen, was sowohl ein Sicherheitsrisiko für Ladenmitarbeiter darstelle als auch die Zahlungsmöglichkeiten für Verbraucher einschränke. "Die Cannabis-Banking-Gesetzgebung würde dies ändern", zitierte unlängst Yahoo Finance Live Kim Rivers, die Chefin von Trulieve.
Können Kryptowährungen ein Problem der Cannabis-Branche lösen?
Die Herausforderungen für die Branche sind also vielfältig und müssen auf verschiedenen Ebenen angegangen werden. Was den mangelhaften Zugang zum Bankwesen betrifft, bringen Branchenbeobachter immer wieder Kryptowährungen als möglichen Problemlöser ins Gespräch.
Der Ausschluss vom traditionellen Banksystem könnte umgangen werden, wenn Cannabis-Unternehmen Kryptozahlungen ermöglichen würden. Branchenvertreter könnten dann auf Bargeldtransaktionen verzichten, was auch eine verstärkte Sicherheit für Mitarbeiter mit sich bringen würde, wenn die Einnahmen statt in Bargeldstapeln in den Geschäften virtuell in Kryptowallets verwahrt würden.
Doch obwohl sich mit Krypto und Cannabis zwei ehemals kritisch beäugte Branchen, die inzwischen im Mainstream angekommen sind, zusammentun würden, gibt es auch Punkte, die dagegen sprechen, dass Kryptowährungen als Bezahloption Einzug in Cannabis-Unternehmen halten. Allen voran ist in diesem Zusammenhang die anhaltend große Volatilität am Kryptomarkt zu nennen. Die starken Wertschwankungen würden Cannabis-Unternehmen, die primär auf digitale Währungen setzen, die Planbarkeit ihres Geschäfts deutlich erschweren. Selbst kryptoversierte Einzelhändler seien besorgt über die hohe Volatilität im Kryptobereich: "Sie wollen nicht darüber nachdenken, Kryptowährungszahlungen zu akzeptieren und damit entweder dem Kapitalgewinnrisiko oder dem Risiko ausgesetzt zu sein, dass diese Währungen plötzlich und ohne Vorwarnung ihren Wert verlieren, wenn Steuerzahlungen und Mieten fällig werden", zitiert Coindesk Khurshid Khoja, den Co-Vorsitzenden für Politik bei der National Cannabis Industry Association.
Hinzu kommt, dass die Transaktionskosten im Kryptobereich noch immer so hoch sind, dass Bitcoin & Co. zumindest für kleinere Unternehmen mit überschaubaren Einnahmen keinen adäquaten Bargeldersatz darstellen.
Darüber hinaus können zwei der Hauptprobleme, denen sich die Krypto-Branche gegenüber gestellt sieht, nämlich die hohe Steuerlast aber auch der erschwerte Zugang zu gewerblichen Krediten, auch durch den Einsatz von Kryptowährungen nicht gelöst werden. Diese Herausforderungen können nur auf politischer Ebene bewältigt werden und dürften für Branchenvertreter vorrangig sein.
Trotz Gemeinsamkeiten von Cannabis- und Kryptobranche muss daher wohl zunächst auf Gesetzesebene der Weg freigemacht werden, um der Branche aus der Krise zu helfen.
Redaktion finanzen.at
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