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Abrechnung mit Kryptos |
05.03.2021 23:14:00
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Dr. Doom über Bitcoin: "Selbst Familie Feuerstein hatte ein durchdachteres Geldsystem"
• Kryptos als "Währung" oder "Vermögenswert" zu bezeichnen wäre falsch
• Digitale Coins sind weder skalierbar noch sicher, gerecht oder dezentralisiert
Der Bitcoin erlebte in den vergangenen Wochen einen neuen Hype. Selbst mit einem aktuellen Kurs von rund 49.000 US-Dollar, der deutlich unter dem im Februar erreichten Allzeithoch von mehr als 58.000 US-Dollar liegt, ist die Digitalwährung rund doppelt so viel wert wie noch zu Jahresbeginn (Stand: 4. März 2021). Einen Grund für den Höhenflug des Bitcoin lieferte der US-Autobauer Tesla, der in das digitale Geld investierte und ankündigte, es schon bald als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Aber nur weil Tesla-Chef Elon Musk alles auf den Bitcoin setzt, heißt das nicht, dass andere das genauso machen sollten, warnt der bekannte US-Wirtschaftswissenschaftler Nouriel Roubini - und rechnet in einem Gastbeitrag für die "Financial Times" mit virtuellen Währungen ab.
Dr. Doom: Die Bitcoin-Blase ist schlimmer als die Tulpenmanie
"Behauptungen, dass Bitcoin das neue 'digitale Gold' sei, ernähren eine neue Blase in dieser und anderen Kryptowährungen", schreibt Roubini in seinem Artikel für das Wirtschaftsmagazin. Dabei sei der Hype um Kryptos "schlimmer als die Tulpenmanie", also die erste große Spekulationsblase, die Mitte des 17. Jahrhunderts platzte. Blumen hätten damals und heute wenigstens noch einen Nutzen gehabt, so der auch als Dr. Doom bekannte Ökonom. Einen solchen sieht er beim Bitcoin und anderen Cybercoins jedoch nicht. Daher geht er davon aus, dass die Blase irgendwann platzen werde, so wie es auch schon beim letzten Mal der Fall war, als der Bitcoin innerhalb weniger Monate bis auf 20.000 US-Dollar angestiegen war - nur um dann Ende 2018 wieder auf 3.000 US-Dollar herunterzukrachen.
Cybercoins wird Rang als Währung oder Asset abgesprochen
Roubini stellt sich auch gegen die Bezeichnung von Bitcoin und Co. als "Währung" oder "Vermögenswert". Dabei handele es sich seiner Meinung nach um "Fehlbezeichnungen". Wie der Experte aufzählt, bieten Vermögenswerte normalerweise einen Ertragsstrom, dienen einem bestimmten Zweck oder besitzen einen anderen Nutzen. So biete Gold zwar keinen Ertrag, habe aber einen industriellen Nutzen und außerdem eine erwiesene Nützlichkeit als "Wertspeicher und Absicherung gegen Inflation, Geldentwertung und Tail-Risiko". Das alles fehle den virtuellen Coins. Sie böten keinen Ertrag und ihre Nützlichkeit als Absicherung gegen die Tail-Risiko genannten Extremverluste sei unbewiesen, so Roubini.
Auch die Eigenschaften einer Währung können Kryptos laut dem Wirtschaftswissenschaftler nicht aufweisen. So seien Bitcoin und Co. keine Verrechnungseinheit, da faktisch keine Preise in Kryptowährung angegeben werden. Selbst auf einigen Kryptokonferenzen könne man seiner Erfahrung nach den Eintritt nicht mit Bitcoin und Co. bezahlen. Auch als stabile Wertaufbewahrung seien die Digitalwährungen aufgrund ihrer hohen Volatilität nicht geeignet. So könne etwa die Gewinnmarge eines Händlers innerhalb von Stunden komplett ausradiert werden - sofern er eine digitale Währung zur Bepreisung seiner Waren benutzen würde. Aber wie Roubini anmerkt, werden Bitcoins ohnehin "kaum von seriösen Firmen als Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen genutzt, obwohl Tesla angekündigt hat, sie akzeptieren zu wollen".
Insgesamt stellt das Krypto-Universum mit seinen vielen verschiedenen Token, deren Wert nicht in einer einheitlichen Weise angegeben werde, für Roubini beim Zahlungssystem einen riesigen Rückschritt dar, nämlich die "Rückkehr zum Tauschhandel". "Die Familie Feuerstein hatte ein anspruchsvolleres Geldsystem basierend auf einer Vergleichsgröße: Die Zeichentrick-Höhlenmenschen benutzten Muscheln", so der Wirtschaftswissenschaftler.
Nouriel Roubini zerpflückt Argumente von Krypto-Befürwortern
Auch weitere Punkte, die normalerweise von Krypto-Fans als Argument für Bitcoin und Co. vorgebracht werden, nimmt sich Roubini in seinem Gastbeitrag für die "Financial Times" vor. So werde oft behauptet, dass Digitalwährungen das Finanzsystem dezentralisieren, einen gerechteren Zugang zu Finanzdienstleistungen ermöglichen und die Armen reich machen würden, schreibt Roubini. Das sei aber nicht so. Stattdessen fänden 99 Prozent des Bitcoin-Tradings an zentralisierten Börsen statt, die gehackt werden könnten. Bei vielen Cybercoins hätten außerdem die ursprünglichen Programmierer viel Macht über ihre Schöpfung und könnten beispielsweise einfach Transaktionen rückgängig machen, die eigentlich angeblich unveränderlich sein sollten, so der Finanzexperte. Außerdem sei der Bitcoin weder fair noch gerecht, wenn wenige Wale einen Großteil der verfügbaren Coins besitzen und oligopolistische Schürfer den Großteil des Bitcoin-Minings kontrollieren würden, die oft außerhalb von westlichen Rechtsstaaten tätig seien. Daneben seien die Transaktionen auch nicht anonym, da die zugrundeliegende Blockchain-Technologie die Nachverfolgung von Zahlungen möglich mache.
Traditionelle Finanzsysteme seien zwar auch nicht anonym oder dezentralisiert, sie seien aber wenigstens sicher und skalierbar, so Roubini. Werde beispielsweise eine Kreditkarte gestohlen oder ein Bankkonto gehackt, werde der Betroffene entsprechend entschädigt. Sollte ein Krypto-Besitzer allerdings seinen Private Key verlieren - egal ob durch Diebstahl oder eigene Schusseligkeit - sei sein gesamtes Krypto-Vermögen weg. Auch die Skalierbarkeit lasse bei einigen Kryptos zu wünschen übrig. So ermögliche Bitcoin laut Roubini fünf Transaktionen pro Sekunde, während im Visa-Netzwerk 24.000 Transaktionen pro Sekunde abgewickelt werden könnten.
Vernichtendes Urteil: Der Wert des Bitcoin müsste negativ sein
Aufgrund der genannten Punkte spricht Dr. Doom den Kryptowährungen jeglichen Nutzen als Zahlungsmittel oder Wertspeicher ab. Sein Urteil für den Bitcoin fällt sogar besonders vernichtend aus: Der "fundamentale Wert des Bitcoin ist null und wäre negativ, falls eine richtige CO2-Steuer für seine massiv umweltverschmutzende, energieverschlingende Produktion fällig würde", schreibt Roubini. Er ist sich daher sicher, dass die Bitcoin-Blase platzen wird.
"Der riskante, volatile Bitcoin gehört nicht in das Portfolio von seriösen institutionellen Investoren", so Roubini weiter. Wer eine Absicherung gegen Inflation, Geldentwertung und extreme finanzielle Risiken suche, sei seiner Meinung nach mit Gold, Inflationsindexierten Anleihen, Rohstoffen, Immobilien oder sogar Aktien besser dran.
Redaktion finanzen.at
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