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Digitales Geld |
01.12.2013 03:00:02
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Bitcoins: Zocken mit Internetzaster
Buddy haut den Lukas.“ Die Pose von Aaron Jackson-Wilde und Scott Robinson erinnert ein wenig an Bud Spencer und Terence Hill in ihrem verfilmten Prügelklamauk. Ansonsten haben die Computerfreaks aus dem kalifornischen Silicon Valley, die sich „Miner“ oder „Schürfer“ nennen, mit dem Filmduo wenig gemeinsam. Sie sind eine Art Digital-Alchemisten. Im Austausch mit anderen machen sie im Internet aus Mathematik digitale Münzen, sogenannte Bitcoins.
Was nach Hokuspokus im Netz klingt, ist eine Kette gelöster Rechentransaktionen. Jeder Bitcoin-Schürfer fügt seine Rechentransaktion mit seiner persönlichen Signatur als nächstes Glied an eine Zahlenkette, nachdem andere Miner die Transaktion beglaubigt haben. Im Gegenzug bekommt der Schürfer von anderen Nutzern eine zuvor festgesetzte Belohnung. „Bitcoins stellen unzweifelhaft einen elektronisch gespeicherten monetären Wert dar, werden aber nicht gegen Zahlung eines Geldbetrags ausgestellt, sondern gegen Rechnerleistung ausgegeben“, verdeutlicht Pia Leonhardt, Rechtsanwältin bei der Kanzlei CMS Hasche Sigle in Frankfurt.
Mögen die Computerfreaks die Digitalmünzen aus dem Zahlensalat schürfen, das Geld scheffelten am vergangenen Dienstag clevere Anleger. Auf Mt.Gox, der weltweit zweitgrößten Bitcoin-Tauschbörse, schoss der Wechselkurs kurzzeitig auf 900 US-Dollar hoch, nachdem durchsickerte, dass Rechtsexperten bei einer Anhörung vor dem US-Senat Bitcoins als „legitime Finanzdienstleistung“ einstuften.
Inflation unmöglich
Das war wie ein Ritterschlag. Denn bisher galten Bitcoins als Anarcho-Währung. Das Werk anonymer Hacker, die auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 erstmals Digitalmünzen schufen und das Geldmonopol der Zentralbanken unterwanderten. Allein Angebot und Nachfrage sowie die Rechnerleistung bestimmen die Geldmenge. Im herrschaftsfreien Internet gelten mathematische Gesetze.
Weil sich jede rechnerisch geprägte Digitalmünze online in einem Zahlungsverzeichnis sauber nachweisen lässt, gelten Bitcoins als fälschungssicher. Blüten wie beim Papiergeld? Fehlanzeige! Manipulieren lässt sich das Geldsystem aber leider doch. Hacker können Original-Transaktionsblöcke imitieren, wie Forscher der New Yorker Cornell University nachwiesen.
Zudem dauert es bei immer mehr zirkulierenden Bitcoins immer länger, bis die Rechner neue schürfen. Ohnehin können die Miner nicht aus dem Vollen schöpfen. Die Algorithmen sind so konstruiert, dass nicht mehr als 21 Millionen Bitcoins in Umlauf gebracht werden können.
Dieser Kontrast zum beliebig vermehrbaren Papiergeld der Notenbanken ist der Grund, warum gerade in der Staatsschuldenkrise Bitcoins für viele Nutzer attraktiv sind. Auch immer mehr Händler akzeptieren die Internetwährung als Zahlungsmittel. Das Online-Auktionshaus Ebay, selbst mit dem Internetbezahldienst PayPal im Geschäft, kündigte an, künftig Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren.
In China, einem der Vorreiterländer in Sachen Bitcoins, ist man bei der Währung aus dem Netz schon weiter. Baidu, das größte Internetportal des Landes, akzeptiert Bitcoins bereits als Zahlungsmittel. Und ein Ableger der US-Beteiligungsgesellschaft Lightspeed Venture Partners verpasste der Tauschbörse BTC China in Shanghai eine Kapitalspritze von fünf Millionen US-Dollar, damit der Platzhirsch unter den Bitcoin-Börsen weiter wachsen kann.
Starke Kursausschläge
Bei aller Euphorie darf man eines nicht vergessen: Die Währung ist ein heißes Eisen. Wegen der starken Kursausreißer nach oben und unten können sich Anleger leicht die Finger verbrennen. So stürzte nach der Anhörung im US-Senat der Preis für einen Bitcoin wieder von 900 US-Dollar auf unter 500 US-Dollar ab. Solche Kurskapriolen erinnern einerseits an die Dotcom-Hausse zur Zeit des Neuen Marktes. Andererseits teilen Bitcoins auch Eigenschaften von Gold. So wie das Edelmetall sind die digitalen Münzen rar und tauschbar. „Bitcoin-Mining ist der neue globale Goldrausch“, schreibt das Computer-Magazin „c’t“.
Privatanleger sollten beim Kauf von Bitcoins in den Tauschbörsen bedenken, dass die Abwicklung bis zu zwei Tage dauern kann. Die extremen Kursausschläge in der Zwischenzeit sollte jeder berücksichtigen. Lukrativer ist der Handel mit Kursdifferenzkontrakten. Die Broker sind verpflichtet, die sogenannten Contracts for Difference (CFDs) zum aktuellen Kurs abzukaufen.
Wenn Anleger Geld verdienen, wird auch der Fiskus hellhörig. Bitcoins sind hierzulande kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern gelten als „privates Geld“ und Rechnungseinheit. Das hat auch Folgen für die Besteuerung. „Werden Euro in Bitcoins umgetauscht, wird damit das Wirtschaftsgut Bitcoin angeschafft. Der Rücktausch der Bitcoins in Euro innerhalb eines Jahres nach der Anschaffung ist ein privates Veräußerungsgeschäft“, heißt es beim Bundesfinanzministerium (Az. IV C 1-S 2256/0-01). Verkäufe nach der einjährigen Haltefrist sind also steuerfrei. „Dies ist ein deutlicher Vorteil im Vergleich zu den unabhängig von der Haltedauer abgeltungsteuerpflichtigen Einkünften aus Kapitalvermögen“, verdeutlicht Rechtsanwältin Leonhardt. Auch die wachsende Akzeptanz der Bitcoins im Zahlungsverkehr dürfte dem Fiskus ein Dorn im Auge sein. Schließlich lässt sich bei Einzahlungen und Überweisungen mit Bitcoins für ermittelnde Behörden bisher nicht erkennen, wer dahintersteckt. Das Schürfen der digitalen Münzen im Netz ist zwar im Zahlungsverzeichnis dokumentiert und die Bitcoin-Adressen der Miner sind bekannt. Doch wer sich letztlich dahinter verbirgt, ist schwer zu ermitteln. Deswegen nutzen Drogenbarone und Waffenhändler Bitcoin-Marktplätze bisher als Geldwaschanlage. Aus dieser Schmuddelecke wollen Tauschbörsen nun raus. Den beiden Schürfern aus dem Silicon Valley kann das nur recht sein.
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Devisenkurse
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Dollarkurs |
1,1433
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Britische Pfund |
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0,03
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Schweizer Franken |
0,9339
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-0,18
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Hongkong-Dollar |
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