Interessante Umfrage |
09.05.2015 03:00:02
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CFDs: Mit viel Wissen ins Risiko
Wer Contracts for Difference (Differenzkontrakte) kauft, gilt häufig als Zocker. Ein anderes Bild zeichnet eine Umfrage des Finanz-Forschungsinstituts Research Center for Financial Services im Auftrag des CFD-Verbands. Sie zeigt, dass es sich um hervorragend informierte Anleger handelt, die einen hohen Wissensstand in Bezug auf Geldanlagen haben. Befragt wurden 1.000 repräsentative Anleger aus der Bevölkerung und 1.649 CFD-Trader.
Mit Differenzkontrakten setzen Investoren meist mit hohen Hebeln auf Indizes, Devisen, Aktien oder Rohstoffe. Dabei können sie den Basiswert zu einem Bruchteil des tatsächlichen Werts erwerben, also mit kleinen Geldsummen, was große Hebel ermöglicht. Das schafft hohe Gewinnchancen, kann aber auch zu gewaltigen Verlusten führen. Geht die Spekulation nicht auf, können Anleger wegen der Nachschusspflicht bei CFDs sogar deutlich mehr verlieren, als sie eingesetzt haben.
Die Risiken sind den CFD-Tradern aber offenbar bewusst. Denn mehr als 75 Prozent der CFD-Käufer stufen ihr Wissen Wertpapiere und Aktien betreffend als gut ein, während nur ein Viertel der Bevölkerung das tut. Mehr als 60 Prozent der Trader bescheinigen sich bei Hebelprodukten gute Kenntnisse, bei den normalen Investoren sind es gerade mal elf Prozent. Das Know-how wirkt sich offenbar auf Risikoeinschätzung und -bereitschaft aus. Ein Drittel der CFD-Trader ist der Ansicht, dass sie alle Gefahren kennen. Nur elf Prozent der Standardanleger zeigen dagegen so viel Selbstbewusstsein.
58 Prozent der Trader schätzen sich als risikobereit ein, während sich in der Bevölkerung allgemein nur sechs Prozent so eingruppieren. Selbst bei den Aktienanlegern sind es nur 13 Prozent.
Das spekulativere Anlageverhalten führt wohl auch dazu, dass 73 Prozent der CFD-Fans ein Money- oder Risikomanagement anwenden. Dazu zählen Stop-Loss- und andere Stopp-Varianten, aber auch der Einsatz von nur geringen Summen pro Position. Zwei Drittel meiden Märkte, die ihnen nicht vertraut sind. "CFD-Anleger wissen, was sie tun", sagt Studienleiter Jens Kleine. "Sie sind sich über die Risiken der Anlageklasse im Klaren", schlussfolgert er.
Selbst ist der Mann
Entsprechend hoch ist die Quote der Selbstentscheider unter ihnen. 60 Prozent lassen sich nie bei ihrer Anlageentscheidung von Banken oder Vermögensverwaltungen beraten. Bei Standardinvestoren sagen das nur knapp 20 Prozent und sogar bei Aktienkäufern nur 22 Prozent. Auch auf den Austausch mit Freunden und Bekannten vertrauen nur zwölf Prozent der CFD-Fans, bei Aktionären sind es immerhin 33 und in der Gesamtbevölkerung 27 Prozent.Umso wichtiger ist den CFD-Anhängern der Kontakt mit Gleichgesinnten in Finanzblogs und Börsenforen. Fast 48 Prozent nutzen sie, während nur gut 28 Prozent der Aktionäre und zwölf Prozent der sonstigen Anleger sich dort tummeln. Daher ist es nicht erstaunlich, dass Trader viel öfter Finanznachrichten aus Social-Media-Diensten und Apps beziehen als andere Investoren.
Diese Affinität gegenüber neuen Medien führt dazu, dass 38 Prozent der CFD-Fans Smartphones und Tablets zum Handeln nutzen. Die beliebtesten Funktionen sind Kontrolle und Schließen offener Positionen und der ständige Nachrichtenfluss. 86 Prozent der Trader informieren sich täglich über das Thema Finanzen, in der Bevölkerung sind es gerade einmal 14 Prozent, bei den Aktienbesitzern immerhin 35 Prozent.
Noch wichtiger als aktuelle Finanznachrichten, die für die Hälfte der CFD-Freunde Grundlage für ihre Anlageentscheidung sind, ist dafür die Charttechnik. 87 Prozent der Trader sind "kurven- und liniengläubig".
Dabei bewegen sie hohe Summen. Das Kontraktvolumen liegt im Mittel bei je 9.874 Euro bei 4,5 Orders täglich. Die Zeit dafür nehmen sie sich. Durchschnittlich gut drei Stunden am Tag an 4,1 Tagen pro Woche ist ein Trader aktiv. Den Schnitt nach oben treiben wohl die gut acht Prozent der Trader, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
In der Studie fehlen Angaben dazu, wie viele CFD-Fans erfolgreich handeln. Auch Ex-Trader, die inzwischen wegen hoher Verluste oder aus anderen Gründen nicht mehr aktiv sind, werden nicht erfasst. Das ist eine Schwäche der Untersuchung, die dennoch gute Einblicke in das Anlage- und Informationsverhalten der CFD-Händler gewährt.
Wenn Sie mehr über das Thema CFDs erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
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